Der Hühnerschreck von Himmelkron

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Lucy sieht aus, als ob sie kein Wässerchen trüben könnte. Wenn sie nur nicht so gerne auf die Jagd nach Hühnern ginge ... Foto: Privat Foto: red

Der letzte Hahn war einer zu viel: Jack-Russel-Hündin Lucy hatte schon neun Luxus-Hühner auf dem Nachbargrundstück gerissen. Als sie auch noch den stolzen Hahn fressen wollte, war es dem Nachbarn (58) zu viel: Er warf eine Mistgabel auf die Räuberin. „Ich wollte mein Eigentum verteidigen.“ Hund verletzt, Hahn tot, Nachbarschaftssegen schief.

 
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Nur noch wenige Hühner laufen durch das Gehege hinter dem Nachbarhaus. Manchen fehlen ein paar Federn, auch ein Hahn sieht ziemlich gerupft aus. „Das war der Hund“, sagt der Nachbar, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Viermal war Lucy unterm Zaun durchgeschlüpft, viermal hatte sie gefangen, was ging. Am Ende standen neun Hühner und eine Ente auf ihrer Opferliste. Auch der Hahn hat ihren Angriff nicht überlebt, den der Nachbar mit dem Wurf einer Mistgabel eigentlich retten wollte. Dabei hatte er lange zugesehen und viel Geduld gehabt. „Ich wollte immer Frieden mit den Nachbarn.“ Aber als er die wilde Lucy mit seinem Hahn im Maul sah, ging der Beschützer-Instinkt mit ihm durch. Jeder habe das Recht, sein Eigentum zu verteidigen, sagt er. Auch mit der vierzackigen Mistgabel. Die Tierarztrechnung von 153,25 Euro zahlt er. „Die kann die Nachbarin von den 455 Euro für die Hühner abziehen.“

So viel für ein paar Hühner? „Es sind besonders wertvolle“, sagt der Besitzer. Zwerg-Wyandotten heißen die kleinen Dinger im schwarzen Federkleid mit zartem weißem Rand. Auf Ausstellungen bekommen die Hühnchen öfter 95 Punkte. Nobel-Klasse also bei einer möglichen Bestnote von 97 Punkten. „Ein Tier setze ich bei etwa 60 Euro an“, sagt er, damit liege er sogar noch weit unter dem Höchstpreis.

Hündin Lucy, sechs Jahre alt, war völlig egal, wie wertvoll die Tiere in Nachbarsgarten sind, denn in ihr schlummert ein Jagdhund-Antrieb. Das weiß ihr Frauchen Jana K. (31), die vor kurzem ins Haus nebenan gezogen ist.

„Als wir eingezogen sind, habe ich mehrfach angeboten, den Zaun des Nachbarn zu spannen und erneuern, denn der hing schlaff herunter“, sagt Jana K. Sie behauptet, er habe abgelehnt. Tatsächlich aber hat der Nachbar doch einen neuen Zaun eingezogen. Der aber nützte gar nichts, denn Lucy schlupfte unten durch.

Jana Keil wirft dem Nachbarn vor, auf den wildernden Hund mehrfach eingestochen zu haben. Ein Foto aus der Tierklinik zeigt vier Einstiche im Rücken des Tieres. Sie zeigte den Nachbarn an. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken spricht von einer Art Notwehr. Tatsächlich habe der Nachbar das Recht, seine Hühner „mit angemessenen Mitteln“ zu verteidigen. Ob er über das Ziel hinausgeschossen ist, das muss im Notfall ein Gericht entscheiden.

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