Der Geistersupermarkt

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Seltenes Phänomen in der Stolzingstraße: Auf einen jahrelangen Leerstand einer großen Immobilie folgt so etwas wie ein Vollstand: Eine Tedi-Filiale ist seit Monaten voll eingeräumt. Aber: der Markt macht nicht auf. Die Informationen sind dünn. Dafür ist die Frequenz nicht schlecht: Von Kunden, die kommen, und unverrichteter Dinge wieder abziehen. Eine Spurensuche.

 
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Der Parkplatz lädt ein: Viel Platz. "Für Kunden" des Tedi-Marktes steht auf den blauen Schildern auf den offensichtlich frisch gestrichenen weißen Wänden. Fährt man auf den Markt zu, sieht er aus, als wäre er offen. Durch die mit einer Art Sonnenschutzfolie abgeklebten Scheiben glimmt recht spärlich Neonröhrenlicht. Die Szene wiederholt sich am Montagvormittag immer wieder: Potenzielle Kunden, die auf den Markt zugehen, dessen Automatiktüren aber stoisch zu bleiben. Kunden, mit Geldbeutel in der Hand, die rein wollen. Aber dann einen großen handgeschriebenen Zettel lesen, auf dem handschriftlich geschrieben steht, dass "sich die Neueröffnung dieser Filiale auf unbestimmte Zeit verzögert". Sobald ein Termin vorliege, werde man die Kunden "sofort darüber informieren". Kunden, die inzwischen mit dem Geldbeutel in der Hand wieder abziehen.

Der Markt scheint startbereit

Der Markt scheint startbereit. Die Regale, auf die man einen Blick erhaschen kann, sind komplett bestückt. Süßigkeiten, Aufkleber für Postkarten, Haushaltsartikel, Schreibwaren. Wie in den rund 1700 Läden des laut Internetseite des Unternehmens 2004 gegründeten Filialisten mit Hauptsitz in Dortmund. Warum der Markt nach einer eifrig vorangetriebenen Renovierung im vergangenen Jahr nicht offen hat, fragen sich viele im Hussengut. Seit Ende 2011 bis Mitte vergangenen Jahres hatte das Gebäude leergestanden. "Keiner weiß was", sagt der Distriktvorsteher Manfred Müller auf Anfrage unserer Zeitung. "Die Meinungen darüber gehen auseinander." Anders als Anwohner wie zum Beispiel Nicklas Weber, der sich an den Kurier gewandt und geschrieben hatte, "dass sich viele tagtäglich über den Markt wundern", der seit Wochen nicht öffnet, sagt Müller: Er und andere Bürger aus dem Hussengut hätten sich vom Grundsatz schon "gewundert, was ein Tedi hier will. Von den Kunden her gibt es an sich nur die Anwohner. Laufkundschaft gibt es hier oben doch nicht. Höchstens die, die Richtung Krankenhaus fahren". Er habe sich vor einiger Zeit mal "bei der Stadt beschwert wegen Dreck vor dem Markt, aber das hat sich erledigt", sagt Müller.

Stadt wartet auf Informationen

Etwas Licht ins Dunkel bringt die Antwort der Stadtverwaltung. "Der Vorgang Tedi-Markt in der Stolzingstraße ist bei der Stadt Bayreuth bekannt", sagt Joachim Oppold, Pressesprecher der Stadt, auf Kurier-Anfrage. Das Bauordnungsamt der Stadt habe sich "bereits vor mehreren Wochen mit dem Unternehmen in Verbindung gesetzt", sagt Oppold, und um Infos sowie Unterlagen gebeten, "aus denen ersichtlich wird, welche Art von gewerblicher Nutzung in den fraglichen Räumen in der Stolzingstraße von der Firma Tedi beabsichtigt ist". Die geforderten Infos würden der Stadt "bis heute nicht" vorliegen, sagt Oppold am Montag. "Eine Eröffnung des Marktes zeichnet sich ebenfalls nicht ab."

"Die haben gar nicht aufgemacht"

Wie Oppold weiter sagt, liege der Markt "im Geltungsbereich eines rechtsverbindlichen Bebauungsplans, der dort ein allgemeines Wohngebiet festsetzt. Zulässig sind hier Angebote der Lebensmittel-Nahversorgung" - also wohl eher nicht das Sortiment, das Tedi in der Stolzingstraße anbietet. Die Stadt, sagt Oppold auf Nachfrage, habe aber die Schließung des Marktes nicht betrieben. "Die haben gar nicht aufgemacht."

Tedi: "Stehen in den Startlöchern"

Wie es weitergeht mit dem Geistersupermarkt im Hussengut weiß man offenbar bei Tedi selbst nicht so genau: "In der Tat stehen wir in den Starlöchern", schreibt ein Pressesprecher auf eine erste Anfrage unserer Zeitung bereits im Februar. "Aufgrund einiger formaler Gegebenheiten, die nicht in unserer Hand liegen, verzögert sich die Filialeröffnung leider noch etwas." Eine erneute Nachfrage bei Tedi ergibt jetzt folgende schriftliche Antwort: "Aufgrund von laufenden Gesprächen können wir aktuell keine Angaben zu diesem Standort machen." Man werde aber "gerne Bescheid" geben, "sobald es Neuigkeiten zu der Filiale in Bayreuth gibt". Zur Standortwahl für den Markt im Hussengut schreibt die Tedi-Pressestelle auf Anfrage unserer Zeitung: "Wichtige Kriterien, die wir an ein mögliches Objekt, einen möglichen neuen Standort stellen, sind zum Beispiel ein Einzugsgebiet von mehr als 20.000 Einwohnern und ein zu uns passendes Handelsumfeld." Sobald man diese Kriterien erfüllt sehe, "ziehen wir Objekte in eine engere Standortwahl ein".  

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