Der erste Wochenmarkt in der Rotmainhalle

Von Renate Allwicher

"Dunkler Schlund" sagten manche Kunden zur alten Rotmainhalle, berichtet Marktbeschicker Thomas Konrad. Und dass sie gar nicht dorthin zurückwollten. Am Samstag sah es anders aus. Von wegen dunkler Schlund! Warm, hell und freundlich war's beim ersten Wochenmarkt an alter Stelle - in der frisch renovierten Rotmainhalle.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Es ist Winter. Wer sich am Samstagmorgen auf den Weg in die Rotmainhalle machte, zum ersten Wochenmarkt an alter Stelle, brachte Schneeflocken auf dem Jackenkragen mit. Brillenträger mussten sich erst einmal die Sicht auf die frisch renovierte Halle frei putzen, und die Kinder, die begeistert die vielen bunten Linien auf dem neuen Fußboden abliefen, waren dick verpackt in Schneeanzüge. Ihre Eltern diskutierten unterdessen, zu welcher Sportart die vielen Kringel wohl gehören.

Die neuen Fluchtwege sind breiter

Aber egal: Für den Wochenmarkt zählen nur die schnurgeraden gelben Striche. Die markieren die neuen Standgrenzen, sorgen dafür, dass zwischen den Verkaufstischen genug Raum bleibt, auch für den Notfall. „Manch einer von uns, auch ich, musste sich ein wenig verkleinern, damit wir die Vorgaben für die Fluchtwege einhalten“, erklärt Jürgen Schmidt von der Gärtnerei Schmidt, dessen Familie seit jeher beim Bayreuther Wochenmarkt verkauft.

Einige Marktbeschicker machen noch Winterpause

Die breiteren Gassen sind nur ein Grund dafür, dass es in der renovierten Halle luftiger, heller und freundlicher sei als früher, sagt Thomas Konrad, der Vorsitzende des Wochenmarktvereins. Einige Beschicker seien noch in der Winterpause – der Freiraum, den die Kinder genießen, werde sich im Frühjahr wieder füllen –, und die baulichen Veränderungen trügen auch ihren Teil bei. „Manch ein Kunde am La Spezia-Platz hat uns gesagt, er wolle gar nicht in den dunklen Schlund zurück“, berichtet Konrad: „Aber den dunklen Schlund gibt es jetzt so gar nicht mehr.“

Der Schal kommt zu Karotten und Petersilie

Die Decken sind teilweise hell verkleidet, die Wände frisch und hell gestrichen. „Der Fußboden ist so schön, dass ich eigentlich gar nicht mit den nassen Stiefeln darauf herumlaufen möchte“, sagt eine Frau zu einer anderen, die gerade einen Korb über die Gemüsestiegen reicht. „Zwei Bund Karotten und ein Mal Petersilie, bitte!“, bestellt diese laut und antwortet leiser: „Ja, und warm ist es hier geworden, die müssen wirklich gedämmt haben.“ Kriegt ihren Korb zurück und steckt ihren Schal zu Karotten und Petersilie dazu.

"Der Umbau zur Ersatzspielstätte hätte bestimmt Ärger gegeben"

„Ich freue mich, dass die Halle so geworden ist, wie sie ist“, sagt Karl-Peter Schmegel aus Wüstenstein. Obwohl er selbst die Halle gar nicht nutzt. Er verkauft seit 21 Jahren auf dem Bayreuther Wochenmarkt Fische aller Art und dies – wegen seiner Räucherware – ganzjährig vor der Tür. „Aber diese Halle ist einfach ein toller Treffpunkt wo man das ganze Jahr und bei jedem Wetter einkaufen kann.“ Am La-Spezia-Platz habe es ihm zwar auch gut gefallen. „Das Ambiente war toll, vor allem im Sommer!“ Trotzdem ist er froh, dass die Halle wieder ein Marktplatz ist und vor allem auch, dass sie nicht zur Ersatzspielstätte umgebaut wurde: „Das hätte bestimmt Ärger gegeben.“

Die alten Kunden kommen sofort wieder

Brigitte Purucker aus Guttenthau gehört zu den Marktbeschickern, die seit dem Winter in der Schlossgalerie ihren Platz in der ersten Etage hatte. „Da war es schon wirklich kompliziert, die Ware hochzutransportieren und wir hatten auch einfach nicht so viele Kunden. Der Umbau hier war aber nötig, jetzt ist alles sauber und hygienisch – ich bin froh, dass wir wieder da sind.“ Von den Neukunden, die am La-Spezia-Platz Eier und Kartoffeln bei ihr kauften, sei ihr am Samstagvormittag keiner begegnet. „Aber die alten, die nicht mit uns umgezogen waren, die sind wieder da!“

Keine Tauben mehr unterm Hallendach

Ärger über die knapp dreimonatige Verzögerung beim Umbau der Halle äußert im Nachhinein niemand. „Hier musste renoviert werden und letztlich können wir froh sein, dass die Stadt uns die Möglichkeit am La Spezia-Platz schuf“, sagt Martin Greim vom Öko-Gourmet, der an angestammter Stelle Fleisch und Wurst verkauft. „Klar, das waren für mich Umsatzeinbußen, aber das konnte man überstehen.“ In der Schlossgalerie war sein Platz unter der Treppe. „Manchmal habe ich beim Kaffee holen Kundschaft getroffen, die völlig verblüfft war, mich zu sehen – die haben mich einfach nicht gefunden“, erzählt er. „Hier weiß jeder, der reinkommt, wo er was findet.“ Und seit neuestem sogar, ohne dass Tauben unter dem Dach umherfliegen. „Meine Enkel werden die allerdings vermissen“, sagt eine alte Dame und blickt kurz hoch zum abgedichteten Hallendach, ehe sie wieder hinausgeht, in den Schnee.

Das sagen die Besucher zum ersten Markt an alter Stelle:

Berthold Krug, Bindlach: „Ich bin regelmäßiger Wochenmarktgänger seit fast 20 Jahren. Hier finde ich einfach frische Sachen und Bio-Anbieter und das auch noch alles unter einem Dach. Märkte sind immer ein besonderes Flair, fast wie Urlaub. Ich war auch immer am La Spezia-Platz. Dort war es im Sommer schön, aber Innen recht eng. Was mir hier fehlt: Mehr Gastronomie, so dass man gemütlich einen Kaffee trinken kann.“

Gisela Förster, Bayreuth: „Ich bin beim Wochenmarkt quasi seitdem ich auf der Welt bin, ich kaufe immer hier ein. Am La Spezia-Platz war ich aber nie: Aus dem Alter bin ich raus. In der Zeit habe ich im normalen Supermarkt eingekauft. Man ist es hier halt so gewohnt. Dort soll ja alles auch so wahnsinnig verwinkelt gewesen sein. Hier weiß ich ganz genau, wo was ist. Wegen mir hätte man hier auch nicht renovieren müssen.“

Jutta Geyrhalter, Bayreuth: „Ich bin heute morgen tatsächlich aus Versehen zum La Spezia-Platz gefahren. Ich gehe immer zum Wochenmarkt und zwischendurch dachte ich sogar, der neue Standort ist doch eigentlich viel toller. Jetzt ist es hier aber auch wieder richtig schön. Alles deutlich heller, man hat ja richtig das Gefühl von Frische und Luftigkeit. Und ich weiß wieder haargenau, wo ich was finde, muss nicht lange überlegen.“

Hans und Andrea Krauß, Marktschorgast: „Am La Spezia-Platz waren wir nicht, das haben wir uns nur einmal angeschaut, hat aber irgendwie nicht in unsere Wege gepasst. Dabei waren wir am Wochenmarkt eigentlich schon immer, auch als Kinder. Früher sind wir mit dem Zug nach Bayreuth gefahren und da gehörte ein Besuch in der Rotmainhalle immer dazu. Die neue Halle gefällt uns gut, es ist viel heller.“

Bilder