In der Eisdiele hat es einst gefunkt

Von Micha Schneider
Die Liebe zur Musik hat Roland und Karin Weiss schon immer verbunden. Auch bei ihrem ersten Treffen in einer Pegnitzer Eisdiele sprachen die beiden schon fast nur über musikalische Themen. Foto: Micha Schneider Foto: red

Karin und Roland Weiss feiern am Freitag, 18. Mai, ihre goldene Hochzeit. Kennengelernt haben sich die beiden vor vielen Jahren im Kirchenchor.

 
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Für einen kurzen Moment ist es noch einmal still in der sogenannten Sammetvilla in der der Schlossstraße Nummer 36. Dann gleiten die Finger von Roland Weiss über die Tasten, seine Füße bewegen sich im Takt. Der kleine Raum wird von Musik durchdrungen. Mit Klängen, die man gemeinhin nur aus einer Kirche kennt.

Lieblingsstück ist von Bach

„Passacaglia“ von Johann Sebastian Bach heißt das Stück, das Roland Weiss spielt. Es ist sein Lieblingsstück. Routiniert sieht es aus, wie er an der hölzernen Orgel spielt, die bei ihm zu Hause steht. Die Orgel und Roland Weiss - eine vertraute Einheit. An der Orgel hängt ein kleines Bild von seinem Sohn, über der Tür ein Kreuz. Im Arbeitszimmer befindet sich wohl irgendwie alles, was im Leben des 79-Jährigen eine größere Bedeutung hatte und auch nach wie vor hat. Die Musik, der Glaube, die Kinder. Und natürlich ist auch seine Ehefrau Karin als Zuhörerin dabei. „Wir haben uns in Pegnitz im Chor kennengelernt“, sagt die 68-Jährige. Natürlich im Chor.

Über Musik unterhalten

Roland Weiss erinnert sich noch genau. Karin kam das erste Mal mit ihrer Schwester, die sich seinerzeit aus dem Chor verabschiedet hatte. „Als Ersatz brachte sie ihre jüngere Schwester mit.“ Für Roland Weiss ist es sicher ein guter Tausch gewesen. Irgendwann hat er Karin dann auf ein Eis eingeladen. So wie das halt so ist. „Wir haben uns nur über das Klavierspielen und Musik unterhalten“, sagt Karin. Ihr Mann lächelt. „Das war damals in der Eisdiele Dolomiti“, sagt Karin. Das erste Treffen vergisst man nicht. Aus dem Geplauder in der Eisdiele ist echte Liebe geworden. 50 Jahre gehen die beiden nun schon durch dick und dünn. 50 Jahre, in denen viel passiert ist. Fünf Kinder und drei Enkel haben die beiden mittlerweile. Das älteste Enkelkind wird nun auch schon 18 Jahre alt.

Als Werkzeugmacher begonnen

„Schade“, sagt Karin und grinst. „Ich habe kleine Kinder einfach sehr gerne um mich herum gehabt.“ Das Leben lässt sich aber eben nicht einfach so anhalten. Es war ein bislang sehr ereignisreiches Leben, das für Roland Weiss einst in Creußen als Werkzeugmacher begann und 2003 als gefeierter Macher der „Pegnitzer Sommerkonzerte“ in den Ruhestand mündete. Seine Frau Karin ist aus der evangelischen Pfarrei in Pegnitz ebenfalls nicht wegzudenken. Sie sitzt im Präsidium der Dekanatssynode, war zwei Perioden lang auch in der Landessynode vertreten, erfand das Erfolgsmodell „Frauenfrühstück“ und motivierte 40 Jahre lang die Pfadfinder.

Leiterin der Kinderkantorei

Zudem leitete sie 20 Jahre die Kinderkantorei und war lange Jahre im Hintergrund der Sommerkonzerte ihres Ehemanns Roland im Einsatz. Ein Leben für das Ehrenamt. Die Ehe habe unter ihrem großen Einsatz aber nie gelitten, sagt sie. „Das war einfach ein wichtiger Teil meines Lebens. Und ich konnte ja auch meinen Mann dadurch unterstützen“, sagt sie. „Jeder hatte seinen eigenen Bereich und man hat sich gut ergänzt.“ Ein echtes Dream Team. So bezeichnete die beiden Dekan Gerhard Schoenauer schon einmal. Roland Weiss machte sein Hobby zum Beruf, seine Frau Karin ging in ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten voll auf. Beide haben die evangelische Kirche in Pegnitz über Jahre nicht nur musikalisch geprägt.

Ehrenamtliche Tätigkeiten

„Viele Leute sagen, für sie ist es auch eine Art Heimatgefühl, wenn sie mal wieder in ihrer alten Kirche vorbeischauen“, sagt Karin Weiss, „sie freuen sich dann, dass sie dort noch jemanden kennen.“ Denn Karin und Roland Weiss sind auch heute noch da, blieben der Musik, ihrer Kirche und den ehrenamtlichen Tätigkeiten immer treu. Roland ist heute oft noch Vertretung beim Organistendienst für Beerdigungen, spielt zudem auf Hochzeiten. „Das ist ein Geschenk, wenn man da dran bleiben kann, auch im Alter“, sagt Karin. Und Roland sagt: „Wenn ich gebraucht werde, dann kann ich eben nicht Nein sagen.“ So war das damals schon. Und so ist das auch heute noch.

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