Heiner Hartmann: Der Ruhestand gibt ihm mehr Zeit, als Mundartdichter aktiv zu sein Der den Leuten aufs Maul schaut

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Den Bareidern liest er beispielsweise beim Starkbieranstich auf dem Herzogkeller als Bruder Heiner gerne die Leviten. Im Ruhestand will er durchstarten, das Programm ausbauen: Heiner Hartmann. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Die Mundart ist seine Heimat. Reinhold Hartmann, in Bayreuth unter anderem bekannt als Bruder Heiner, der Derblecker beim Starkbieranstich auf dem Herzogkeller, nennt den Bayreuther Dialekt seine Muttersprache. Hochdeutsch ist die erste Fremdsprache. Heiner Hartmann ist 63. Und er will jetzt so richtig durchstarten mit dem, was er schon seit seiner Jugend macht: Gedichte, Kabarett. In Mundart.

 
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Denn Heiner Hartmann ist gerade dabei, sich den Ruhestand zu erarbeiten. "Iech muss do erscht amol neiwachsen", sagt er. "Das Müssen ist weg. Um 5 oder 6 Uhr aufstehen zu müssen." Es sind gerade einmal vier Wochen, seit Hartmann den Job hinter sich gelassen hat, den er gerne gemacht hat. Und der eigentlich das komplette Gegenteil zu dem ist, was Hartmann in der Freizeit macht: Er war der Leiter der Zentralregistratur des Zentrums Bayern Familie und Soziales (ZBFS), des ehemaligen Versorgungsamtes. Versteckt hinter Akten. Ein Job, in dem "man eher weniger Publikumsverkehr hat", wie Hartmann mit einem Lächeln sagt. "Höchstens mal den einen oder anderen Anruf." Industriekaufmann hat er gelernt, "dann Bund, dann Versorgungsamt, seit 1975". Archivarbeit, Vorbereitungen für Sitzungen des Sozialgerichts, das bestimmt sein Leben auf der einen Seite.

"Do bring iech mehr zamm als in Prosa"

"Das andere, das mache ich eigentlich schon seit meiner Schulzeit", sagt er. Seit der Realschulzeit "oben am Festspielhügel" schreibt Hartmann Gedichte. "Do bring iech mehr zamm als in Prosa." Für den Oberfränkischen Spielmannszug Bayreuth, wo er Trompete spielt, oder für den Sängerkranz Grüner Baum, dem er angehört, macht Hartmann für die Weihnachtsfeiern den Jahresrückblick. So, wie ihm der Schnabel halt gewachsen ist. "Eigentlich immer im engeren Kreis." Die größere Bühne erschließt er sich vor etwa 30 Jahren. "Hannelore Steinhäuser hat immer die Mundartabende im Kleinen Haus der Stadthalle veranstaltet. Mit dem Hofmanns-Hans und Albin Summa. Über ein Inserat hat sie Nachwuchs gesucht, damit nicht immer die gleichen auf der Bühne stehen. Ich habe mich beworben. So hat sich das alles langsam aufgebaut."

Bayreuth ist ein Themenquell

Hartmann sagt: "Ich schau den Leuten halt zu gern aufs Maul." Anders als viele, die meinen, in Bayreuth sei "eher die Katz gfreggd", sagt Heiner Hartmann, er habe überhaupt keine Probleme, Themen zu finden. "Es passiert so viel in Bareid." Es sind "eher die allgemeinen Sachen", die ihm dabei in den Sinn kommen. Sachen, mit denen der Bareider was anfangen kann. "Man muss doch bloß einmal mit der Idee in die Stadt gehen, einen ganz einfachen Kaffee trinken gehen zu wollen. Bei der Vielfalt, die da auf den Tafeln der Cafés steht, wird das nicht einfach." Oder die Verkehrsregelung in Bayreuth. "Mit der Scheffelstraße, an deren Verkehrsführung die Leute sich nach langer Zeit gewöhnt hatten. Und die jetzt schon wieder geändert wurde." Oft merke er, wenn er auf der Bühne steht und ins Publikum schaut, dass "ich den Leuten scheinbar aus der Seele spreche. Wenn sie die Köpfe zusammenstecken und der eine zum anderen sagt: ,Siggsdas, du machst des fei genauso.'"

Mundart ist farbiger als Hochdeutsch

Mundart ist für Hartmann die farbigere Ausdrucksweise als Hochdeutsch. "Man kann in der Sprache, in die man hinein geboren ist, mehr ausdrücken." Zurecht bekomme der Dialekt wieder einen höheren Stellenwert. Zum Glück gebe es Studien, die belegten, dass Mundartsprecher "kaane Debbala" seien. Allerdings, sagt Hartmann, hinke die Erkenntnis in Bayreuth noch ein bisschen hinterher. Bamberg mit seiner Mundart-Kleinkunst-Szene sei da aktuell noch etwas vorne. "In Bareid dauert das immer etwas länger. Bei dem Thema wohl auch deshalb, weil erst die Hochkultur kommt, dann lange nichts. Und dann erst die Subkultur und Kleinkunst."

Der Bruder Heiner wird wachsen

Den Bruder Heiner will er jetzt, im Ruhestand, ausbauen. "Auf ein abendfüllendes Programm. Vielleicht mit einem Gastmusiker. Mit LeRoy habe ich ja schon zusammengearbeitet. Und ich kann auch selber ein bisschen Gitarre spielen." Ebenso wäre es durchaus denkbar, den Meyernberger Mundart-Marathon, den Hartmann zusammen mit Hannes Schott, Klaus Wührl-Struller und Sandy Wolfrum macht, "in ein gemeinsames Programm zu gießen. Bislang macht da ja jeder seins". 

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