Der Albatros landet in Bayreuth

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Weil er in der Schmetterling-Stilart quasi über das Wasser flog, hatte Michael Groß schnell den Spitznamen „Albatros“ weg. Am Samstag ist der dreimalige Olympiasieger Stargast beim Bayreuther Ball des Sports. Foto: Imago/Sven Simon Foto: red

Er kommt immer wieder gerne nach Bayreuth – diesmal als Stargast beim Ball des Sports (Samstag, 20 Uhr in der Oberfrankenhalle). Vorab erklärt Schwimm-Idol Michael Groß seine Verbindung zu Bayreuth, spricht über Motivationsprobleme im Leistungssport und die Dopingproblematik im Schwimmsport.

 
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2013 waren Sie als Redner beim Sportökonomiekongress der Universität Bayreuth, jetzt besuchen Sie erneut die Stadt. Haben Sie eine engere Verbindung zu Bayreuth?
Michael Groß: Die habe ich wirklich. In den 80er Jahren, also in meiner aktiven Zeit, war einer meiner wichtigsten Sponsoren die Bayreuther Firma Aritex mit der Marke Olympia. Wir haben bis 1992 intensiv zusammengearbeitet und hatten sogar familiäre Verbindungen. Damals war ich für Absprachen oder auch Präsentationen neuer Kollektionen zwei- bis dreimal pro Jahr in Bayreuth. Irgendwann ist der Kontakt zwar abgerissen, ich bin ja jetzt auch schon 52 und meine aktive Zeit ist lang vorbei, aber in das schöne Städtchen Bayreuth komme ich immer noch gerne.

Was schätzen Sie denn an Bayreuth?
Groß: Oft wird ja Bayreuth nur als Wagnerstadt wahrgenommen, aber es hat viel mehr zu bieten. Die Uni leistet zum Beispiel tolle Arbeit, und es gibt in der Stadt viele schöne Ecken. Ich finde es auch gut, dass Bayreuth, das ja in den 80ern noch etwas ab vom Schuss lag, jetzt mehr in die Mitte Europas gerückt ist. Ich mag Bayreuth auch, weil es einen familiären Flair hat.

Beim Ökonomiekongress haben sich über „Sport und Kommerz“ gesprochen, was können die Besucher des Sportlerballs von Ihnen erwarten?
Groß: Ich habe keine Rede vorbereitet. Ich lasse mich überraschen, welche Fragen vom Moderator kommen und werde spontan antworten.

Kennen Sie eigentlich den aktuell besten Bayreuther Schwimmer, Florian Vogel?
Groß: Nur vom Namen her, und ich weiß, dass er bei Olympia am Start war. Persönlich habe ich ihn noch nicht getroffen.

Vielleicht ändert sich das beim Ball und Sie können mit ihm über das Dopingproblem im Schwimmsport reden. Vogel hat sich deshalb nach den Olympischen Spielen eine mehrmonatige Auszeit genommen und sich in dieser Zeit ernsthafte Gedanken um sein Karriereende gemacht. Und das als 22-Jähriger. Können Sie diese Gedanken nachvollziehen?
Groß: Nahezu jeder Sportler, der eine olympische Sportart betreibt, kommt früher oder später an den Punkt, an dem er sich über seine Karriere Gedanken macht. Auch wenn es zeitlich sehr aufwendig ist, so ist der Sport für geschätzte 99 Prozent der Olympiastarter doch nur die schönste Nebensache der Welt. Der primäre Mittelpunkt ist die Schule, die Ausbildung, das Studium, der Beruf. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber die meisten müssen ihr Leben nach der Karriere außerhalb des Sports bestreiten. Also muss jeder Sportler für sich selbst abwägen. Oft kommen dann auch noch äußere Anlässe dazu, wie zum Beispiel dopende Konkurrenten. Wenn man sich täglich den Allerwertesten aufreißt und dann Finalläufe verpasst, weil andere Sportler vielleicht nicht sauber sind, ist die Sinnfrage berechtigt.

Wie sind Sie als Aktiver mit dem Thema Doping umgegangen?
Groß: Doping war schon immer Teil des Sports. Sobald man sich am Start darüber Gedanken macht, ob der Konkurrent am anderen Startblock sauber ist oder nicht, sollte man seine Karriere beenden. In diesem Moment darf einen nur die eigene Leistung beschäftigen, die des Gegners kann man sowieso nicht beeinflussen. Im Fußball macht man sich ja während des Spiels auch keine Gedanken, ob irgendein Spieler eventuell an einem Wettbetrug beteiligt ist.

Ich stelle mir die Situation trotzdem schwierig vor, wenn ich sicher weiß, dass ich gegen einen überführten Dopingsünder antreten muss.
Groß: Auch das gab es schon immer. Die Überführten sitzen ihre Strafe ab und kommen dann zurück. Das muss man nicht gut finden, aber man muss es akzeptieren. Und es darf vor allem keinen Einfluss auf die eigene Leistung und Konzentration haben.

Wie beurteilen Sie das Abschneiden des deutschen Schwimmteams bei Olympia in Rio? Es gab keine Medaille und nur wenige Lichtblicke.
Groß: Ich bin mittlerweile zu weit vom Schwimmsport weg, um das schlechte Abschneiden analysieren zu können. Aber für eine Erkenntnis muss man kein Schwimmspezialist sein: Wenn man nicht bei Olympia, sondern davor oder danach seine Bestzeiten schwimmt, dann lief in der Vorbereitung und der Trainingssteuerung etwas falsch. Aber das muss man den aktiven Schwimmern nicht vorhalten, das wissen sie schon selbst. Irgendjemand hat ausgerechnet, dass es beim einen oder anderen sogar für eine Medaille gereicht hätte, wenn er bei Olympia seine Jahresbestleistung geschwommen hätte. Es gibt im deutschen Schwimmsport demnach offensichtlich Optimierungsbedarf.

Noch Karten an der Abendkasse

Der Ball des Sports beginnt am Samstag um 20 Uhr. Einlass in die Oberfrankenhalle ist um 19 Uhr. Es gibt noch Eintrittskarten an der Abendkasse.

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