Flaggen mit Trauerflor
Die Hunde liefen vorbei an den Franken-, Bayern- und Deutschlandflaggen, die Trauerflor trugen. Auf dem Bühnenvorhang im Zuschauerraum stand vor Beginn der „Parsifal“-Premiere: „Die Bayreuther Festspiele widmen die heutige Aufführung allen Opfern der Gewalttaten der vergangenen Tage und ihren Angehörigen.“
Michaela May: "Ein Zeichen setzen"
Und an der Polizeipräsenz schien sich niemand zu stören, nicht einmal der Polizeihubschrauber sorgte für Blicke gen Himmel. Schauspielerin Michaela May: „Gibt es heute einen sicheren Ort als Bayreuth?“, fragt sie rhetorisch. Auch sie hätte sich im Vorfeld gefragt: „Kann man nach Bayreuth fahren, oder soll man sogar nach Bayreuth fahren?“ Dann habe sie sich überlegt: „Wenn ich nicht fahre, dann siegt die Angst.“ Am Festspielhügel angekommen, habe sie bemerkt, dass „ich nirgendwo so gut bewacht werde wie hier“. Sie wissen spätestens seit den Anschlägen in den vergangenen Monaten, „dass wir jetzt damit leben müssen“. Und gerade deshalb sei sie auch hier, nicht nur wegen Wagner: „Um ein Zeichen zu setzen.“
Dagmar Wöhrl: "Gut aufgehoben"
Eine der wenigen Politikerinnen, die nach Bayreuth gekommen ist, war Dagmar Wöhrl. Die Bundestagsabgeordnete (CSU) aus Nürnberg besucht die Festspiele regelmäßig. Die Firma Wöhrl ist einer der beiden großen Sponsoren. Dass auch ihre Clutch durchsucht wurde, war für sie „eine Normalität“. „Ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben“, so die Politikerin.
Regisseur Uwe-Eric Laufenberg war einer der größten Kritiker des Sicherheitskonzepts. Das Konzept wurde allerdings wegen der Befürchtung, er könnte im Parsifal Islam-Kritik üben, überhaupt von der Stadt angeordnet. Laufenberg ging noch Minuten vor der Premiere gelassen durch die Reihe der Besucher. Nervös? „Ach, woher“, wehrt er ab. Weder wegen der Sicherheitslage – „100-prozentige Sicherheit gibt es nie“ – noch wegen der Premiere, wie er sagte.
Politiker gaben Karten nicht zurück
Er bleibt aber der große Kritiker: Vor dem Festspielhaus warteten noch viele Menschen auf eine eventuell zurückgegebene Karte. „Von den Politikern, die abgesagt haben, hat keiner seine Karte zurückgegeben“, schnaubt Laufenberg. „Einen Witz“, findet er das. „Jetzt haben wir leere Stühle und draußen Menschen, die den Parsifal gerne sehen würden.“ Er habe, sagt er, schon mit der Polizei gesprochen und gebeten, diese Menschen doch den Politikerplatz einnehmen zu lassen. Er hatte keine Chance. So etwas hat das Sicherheitskonzept nicht vorgesehen.
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