Ein Szepter für die Besucher
Der Künstler, der den Namen seines Hofs seinem Nachnamen angehängt hat, ist nach eigenen Worten mit dem Performer Hermann Nitsch befreundet und sagt, dass er von Joseph Beuys „herkomme“. Mit Nitsch verbindet ihn die künstlerische Aktion. Seine Kunstwerke darf man berühren, Pröbster erwartet das sogar; nur durchs Greifen könnten die Menschen be-greifen, sagt er. Das Werk und sein Material dürfen den Menschen verändern. Manchmal erzeugt Pröbster mit Buchengerten Töne auf einer langen Rindenröhre. Minutenlang macht er das, bis zu einer gewissen Form von Trance. „Wenn ich länger spiele, dann spiele nicht mehr ich, dann spielt das Material mit mir.“ Manchmal bekrönt er seine Gäste mit Blattkronen oder drückt ihnen Szepter in die Hand: auf dem Kopf stehende, entrindete und entastete Tannen, genauer: gewesene Weihnachtsbäume, auf die er einen metallenen Aufsatz gesteckt hat: Kopf, Sonnenscheibe oder mysteriöses Symbol, je nach Betrachter. Die Reihung seiner Szepter, die er verwandt mit Bischofsstäben sieht, gehört in ihrer archaischen Anmutung zum Stärksten in dieser Ausstellung.
Mit Beuys, dem Schamanen der Kunst, verbindet ihn die magische Aufladung von Symbolen, aber auch das System seiner individuellen Mythologie. Pröbster sagt, er habe mit der Kunst aus der Depression herausgefunden.Neben seinen Lebensbrettern stehen die Leidensbretter, mit Mullbinde und Pflastern beklebt, menschenähnliche Züge, mit Blut aufgetragen. Ein "Zeige deine Wunde" aus der Oberpfalz.
Kunst sei für ihn zunächst kein bewusstes Schaffen, sondern Meditation, sagt Pröbster. Und zwar eine Meditation, die um sein Vorwissen als Bauer kreist: In akribisch genauen Linien malt er Punkt an Punkt, wie ein Bauer, der Samenkörner in die Furche legt. Auf Filz zieht er unruhige schwarze und weiße Linien, die ebenfalls wie die Furchen eines Ackers anmuten. Mit einem Spachtel hat er die Farben nicht nur aufgetragen, sondern sogar ins Faserwerk des Filzes hineingewuchtet.
Der „Kunzel“ macht vor, wie er das Werk geschaffen hat: breitbeinig, mit beiden Händen ein imanginäres Werkzeug ergreifend und den Boden harkend. Wie ein Bauer. Ein Bauer, der die Zeit beackert.