Kulturelle Traditionen wirken sich auf Essverhalten aus
Die Kinder chinesischer Einwanderer bilden gleichsam das Mittelfeld zwischen beiden Gruppen. Die Vorliebe für große Fleischportionen ist unter ihnen weniger stark ausgeprägt, und sie zeigen eine größere Bereitschaft, ihren Fleischkonsum zu reduzieren.
Schösler erklärt weiter: "Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass kulturelle Traditionen und ethnische Zugehörigkeiten einen nicht zu unterschätzenden Einfluss darauf haben, was innerhalb der Bevölkerung eines Landes als ‚typisch männlich‘ gilt. Sie wirken sich dadurch auch auf das Ernährungsverhalten der Menschen aus, was sich am Beispiel des Fleischkonsums deutlich nachweisen lässt. Man sollte sich allerdings hüten, auf der Basis solcher Resultate zu vorschnellen Beurteilungen des Essverhaltens zu kommen, denn die kulturellen Unterschiede sind tiefgreifend."
Linsen gelten in der Türkei nicht als Fleischersatz
Gerade in der türkischen Küche werden sehr viele Hülsenfrüchte, wie etwa Linsen oder Kichererbsen, gegessen. Diese seien als Fleischersatz sehr gut geeignet, werden aber in der türkischen Kultur nicht als solcher wahrgenommen, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin.
Mit der Untersuchung wollen die Wissenschaftler vor allem darauf aufmerksam machen, dass gesundheitspolitische Kampagnen, die auf ein gesünderes Ernährungsverhalten abzielen, kulturell bedingte Verhaltensmuster berücksichtigen müssen. Dann sei die Chance auf Erfolg deutlich größer.
INFO: Hanna Schösler ist Ernährungswissenschaftlerin, sie koordiniert das Profilfeld Lebensmittel- und Gesundheitswissenschaften der Uni Bayreuth. Zurzeit arbeitet sie an der Konzeption des gleichnamigen Masterstudienganges mit, der zum Wintersemester 2015/16 startet. In diesem Studiengang werden Aspekte einer gesunden Ernährung und deren gesellschaftliche Voraussetzungen eine zentrale Rolle spielen.