Wie ein Mafia-Krimi
Die Affäre liest sich mittlerweile wie ein Krimi aus Mafiakreisen. Da berichten Zeitungen von einem angeblichen Geheimtreffen der Beschuldigten bei einem Anwalt, um einen Zeugen zu beeinflussen. Offiziell hatte die Staatsanwaltschaft die Haftbefehle gegen Wolbergs, den Baulöwen und dessen früheren Mitarbeiter damit begründet, "dass die drei Beschuldigten in unlauterer Weise bereits massiv auf Zeugen eingewirkt haben und ohne den Vollzug der Untersuchungshaft weiterhin tun würden". Zu dem angeblichen Treffen äußert sich die Staatsanwaltschaft aber nicht. "Es wird auch kein Zwischenergebnis geben. Wir wollen die Ermittlungen noch in der ersten Jahreshälfte abschließen und entscheiden, ob Anklage erhoben wird", betont Ziegler.
Zudem wird ein Millionenkredit an den Baulöwen mit Vorzugskonditionen beleuchtet. Die Ermittler untersuchen, ob sich Wolbergs als Vorsitzender des Kredit- und Personalausschusses der Regensburger Sparkasse für den Kredit eingesetzt hatte. Nach Angaben Zieglers war der Kredit ohne Sicherheitsleistungen und zu einem Zinssatz von 0,6 Prozent gewährt worden - deutlich unter dem damals marktüblichen Wert. Pikanterweise war der Bauträger zum damaligen Zeitpunkt selbst Mitglied des Verwaltungsrates der Sparkasse Regensburg.
Auch der SSV Jahn Regensburg verwickelt
Und auch der Fußballverein SSV Jahn Regensburg gerät in den Sumpf. Der Drittligist soll nach einer finanziellen Schieflage von den immensen Unterstützungen des inhaftierten Baulöwen abhängig gewesen sein - Gegenleistungen sind nicht auszuschließen. Wolbergs, Schaidinger und auch der Anwalt, bei dem das angebliche Geheimtreffen stattfand, waren in den vergangenen Jahren in führenden Positionen des Vereins. Die Ermittler haben daher auch die Herausgabe von Protokollen von Aufsichtsratssitzungen von Kapitalgesellschaft und Verein veranlasst.
Jahn-Geschäftsführer Christian Keller betont, es habe zu seiner Zeit keinerlei Einflussnahmen von Seiten des Baulöwen gegeben, weder in den sportlichen noch in den kaufmännischen Bereich. Schaden für den Verein sieht Keller nicht. "Die Sponsoren wissen, dass der SSV Jahn in der Regensburger Korruptionsaffäre nur eine Zeugenfunktion einnimmt."
Die Beschuldigten schweigen
Wolbergs und auch alle anderen Beschuldigten schweigen zu den Vorwürfen. Der inhaftierte OB lässt über seinen Anwalt aber mitteilen, dass er unschuldig sei. Mit seinen bisherigen Haftbeschwerden war der 45-Jährige zuletzt gescheitert. Zurzeit prüft das Landgericht Regensburg über eine mögliche Freilassung. 2Die Entscheidung könnte noch in dieser Woche fallen2, sagt Gerichtssprecher Thomas Polnik. Möglicherweise muss das Stadtoberhaupt seinen 46. Geburtstag an diesem Donnerstag (2. März) hinter Gittern feiern.
Regensburg