Sanierung unwirtschaftlich
Die Sanierung des Rathauses ist kein Thema. Weil ein Austausch aller Holzbalken einem Neubau gleich käme und weil ein großflächiges Abhobeln der belasteten Schicht die Statik des Rathauses gefährden könnte. Hofmann sagt: "Und dass das Problem damit gelöst ist, kann uns trotzdem niemand garantieren."
Wie lange die Mitarbeiter den Schadstoffen noch ausgesetzt sind, hängt vor allem auch davon ab, wo das neue Rathaus gebaut wird. Entsteht es am Ortseingang, gegenüber der Grundschule, könnte das noch bis zu drei Jahre dauern. Lässt die Gemeinde das Rathaus abreißen und baut es an Ort und Stelle neu, müsste die Gemeinde schon früher ausziehen. Ob in das Feuerwehrhaus oder in ein Containerdorf auf dem Festplatz, soll geprüft werden. Kosten der Container: über hunderttausend Euro. Dazu kommen die Kosten des Neubaus, die Verwaltungsleiter Christian Arneth auf rund eine Million Euro schätzt. Vorteile und Nachteile beider Varianten soll ein Architekt jetzt untersuchen. Fällt dann die Entscheidung für einen Bauplatz an der Schule, könnte dort in Kombination mit Sparkasse, Dorfladen und Kindergarten ein völlig neues Zentrum entstehen.
Abriss trotz Denkmalschutz?
Aber darf die Gemeinde das Rathaus überhaupt abreißen? Das Amt für Denkmalschutz sagt dazu: "Der Abbruch bedarf einer denkmalschutzrechtlichen Erlaubnis." Aber grundsätzlich sei der Eigentümer verpflichtet, Baudenkmäler instand zu halten oder instand zu setzen. Ein Abbruch sei nur dann zulässig, wenn Erhalt oder Sanierung wirtschaftlich nicht zumutbar sei. Und wenn das direkt an das Rathaus gebaute Wohnhaus durch den Abbruch nicht gefährdet sei.
Das Rathaus ist eines der ältesten Häuser im Ort und eines der wenigen, das dem großen Brand um 1780 nicht zum Opfer fiel. In dem Haus waren bereits Bauernhof, eine Schule und ein Wohnhaus untergebracht, bevor es 1979 von der Gemeinde saniert und zum Rathaus umfunktioniert wurde. Zuvor, also von der Gebietsreform 1972 bis zur Sanierung des Hauses 1979, war die Verwaltung kurzfristig in einer Gaststätte untergebracht.
Investor gesucht
"Die Zukunft des Gebäudes ist erst der zweite Schritt", sagt Bürgermeister Gerd Hofmann. Denkbar sei demnach auch, einen Investor zu finden, der das Haus saniert. Wird es dem Erdboden gleich gemacht, könnte im Ortskern von Kirchahorn ein Dorfplatz entstehen.
Info: Das sind PCP und Lindan
Der Verkauf und die Anwendung von von Pentachlorphenol (PCP) ist in Deutschland seit 1989 verboten. Zuvor war PCP der am häufigsten eingesetzte Wirkstoff in Holzschutzmitteln. Das Bayerische Landesamt für Umwelt stuft PCP als krebserzeugend ein. Es sei darüber hinaus verantwortlich für Nerven- und Gelenkschmerzen, Leber- und Nierenfunktionsstörungen. In vielen Holzschutzmitteln wurde PCP mit Lindan kombiniert. Über Lindan sagt das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, es wirke vor allem schädigend auf Nerven und Leber. Aufgrund von Tierstudien steht auch Lindan im Verdacht krebserregend zu sein.