Das neue Backöfele soll das alte sein

Von Andreas Gewinner
Auf der Felsformation Backöfele auf dem Schneeberggipfel steht ein 90 Jahre alter hölzerner Aussichtsturm. Nun muss er ersetzt werden. Doch wie soll die Nachfolgekonstruktion aussehen? Foto: Archiv/Andreas Gewinner Foto: red

Der hölzerne Aussichtsturm auf dem Backöfele muss nach 90 Jahren erneuert werden. Und Naturpark-Geschäftsführer Ronald Ledermüller hätte am liebsten statt eines originalgetreuen Nachbaus etwas Anderes, Neues. Doch damit scheint er einer Minderheit anzugehören.

 
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Als klar war, dass der Turm nicht mehr standfest ist und ersetzt werden muss, kam Ledermüller auf die Idee, einen Wettbewerb auszuloben. Und der ist denkbar einfach: Jeder ist aufgerufen, eine Skizze oder einen Entwurf einzureichen, wie er sich einen künftigen Aussichtsturm auf dem Backöfele vorstellt. Einzige Vorgabe: Er muss aus Holz sein.

Der Wettbewerb läuft seit rund vier Wochen, die Abgabefrist endet am 30. August. Wie sieht die Zwischenbilanz aus? „Grundsätzlich läuft es gut“, sagt Ledermüller, er hat bisher rund 20 Einsendungen „bis aus dem Raum Nürnberg“. Auch viele Schulklassen haben Skizzen eingesandt, „und da sind ein paar wirklich interessante Sachen dabei“. Er berichtet aber vor allem von „vielen Rückmeldungen aus der Region“, die einen Tenor haben: „Man spürt, dass die Menschen sehr an der bisherigen Form hängen.“ Und Ledermüller, der gerne etwas Anderes hätte, sagt auch: „Es so haben zu wollen, wie es war, ist auch eine legitime Idee“, der Wettbewerb sei ergebnisoffen. Auch viele der eingereichten Entwürfe gingen vom bestehenden Turm aus.

100 Prozent original geht nicht

Doch unabhängig davon ist klar: Eine bis ins Detail identische Rekonstruktion des Turmes kann und wird es nicht geben. Aus praktischen Gründen: heute gibt es Bauvorschriften, die es vor 90 Jahren noch nicht gab. Ledermüller nennt zum Beispiel die sehr steile Holztreppe. „Deswegen wird es Veränderungen geben.“

Der aktuelle Turm wurde 1926 eingeweiht. Sein Vorbild ist ein Bühnenbild einer Bayreuther „Götterdämmerung“-Inszenierung, genauer: eines Scheiterhaufens. Architekt war der Bayreuther Hans Reissinger, der wenige Jahre später zu Hitlers Hofarchitekt in Bayreuth wurde.

Außer Privatleuten, die sich direkt an Ledermüller wandten, haben sich auch schon Verbände und Kommunen positioniert. Sowohl der Fichtelgebirgsverein, als auch der Stadtrat Weißenstadt und der Gemeinderat Bischofsgrün wünschen einen ans Original angelehnten neuen Turm. Der Stadtrat Weißenstadt möchte am liebsten den Wettbewerb einstellen und will Unterschriften für eine originalgetreue Rekonstruktion sammeln. Der Bischofsgrüner Bürgermeister Stephan Unglaub sagt auch namens des Gemeinderats: „Das Backöfele mit dem Turm ist das Wahrzeichen des Schneebergs. Nicht der Betonturm.“ Der Wunsiedler Landrat Karl Döhler hat anlässlich der Vorstellung des Wettbewerbs vor vier Wochen auf dem Schneeberg auf Nachfrage keine Präferenz erkennen lassen. Der Gipfel des Schneebergs liegt im Landkreis Wunsiedel, die Fläche mit dem Backöfele gehört dem Landkreis. Und der Landkreis wird auch einen großen, wenn nicht den größten Teil der Kosten für den neuen Turm tragen müssen.

Alle sollen entscheiden

Derweil freut sich Ronald Ledermüller einfach nur über die rege Diskussion. Sein Ziel war nicht nur zu vermeiden, dass ein paar Leute etwas im stillen Kämmerlein entscheiden und die Öffentlichkeit das fertige Ergebnis vorgesetzt bekommt. „Sondern dass die Menschen animiert werden, sich Gedanken zu machen über ihre Region, Position zu beziehen. Und dass man am Ende sagen kann: Wir haben darüber gesprochen. Und das fertige Ergebnis ist auch wirklich ’unser Turm’.“

So geht es weiter: Die bis zum 30. August eingegangenen Entwürfe werden von einer neunköpfigen Jury gesichtet. Diese soll sich zusammensetzen aus Vertretern des Landkreises, FGV und der Anliegerkommunen Weißenstadt und Bischofsgrün sowie Architekten und Baufachleuten.

Die Jury wählt drei Entwürfe aus. Diese werden im Internet veröffentlicht und im Landratsamt sowie in Weißenstadt und Bischofsgrün ausgestellt. Per Internet oder mit einem Stimmzettel in einer Wahlurne kann dann jeder seinen Favoriten wählen. Der Entwurf mit den meisten Stimmen wird gebaut.

Gewinner sind in jedem Fall auch die (Hobby-)Architekten, deren drei Entwürfe ausgewählt werden: Sie haben eine Woche, beziehungsweise ein Wochenende im künftigen Gesundzeitressort Siebenquell oder ein Cube-Fahrrad gewonnen. Die Preisvergabe ist voraussichtlich Ende September.

Wer noch teilnehmen will, muss eine aussagekräftige Skizze und eine Erläuterung/Begründung (maximal ein Blatt) schicken. Per E-Mail an: schneeberg@landkreis-wunsiedel.de. Per Post an: Naturpark Fichtelgebirge, Stichwort „Schneeberg“, Jean-Paul-Straße 9, 95 632 Wunsiedel.

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