Das Navi hat nicht immer Recht

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Foto: Mascha Brichta/dpa Foto: red

Plötzlich geht es am Ende der Straße nicht mehr weiter. Die Durchfahrt ist gesperrt. Wenden ist nur schwer möglich. Warum hat’s das Navi bloß nicht gemerkt?

 
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Die Polizei kennt solche Szenen. „Viele Leute verlassen sich einfach blind auf ihr Navi“, sagt Alexander Czech, Sprecher beim Polizeipräsidium Oberfranken. Doch das kann manchmal gefährlich werden. Nicht selten werden sie dabei in die Irre geleitet.

„Verantwortlich ist aber immer der Fahrzeugführer“, erklärt Czech. „Der Fahrer muss auf die Beschilderung schauen und die Verkehrsregeln beachten.“ Anders ausgedrückt: Die Straßenverkehrsvorschriften gelten, auch wenn das Navi etwas anderes vorschlägt.

Im Zuge der Baustelle auf der B 303 kritisierten Fahrer gegenüber dem Kurier die angeblich unzureichenden Umleitungsschilder. Das Staatliche Bauamt in Bayreuth hält sie hingegen für ausreichend und eindeutig. „Das Gewerbegebiet ist grundsätzlich erreichbar“, sagt Behördenleiter Kurt Schnabel und fügt an, Kritik gewöhnt zu sein. Wären die Bauarbeiten geteilt worden, hätte alles doppelt so lange gedauert. Nach den Feiertag werden die Autobahn-Ab- und Zufahrten gesperrt. Und dann ist das Ortsstraßennetz an der Reihe.

Nicht’s ist ärgerlicher, als wenn eine Route nicht passt

Doch mancher wird auch im Baustellenbereich durch sein Navigationsgerät fehlgeleitet. Dabei gibt es bereits Navis, die Verkehrsnachrichten aktuell aufbereiten. „Nichts ist ärgerlicher, als wenn eine geplante Route nicht funktioniert und man dadurch Zeit verliert“, weiß auch Schnabel um dieses Problem.

Polizist Czech kennt Fälle von Lastwagen, die in Einbahnstraßen feststeckten. Oder Transportern, die geborgen werden mussten, weil sie an einer Brücke hängen blieben. „Was auf den Schildern steht, das gilt“, lautet jedoch die unmissverständliche Ansage der Polizei. Egal, was das Navi sagt.

Probleme treten auch dann auf, wenn versäumt wird, die Daten des Fahrzeugs wie Höhe, Breite und Gewicht einzugeben. „Jeder Hersteller hat Lkw-Navis mit speziellen Karten im Angebot“, berichtet Michael Möschel, Geschäftsführer der Verkehrsakademie-Gruppe in Kulmbach, wo Lasterfahrer ausgebildet werden. „Wenn nun einer meint, er kenne die Strecke besser als sein Navi, kann man nichts machen“, meint Möschel. „Lkw-Fahrer sind auch nur Menschen.“

Immer wieder Updates

Unerlässlich sei, immer wieder Updates zu machen, so dass die Software auf dem neuesten Stand ist, rät Möschel. Wenn die Fahrer von Schwerlastzügen allerdings nur ihr Smartphone nutzten, könne dies zu Schwierigkeiten führen. Denn auf Google Maps seien keine speziellen Fahrzeugangaben möglich. Wer also mit einem Lastzug so fährt, als sitze er im Auto, braucht sich über Verkehrsprobleme nicht wundern.

Dass neuerdings viele Straßen gleichzeitig saniert werden, fällt Möschel eher negativ auf. „Da ist wirklich nicht alles glücklich ausgeschildert“, sagt er mit Hinweis auf die kürzliche Sanierung der Autobahnauffahrten Nord und Süd bei Bayreuth. „Wenn die Hinweisschilder nicht erst 150 Meter vorher aufgestellt würden, könnte man schneller eine Alternativroute finden.“

An der Brücke hängen geblieben

Die Verkehrsakademie, die Mietfahrzeuge verleiht, habe erst kürzlich einen Siebeneinhalb-Tonner verloren, weil er an einer Brücke hängen geblieben war. „Hätte es schon früher einen zweiten Wegweiser gegeben, wäre das vielleicht nicht passiert.“

Bei komplexen Baustellen sei es besonders für Lastwagen nicht einfach, korrekt zu fahren. Gerade Lkw-Fahrer müssten vorausschauend fahren. „Die Fahrer durchlaufen eine intensive Ausbildung und wer ein größeres Fahrzeug lenkt, hat auch eine Verpflichtung zur besonderen Vorsicht.“

Der ADAC empfiehlt, Navigationsgeräte mit sogenanntem RTTI (Real Time Traffic Information) zu nutzen. Das sind feste oder mobile Navis, die in Echtzeit auf Verkehrsstörungen wie Staus reagieren. Ältere Modelle hätten oft noch kein RTTI, so eine Sprecherin auf Nachfrage dieser Zeitung.

Hände ans Lenkrad

Eine gewisse Zeitverzögerung, bis die Daten übertragen wurden, sei aber üblich. Der Automobilclub rät, Geräte mit kostenlosen Karten-Updates zu wählen oder mit integriertem WLAN. Dann aktualisiere sich das System von allein. Drittens sollte darauf geachtet werden, dass das Navi über eine Sprachsteuerung verfügt. „Beide Hände gehören ans Lenkrad.“ Was heißt: Die mobile Orientierungshilfe ist während der Fahrt in einer Halterung abzulegen.

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