Für die Stadtwerke wird das neue Gesetz aber nicht nur teuer. Bayer sieht auch Einsparpotenziale. Zum Beispiel müssen seine Mitarbeiter künftig die Zähler mit Funkverbindung nicht mehr anfahren, um sie abzulesen. Und die Investitionskosten werden die Stadtwerke zumindest teilweise auf ihre Kunden umlegen. Dabei sind ihnen per Gesetz aber Grenzen gesetzt. Die Miete eines digitalen Zählers wird rund 20 Euro im Jahr kosten und damit in etwa soviel wie ein alter Zähler. Großkunden, die einen Zähler mit Funkverbindung bekommen müssen, dürfen dafür nicht mehr als 200 Euro Miete im Jahr bezahlen. Ein digitaler Zähler mit Funkverbindung für kleine Stromkunden wird, je nach Verbrauch, zwischen 30 und 60 Euro im Jahr kosten. Wer als Kleinkunde also ein neues Gerät mit Funkverbindung will, der zahlt mindestens zehn Euro mehr als bisher.
Verbraucherschützer: Rechnet sich nicht für jeden
Verbraucherschützer befürchten, dass sich die ein Zähler mit Funkverbindung aber für die meisten kleinen Stromkunden nicht rechnen. Der Geschäftsführer der Stadtwerke sieht das anders. Er rechnet damit, dass die höhere Transparenz beim Stromverbrauch dazu führt, dass sich auch in anderen Bereichen ein Gefühl fürs Energiesparen einstellt. Bayer schätzt: Was man unter einer Kilowattstunde Strom versteht, können sich bald viel mehr Menschen vorstellen.
Nebeneffekt: Ein stabileres Stromnetz
„Auch die Netzsicherheit ist ein hohes Gut“, sagt Stadtwerkesprecher Jan Koch. Denn das Wissen darüber, wann genau wieviel Strom benötigt wird, soll auch dazu führen, dass die vier Betreiber der Übertragungsnetze, darunter Tennet in Bayreuth, künftig genauer kalkulieren können, wieviel Strom sie wann vorhalten müssen. Derzeit müssen Unterschiede zwischen Stromverbrauch und Stromerzeugung immer wieder ausgeglichen werden. Durch die vielen kleinen Anlagen für erneuerbare Energien sind die Schwankungen größer geworden und die Kunden bezahlen den Ausgleich über die Umlage für erneuerbare Energien mit. Das sogenannte Messstellenbetriebsgesetz ist daher auch Grundlage für einen weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien. Und Bayer schätzt, dass es sogar dafür sorgen könnte, dass der Strompreis in Zukunft wieder etwas sinkt.
Wichtige Begriffe, kurz erklärt:
Ferraris-Zähler: Die seit Jahrzehnten üblichen Energiezähler arbeiten nach dem Prinzip des italienischen Physikers Galileo Ferraris. Im Prinzip handelt es sich um einen Elektromotor, der eine Aluminiumscheibe antreibt, die wiederum den Zählerstand nach oben schraubt. Die momentan übertragene Leistung kann berechnet werden, wenn man die Zeit für eine volle Umdrehung der Scheibe mit einer Stoppuhr bestimmt; auf dem Zähler ist meist angegeben, wie viele Umdrehungen einer Kilowattstunde entsprechen.
Messstellenbetriebsgesetz: In seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause hat der Bundesrat den Weg frei gemacht für das sogenannte Messstellenbetriebsgesetz. Das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende sieht die Einführung intelligenter Messsysteme vor. Zwischen 2017 und 2032 müssen dem Gesetz zufolge alle klassischen Ferraris-Zähler durch digitale Zähler ersetzt werden. In einem zweiten Schritt müssen die Zähler mit einer Funkverbindung ausgestattet werden, um die Messwerte Netzbetreibern und Stromlieferanten zur Verfügung stellen zu können.
Kilowattstunde: Eine Kilowattstunde Strom entspricht der Energie, die ein elektrisches Gerät mit einer Leistung von 1000 Watt in einer Stunde verbraucht. Mit einer Kilowattstunde Strom kann man zum Beispiel 50 Stunden an einem Laptop arbeiten, zehn Stunden fernsehen, sich eine Dreiviertelstunde die Haare föhnen oder eine halbe Stunde staubsaugen.