Bier steht im Mittelpunkt. „Der Tresen ist extrem präsent. Wie ein gelandetes Ufo steht der hier“, sagt Wenk. 21 Zapfhähne. Beton. Oben ein dickes Eichenbrett. Vom Tresen aus hat man 85 Flaschenbiere im Blick, die hinter Glas stehen. Die Bierkarte hat 80 Seiten. „Jedes Bier ist beschrieben, hat seine eigene Geschichte“, sagt Maisel.
Am Anfang wird tagsüber noch ausprobiert
Auf Kupferkessel, Dampf und mächtige Aggregate verzichtet Maisel in seinem verglasten Sudhaus. „Bewusst. Weil wir zeigen wollen, dass der Fortschritt ein Teil des Konzepts ist. Und weil Edelstahl noch saubereres Brauen möglich macht. Deshalb sind Sudwerk und die Tanks aus diesem Material.“ Nach der inoffiziellen Eröffnung mit mehreren Hundert Gästen am Donnerstagabend ist das Liebesbier erst einmal abends offen. „Ein Soft-Opening bis April“, sagt Wenk. „Um tagsüber Zeit zu haben, Dinge auszuprobieren.“ Und um das Personal einzuarbeiten.
„Zwischen München und Berlin wird man wenige Läden finden, die ein ähnliches Konzept haben. Die so detailverliebt sind“, sagt Wenk. Konkurrenz zur Bayreuther Gastronomie? Man bediene ein anderes Publikum. Und: „2016 werden durch die Landesgartenschau so viele Leute nach Bayreuth kommen, da werden es die Gastronomen nicht einmal merken, dass wir aufgemacht haben.“ Maisel: „Der Renditefaktor steht nicht im Vordergrund.“ Auch wenn das Angebot „einen entsprechenden Preis hat. Ich denke, die Gäste werden es anerkennen, weil sie die Geschichte dahinter verstehen.“
Das sagt die Gastronomie
Engin Gülyaprak, der Bezirksvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes, sagt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass er fest davon ausgehe, "dass das ,Liebesbier' ein toller Anziehungspunkt für Bayreuth sein wird. Ich freue mich drauf. Denn das ist eine richtig großstädtische Geschihcte, die viele Leute aus dem Umland und von weit her nach Bayreuth ziehen wird". Je attraktiver Bayreuth werde, desto besser sei das für die Gastronomie insgesamt. Er habe, sagt Gülyaprak, keine Sorge, dass die Gastronomie Einbußen zu fürchten habe. Im Gegenteil: "Ich sage immer: Dreek kummt zu Dreek, Leit kumma zu Leit." Die Craft-Beer-Kombination sei eine Attraktion. "Ich ziehe den Hut vor dieser Investition und vor dem Engagement von Jeff und Josch."
Sandro D'Ambrogio, der Pächter des benachbarten Herzogkellers, sieht der Eröffnung mit, wie er sagt, "gemischten Gefühlen entgegen. Die fahren zwar ein ganz anderes Konzept als wir mit Craft-Beer und gehobenen Speisen, aber speziell am Anfang werden natürlich viele Leute erst mal ins ,Liebesbier' gehen". D'Ambrogio sagt, er habe "schon die Krise bekommen, als ich gehört habe, dass da unten so ein Riesen-Laden aufmacht. Aber wir haben uns im Vorfeld auch abgestimmt". Thomas Wenk habe ihm zum Beispiel zugesichert, dass die traditionellen Gerichte wie Schäufala, Schnitzel und andere Biergarten-Themen Sache des Herzogkellers blieben. "Im ,Liebesbier' geht es ja eher in Richtung Steaks, Burger und ähnliche Dinge." Er sei ein positiv eingestellter Mensch, sagt D'Ambrogio. "Wir profitieren sicher davon, wenn durch die neue Gastronomie mehr Leute nach Bayreuth kommen."
Andere Gastronomen halten sich auf Nachfrage eher bedeckt, wollen die Eröffnung nicht kommentieren.
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