Wie man aus dem Inhalt uralter Dosen ein schmackhaftes Essen zaubert Das Kurier-Konserven-Experiment

Von Norbert Heimbeck

Jedes Jahr landen in Deutschland Tonnen an Lebensmitteln im Mülleimer, ganz genau sind es 6,7 Millionen Tonnen! Pro Person sind das umgerechnet 82 kg pro Jahr. Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist für viele Menschen der Stichtag, an dem sie Lebensmittel wegwerfen. Wir haben uns gefragt, kann man abgelaufene Lebensmittel noch verwenden? Und wie schmecken sie? Folgen Sie uns beim großen Kurier-Experiment "Kochen mit uralten Konserven".

 
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"Kannst Du Dir vorstellen, aus abgelaufenen Konserven ein Essen zu kochen?" So ganz wohl ist mir bei der Frage von Kollegin Heike Hampl nicht. Jetzt rächt es sich, dass ich auf meinem Blog und auf Facebook regelmäßig Fotos und Rezepte meiner Kocherei poste. Doch eine Gewissheit habe ich: Was auch immer gekocht wird, essen müssen es die Kollegen. Ein Aufruf per Facebook an die Kurier-Leser erbringt dann einen Berg an Konserven und Eingemachtem. Einige Dosen und Gläser sehen lediglich ein bisschen staubig aus. Andere lassen einen schon beim bloßen Anblick erschauern: graue, undefinierbare Fruchtleichen treiben in trüber Flüssigkeit.

Gucken, riechen, kosten

So etwas kommt natürlich nicht in Frage für unser Koch-Experiment. Später bestägtigt dann die Kulmbacher Ernährungswissenschaftlerin Ulrike Daub meine Einschätzung: Gucken, riechen und dann vorsichtig kosten. Wenn die Probe unauffällig wirkt, kann man den Doseninhalt noch verwenden.

Unter den "Spenden" der Leser sind richtige Schätzchen: eine Dose Sauerkraut von 2009, Bohnen von 2004, eingemachte Kirschen, die mutmaßlich aus den 60er Jahren stammen. Und auch Sachen, die ich in gut 20 Jahren noch nie zum Kochen verwendet habe: Kartoffelpulver, das mit Wasser angerührt wird und am Ende zu Knödeln verarbeitet weden soll ...

Die guten ins Töpfchen, die schlechten...

Nach Sichtung der Konserven ("Die guten ins Töpfchen, die schlechten ...") fällt die Zusammenstellung der Speisen nicht schwer: Aus Tomaten, Bohnen und einem Glas Mexiko-Sauce rühren wir ein vegetarisches Chili an, aus Klöß-Pulver und Sauerkraut entsteht ein Auflauf (der mit Eiern, frischer Paprika, Zwiebeln und Schmand  aufgepeppt wird - etwas anderes lässt meine Koch-Ehre nicht zu!), und fünf Jahre alte Pfirsiche und Mandarinen ergeben zusammen mit frischem Quark eine süße Nachspeise.

Am Ende sehen wir zwei Gewissheiten bestätigt: 1. Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist nicht das Ende der Konserve. 2. Dosenfutter gewinnt, wenn man es mit frischen Zutaten ergänzt.

Es haben übrigens fast alle Kollegen in der Redaktion von dem Essen gekostet. Da alle Töpfe ratzeputz leergefuttert waren, kann man davon ausgehen, dass es ihnen geschmeckt hat. Und: Krank geworden ist auch niemand.

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