Das Kleine Museum runderneuert

von Michael Weiser
Mittendrin statt nur dabei: Junge Besucher in der Projektion „Projector“ von Carlos Cruz-Diez. Foto: Anna Buchmeier Foto: red

Mehr Kunst, mehr White Box: Das Kleine Museum in Weißenstadt empfiehlt sich nach seinem Umbau für einen Ausflug. Auch oder gerade in Zeiten trüben Herbstwetters.

 
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Kein Sonnenschein, auch kein Schnee. Nichts, was strahlt, graues Schmuddelwetter im Norden Bayerns, typisch November halt. Das kann einen schon mal runterziehen. Das Seelenklima zumindest kann man verbessern, wenn schon nicht das große Wetter, und zwar ganz einfach: mit einem Besuch im Kleinen Museum in Weißenstadt. Denn da ist alles weiß, hell, wie durchleuchtet, genauer: wie von innen heraus leuchtend. Eine helle Box, die mit schönen Überraschungen aufwartet, so kann man es auch nennen.

Wie eine Mönchszelle

Das Kleine Museum war mal ein Postamt, also ursprünglich kein Museum. Was zunächst fordert, will man aus einem solchen Raum – nun, ein Museum machen. Denn da sind Fenster, wo man sie nicht brauchen kann, die keine architektonisch gewollten Blickachsen öffnen, sondern, durch Vorhänge unzureichend gefiltert, Tageslicht sickern lassen, auf Werke, die das eigentlich nicht vertragen. Räume, die einmal zu klein, und dann wieder zu groß sind. Das war mal so im Kleinen Museum.

Eine Zeitlang hatte das Museum geschlossen. In diesen Wochen kann man es in seiner neuen Gestalt bewundern. Um es vorwegzunehmen: Es ist besser geworden. Es ist, ein kleines Museum in privater Trägerschaft, sogar gut geworden. Was das wirtschaftliche Interesse der Stifter betrifft, unser täglich Brot: Die Dokumentation der Pema-Firmengeschichte kann man ein paar Meter weiter in eigenen Schauräumen in den Conceptstores ebenfalls an der Goethestraße anschauen. Da ist etwas auseinandergegangen, was auf kleinem Raum ohnehin kaum zusammenpasste. Und nun ist das Kleine Museum – ein kleines, feines Kunstmuseum, so hell, streng und reduziert wie eine Mönchszelle.

Viele Überraschungen

Von vorne sieht es immer noch aus wie ein Raumschiff, das aus Versehen in Weißenstadt gelandet ist: Marcelo Morandinis so strenge wie elegante Fassade setzt nach wie vor Akzente. Auch beim zigsten Besuch bleibt es dabei: So was hätte man in Weißenstadt nicht erwartet.

Und drinnen? Sieht es nunmehr fast aus wie in einem extra gebauten Museum. Die Fenster nimmt man kaum mehr wahr, die Räume wurden geschickt umgestaltet, um mehr Kunst Platz zu geben als früher. Ein bisschen viel für manchen Menschen Geschmacks; andererseits: Der Platz ist knapp. Und wurde ja insgesamt gut genutzt. Ein White Cube, ein weißer Würfel, der das Kunstwerk gelten lässt, es zum Akteur erhebt, das ist das neue Kleine Museum, mit dunklen Kabinetten dort, wo’s der Kunst mit Licht gilt. So viele Überraschungen erlebt man nicht oft auf so kleinem Raum.

Auch Gomringer ist da

Man begegnet vielen alten Bekannten. Die Museumsgründerin, Laura Krainz-Leupoldt, hat viel gesammelt, einiges davon kann man in den neuen Räumen erleben. Darunter natürlich einiges, was man schon in früheren Ausstellungen gesehen hat. Was nicht stört, man trifft ja den einen oder alten Bekannten gerne. Etwa Elias Crespins Installation „Trianguconcéntricos Fluo Rouge 2“, eine elektrokinetische Skulptur aus rot leuchtenden Dreiecksformen, die sich bewegen, zueinanderfinden, auseinanderstreben, alles ganz genau choreographiert, zu hypnotischer Musik. Man sollte sich für solche Kunst Zeit nehmen, sie funktioniert überhaupt nicht im schnellen Vorbeimarsch. Beim Durchgehen entdeckt man sogar, fast zufällig, einige Graphiken des als konkretem Poeten bekanntgewordenen Eugen Gomringer – ja, der Platz ist, wie gesagt, auch nach dem Umbau noch knapp.

Daniel Buren ist vertreten, Morandini ohnehin, noch einiges anderes – wie gesagt, es gibt etwas zu staunen. Aktuell zeigt das Kleine Museum Werke von Ivana Franke, Gun Gordillo und Karina Peisajovich. Als Beispiel für das, was das neue Kleine Museum kann, sei auf die Lichtskulptur von Ivana Franke hingewiesen. Ein ätherisches, fein aus Nylonfäden und Licht gesponnenes Kreisgebilde, das geheimnisvoll leuchtet, als Scheibe von zehn Zentimetern Dicke das Raumgefühl einer Kugel Und das den Betrachter, vertieft er sich nur ein bisschen, hineinzieht – wie ein Blick ins sternenklare All. Viel Schönheit im Kleinen.

Wie man das auch fürs Museum im Ganzen sagen kann. Nichts fürs Abhaken, ein Museum, das Hingabe und Anteilnahme verlangt. So viel Wohlwollen vom Besucher vorausgesetzt, voilà, nützt das Museum an der Peunt seine Chance, einen Lichtpunkt auch in einem trüben November zu setzen.

INFO: Donnerstag bis Sonntag 13.30 Uhr bis 17 Uhr. Größere Gruppen können sich unter Telefon 09253/89 816 anmelden.

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