Das Forum spaltet die Stadt

Von , Thorsten Gütling, Eric
Noch ist Gold, was glänzt im Großen Haus der Stadthalle. Die Ränge kommen raus, ebenso der Name: Stadthalle ist bald Forum am Hofgarten. Foto: Eric Waha Foto: red

Die Stadthalle ist tot. Es lebe das Forum am Hofgarten. Am Tag nach der Entscheidung der Jury, der Stadthalle einen neuen Namen zu geben, sind die Reaktionen durchaus gespalten. Allerdings haben viele, mit denen man spricht, verhaltene Sympathie für die Namensgebung, die weder auf Althergebrachtes, noch auf die Verbindung zu einer Bayreuther Persönlichkeit setzt.

 
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Ungefiltert kommt die Meinung der Bayreuther bei der Bürgerversammlung wenige Stunden nach der Entscheidung am Mittwochabend: In Form von großem Gelächter im Sportheim des ASV Oberpreuschwitz. Mit Ausrufen wie "Oh Gott, oh Gott" und "so was Lächerliches" reagieren die rund 150 Besucher, als Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe den Namen der neuen Stadthalle verkündet. Merk-Erbe nimmt den Namen in Schutz. Schließlich sei er von einer namhaften Jury ausgesucht worden. Warum es überhaupt eines neuen Namens bedurfte, erklärt die Oberbürgermeisterin so: Unter einer Stadthalle werde außerhalb Bayreuths ein "seelenloser Betonbau" vermutet. Sie sagt, sie habe mehrfach erklären müssen, welchen Stellenwert die Halle in Bayreuth habe, erst dann hätten sich die Geldbeutel der Zuschussgeber geöffnet. Ähnlich verhalte es sich mit Künstleragenturen und auswärtigen Besuchern. Außerdem sei ein neuer Name auch im Nutzungskonzept der neuen Halle vorgesehen und vom Stadtrat so beschlossen worden. "Ich wundere mich, dass die Notwendigkeit eines neuen Namens jetzt in Frage gestellt wird", sagt Merk-Erbe.

"Der Name ist doch in Ordnung"

Udo Schmidt-Steingraeber, Chef der Klaviermanufaktur Steingraeber & Söhne, reagiert dagegen gelassen: „Der Name ist doch in Ordnung, auch wenn ich gerne einen Hinweis auf die Markgrafenzeit gehabt hätte. Denn das macht die Unverwechselbarkeit von Bayreuth aus.“ Schmidt-Steingraeber hatte selbst die Vorschläge „Markgräfliche Reithalle“ und „Markgräfliches Kulturforum“ gemacht. „Ich hatte also auch das Forum schon mit drin.“ Gut sei, dass der Hofgarten als qualifizierendes Merkmal hinzukomme, so Schmidt-Steingraeber. Im Übrigen ist seiner Meinung nach der Name sowieso nur für das überregionale Publikum wichtig, nicht für das städtische. „Dem Bayreuther ist das doch eh wurscht, der sagt in 100 Jahren noch Stadthalle.“ So wie der Karstadt eben bei vielen noch Hertie heiße.

1964 entschied der Stadtrat für den Namen Stadthalle

Wie sich die Geschichte wiederholt, zeigt sich in einem Blick ins Archiv: 1963, als ein Name für die neue Stadthalle gesucht wurde, kamen rund 70 Vorschläge der Bürger im Rathaus an. der Stadtrat habe dann schließlich "unter lebhaftem Beifall" im Februar 1964 die Entscheidung getroffen, die Stadthalle Stadthalle zu nennen. So ist es in einem Flyer nachzulesen, der vom Fremdenverkehrsverein zum 25-jährigen Jubiläum der Stadthalle herausgegegeben worden war.

Forum reduziert nicht auf eine Nutzung

Manuel Becher, Geschäftsführer der Bayreuth Marketing und Tourismus GmbH (BMTG), der der Jury angehörte, sagt am Tag nach der Entscheidung auf Anfrage unserer Zeitung: "Aus Vermarktungssicht ist der Name gut, weil man mit Forum nicht auf eine Nutzung reduziert ist. Und schon gar nicht auf Kultur als Oberbegriff." der Bezug zu Bayreuth sei durch den Zusatz Hofgarten gewährleistet. "Als Dachbegriff für das Ensemble ist das sinnvoll, weil es viele Möglichkeiten zulässt." Zudem sei vorgesehen, den einzelnen Räumen noch Namen zu geben - dass also Konzerte durchaus im ehemals Großen Haus und damit in der Markgräflichen Reithalle stattfinden könnten. Ähnlich sieht das Jury-Mitglied Thomas Hacker (FDP): "Forum ist Dach, Treffpunkt und Ort für gesellschaftliche Ereignisse. Eine neutrale Beschreibung der Funktion nach außen." Der Name wirke "nicht herbeikonstruiert und ist der kleinste gemeinsame Nenner, mit dem man arbeiten kann". Zudem hebe er eben "nicht wie 90 Prozent der Vorschläge" der Bürger auf "eine namhafte Person aus Bayreuth" ab, sagt Hacker.

Der Name macht nicht die Musik

Aus Veranstalter-Sicht, sagt Nina Rauscher, Sprecherin von Semmel-Concerts, sei es "eigentlich egal", wie eine Halle heiße. Es sei zwar "schon schwer, wenn man einen etablierten Namen ändert, aber: Man hatte offenbar ja keine andere Wahl und einen triftigen Grund, den Namen zu ändern". Man müsse den neuen Namen jetzt eben aufbauen. Clemens Lukas, künstlerischer Leiter der Musica Bayreuth, sagt: „Ich finde den Namen langweilig und nicht ganz zutreffend. Die Inspiration durch die kulturelle Nutzung hätte den Namen prägen müssen.“

"Wenig greifbar" sagen Marketing-Fachleute

Aus Marketingsicht ist die Entscheidung für Forum am Hofgarten offensichtlich kein guter Griff: "Wenig greifbar" nennt Ralf Bolay von der Agentur Häusler und Bolay die Bezeichnung. "Forum kann alles mögliche sein - auch eine Veranstaltung an sich. Der Begriff vermittelt nicht, um was es geht." Ernüchternd sei er von der Entscheidung, sagt Alexander Hanke-Mellby von der Agentur Feuerpfeil. "Der Name Forum spiegelt doch nicht wider, was dort als Bauprojekt entsteht." Forum am Hofgarten, das sei "zu einfach, zu gleichgültig, zu wenig auf das Objekt bezogen". Er habe sich, sagt Hanke-Mellby, "etwas einzigartig Neues oder etwas, was den bestehenden Begriff irgendwie veredelt" erhofft. "Dass eine Namensfindung ein Prozess ist, ist mir wohl bewusst. das jedoch klingt eher nach einem schlechten Kompromiss."

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