Die Sparkasse reagiert auf Kritik am Abzug von Geldautomaten in der Region Sparkasse: Bargeld per Post

Von Thorsten Gütling
Das Bargeld kommt jetzt auf Wunsch mit der Post vom Konto in den Briefkasten. Dem Umschlag soll man das nicht ansehen. Kritik am neuen Service der Sparkasse Bayreuth gibt es dennoch. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Kunden der Sparkasse Bayreuth können sich ab sofort Bargeld mit der Post nach Hause liefern lassen. Der Service ist kostenlos. Die Sparkasse reagiert damit auf die Kritik, die im Zuge der Schließung zahlreicher Geschäftsstellen und des Abzugs mehrerer Geldautomaten auf sie einprasselte. Kritiker halten den Service für nicht zeitgemäß.

 
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Die Sparkasse verspricht: Wird das Geld an einem Werktag bis 11 Uhr bestellt, macht es sich noch am selben Tag auf den Weg. Wer später dran ist, erhält das Geld frühestens am übernächsten Werktag, je nachdem, wie schnell die Post ist. Warum sie jetzt Bargeld mit der Post verschickt, erklärt die Sparkasse so: „Die Bedeutung einer dezentralen Bargeldversorgung“ sei bei Gesprächen in den vergangenen Wochen „noch einmal sehr deutlich“ geworden. „Insbesondere ältere Menschen, vor allem in den ländlichen Regionen“ sollten von der neuen Leistung profitieren. Es handle sich dabei um eine wichtige Kundengruppe, „die unsere Leistungen möglichst komfortabel in Anspruch nehmen können soll“. Die Idee, das Bargeld mit der Post zu verschicken, sei von außen an die Sparkasse herangetragen worden.

"Früher wurde davor gewarnt"

Helmut Distler ist der Seniorenbeauftragte der Gemeinde Hummeltal. In seiner Gemeinde hat die Sparkasse im vergangenen Jahr die Geschäftsstelle geschlossen und den Geldautomaten gleich mit abgezogen. Distler sagt: „Der Bargeldservice ist besser als nichts, aber keine Dauerlösung.“ Etwas anderes, als das Angebot zu nutzen, werde denen, die nicht mehr mobil sind, gar nicht übrig bleiben. Distler befürchtet aber, dass es den Senioren arg zusetzt, wenn das Geld einmal unterwegs verloren geht oder geklaut wird, und sie dann zum ersten Mal in ihrem Leben die Polizei oder einen Rechtsanwalt einschalten müssten. Der Seniorenbeauftragte wundert sich daher: „Früher wurde immer davor gewarnt, Bargeld zu verschicken, und jetzt macht es die Sparkasse selbst.“

"Das ist uns nicht bekannt"

Bei der Sparkasse heißt es zu früheren Bedenken: "Das ist uns nicht bekannt." Es tue aber auch nichts zur Sache, da das Risiko alleine die Sparkasse trage. Und um das zu begrenzen habe man eine Obergrenze von 250 Euro eingeführt. Mehr Geld kann man als Kunde pro Bestellung nicht erhalten, 50 Euro müssen es mindestens sein. Was die Sparkasse der neue Service kosten wird, hängt auch davon ab, wie viele Kunden ihn nutzen. Die Kosten für Porto und Versicherung will die Sparkasse jedenfalls alleine tragen und auch nicht über Umwege an ihre Kunden weitergeben.

"Etwas vergleichbares haben wir noch nie gehört"

Bei der Verbraucherzentrale Bayern hat man von einem vergleichbaren Service noch nie gehört. Sascha Straub, der bei der Verbraucherzentrale für Finanzfragen zuständig ist, sagt: Da die Sparkasse das Angebot ja nicht nur einer Hand voll, sondern vielen Kunden bereit stelle, werde eine größere Versicherungssumme fällig. Straub bezweifelt daher, dass der Service auf Dauer günstiger ist, als das Betreiben von Geldautomaten. Zuletzt hatte die Sparkasse erklärt, das sie ein Geldautomat im Jahr durchschnittlich 20.000 Euro koste. Nach Ansicht der Verbraucherzentrale handelt es sich beim Versand von Bargeld durch die Post außerdem um einen Rückschritt. Sinnvoller wäre es, Geldautomaten gemeinsam mit anderen Geldinstituten zu betreiben. Das Kartellrecht stünde dem im ländlichen Raum nicht entgegen. Das hatte zuvor auch das bayerische Wirtschaftsministerium auf eine Anfrage der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer (CSU) im Landtag erklärt.

"Das wirkt nicht zeitgemäß"

Ähnlich wie die Verbraucherzentrale sieht das auch Franz Tauber (FWG), der Bürgermeister von Mehlmeisel. Auch in Mehlmeisel hat die Sparkasse im vergangenen Jahr eine Geschäftsstelle samt Geldautomaten abgezogen. Mittlerweile hat dort die Commerzbank eine Filiale eröffnet. Und Tauber sagt: "Der Service wirkt nicht zeitgemäß. Erst will man weg vom Bargeld und dann verschickt man Bargeld mit der Post." Der Bürgermeister sagt, wollte die Sparkasse ihre Kunden in Mehlmeisel trotz des Rückzugs halten, hätte er sich gewünscht, dass sie die Gebühren erstattet, die beim Abheben von Geld am Automaten der Commerzbank entstünden. In der 1350-Einwohner-Gemeinde Mehlmeisel hätten nach Aussage Taubers in den vergangenen drei Monaten mehrere hundert Kunden die Bank gewechselt.

"Zeigt, dass sich die Sparkasse Gedanken macht"

Ahorntals Bürgermeister Gerd Hofmann (FWG), der eigenen Angaben zufolge Mitte des Jahres, mit der Eröffnung des Dorfladens, einen Geldautomaten verlieren wird, sagt: "Der Bargeldservice zeigt immerhin, dass sich die Sparkasse Gedanken macht." Das Verschicken vom Geld mit der Post werde aber ein Problem nicht lösen: Dass man künftig nämlich Tage im Voraus planen müsse, wann man wieviel Bargeld benötige.

Noch vor Kurzem kam das Geld mit dem Boten

Bei der Volksbank-Raiffeisenbank Bayreuth heißt es, man habe bis Ende des vergangenen Jahres selbst Bargeld an die Kunden verschickt. Der Service sei nur selten nachgefragt und schließlich eingestellt worden. Der Unterschied zum Angebot der Sparkasse: Der Versand erfolgte nicht durch die Post, sondern durch ein Werttransportunternehmen. Das Geld landete daher nicht im Briefkasten, sondern wurde an der Tür abgegeben.

Im Oktober des vergangenen Jahres hatte die Sparkasse Bayreuth erklärt, sich an 15 Standorten in Stadt und Landkreis ganz oder teilweise zurückzuziehen.

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