Cybex: 3,5 Millionen-Investition möglich

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Unfälle am laufenden Band – für dreieinhalb Millionen Euro möchte die Bayreuther Kindersitz-Firma Cybex eine Anlage dafür bauen. Aber auch andere ausländische Standorte wollen dieses Projekt, um Produkte zu testen. In 75 Tagen wird entschieden. Jetzt soll auch der Freistaat ein bisschen nachhelfen.

 
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Auf der anderen Straßenseite sieht es düster aus. Dort, bei BAT, gingen fast 1000 Arbeitsplätze verloren, Cybex auf der gegenüberliegenden Seite hat im Moment offene Stellen. Und einen Plan. Es soll ein Forschungs-Campus in Bayreuth entstehen, dessen Anfang eine – so heißt es wirklich – Schießanlage sein soll. Dort fährt in einem Schlitten eine Art Auto-Torso auf Schienen gegen ein Hindernis. Mit einem oder mehreren Kindersitzen drin.

In China für Bayreuth werben

Bis zu einer Größe von 600 Quadratmetern, 70 Meter Länge, Kosten von bis zu 3,5 Millionen Euro, die Cybex am liebsten in Bayreuth investieren möchte. Aber die Pläne sind sehr ehrgeizig. Denn erstens ist man noch auf der Suche nach einer Fläche. Zweitens sind noch andere Standorte im Rennen. Und drittens mangele es an politischer Unterstützung. So sieht man es jedenfalls in China, dem Hauptsitz der Goodbaby-Company, zu der Cybex seit drei Jahren gehört.

"Wir müssen die Entscheidung für Bayreuth sehr gut begründen“, sagt Johannes Schlamminger, Cybex-Geschäftsführer. „Wir hätten es schon gern in Bayreuth.“ Doch ein Staat mache es ihnen besonders schwer: Es stünden sogar kostenlose Flächen zur Verfügung, sagt Schlamminger.

Eigene Anlage könnte Geld sparen

Mit dem Besuch der bayerischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) können die Bayreuther die politische Unterstützung signalisieren. Aber auch unternehmerische Argumente wollen sie auf den Verhandlungstisch in China legen. „Wir schießen 1000- bis 1500-mal bei ADAC und Dekra und anderen“, sagt Raoul Bader, Leiter der Entwicklung, „das kostet Zeit und Geld.“

Geld, das sich Cybex mit einer eigenen Anlage sparen könnte. Und Zeit, in der seine Ingenieure in Flugzeugen nach China und in die Vereinigten Staaten sitzen. Denn dort steht jeweils eine dieser Anlagen, allerdings nach dem dortigen Standard, nicht nach dem europäischen. Außerdem werden die Kapazitäten beim ADAC knapp, nur noch 40-mal dürfen die Bayreuther ihre Sitze testen.

Von bis zu 100 Arbeitsplätzen ist die Rede

Kein Wunder: Das ADAC-Technik-Zentrum ist in Landsberg am Lech, pro Jahr werden circa 100 komplette Fahrzeuge getestet, sagt Bernd Ullmann vom ADAC. „Zudem werden rund 600 sogenannte ,Schlittentests‘ durchgefühlt, also beispielsweise Kindersitze oder Dachträger auf Schlitten montiert und getestet.“ Dazu kämen „Tests von Dritten, also von Fahrzeug- oder Kindersitzherstellern, die die Landsberger Anlage mieten könnten“.

Zunächst sollten auf der Bayreuther Schießanlage „viele“ neue Arbeitsplätze entstehen, langfristig bis zu 100, sagt Entwicklungsleiter Bader. Die Ingenieure können in den Schussräumen jede Art von Unfall simulieren, ob frontal, von der Seite oder Überschlag. Danach werden die Messwerte der Babypuppe ausgelesen. Schlamminger sieht Kooperationsmöglichkeiten mit den Natur- und Materialwissenschaftlern der Uni Bayreuth.

Aigner prüft mögliche Beihilfen

Doch ob und wie die Staatsregierung der Bayreuther Firma helfen kann, steht nicht fest. „Bei großen Unternehmen sind wir beihilferechtlich eingeschränkt“, sagte Aigner dem Kurier. Sie prüfe aber, ob es über Technologieprojekte möglich sei.

In 75 Tagen fällt in China die Entscheidung über den Standort der Anlage. In den Augen der Geschäftsführung aber hat Aigner schon geholfen: Denn sie war da. Mit Landrat Hermann Hübner, Landtagsabgeordneter Gudrun Brendel-Fischer und der Bundestagsabgeordneten Silke Launert. Das zeige: Die Politik bemühe sich, sagte Geschäftsführer Schlamminger.

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