Spannungen
Zu den Spannungen mit Merkel kommt nun ein CSU-interner Kriegsschauplatz hinzu. Finanzminister Markus Söder hat Bayerns Regierungschef Seehofer in den vergangenen Wochen so geärgert, dass der Parteichef diesen in seiner Ingolstädter Heimatzeitung «Donaukurier» öffentlich abkanzelte. Söder hatte nach den Terroranschlägen in Paris am Wochenende einen Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik verlangt.
Seehofers Kritik läuft auf eine Schmähung von Söders Charakter hinaus: «Nach solchen Anschlägen wie in Paris verbietet es sich, persönliche und parteipolitische Motive in den Vordergrund zu stellen.» Soll heißen: Dem an Seehofers Nachfolge brennend interessierten Söder ging es nach Einschätzung des Chefs nicht um die Sache, sondern um die Karriere.
Söder
Zwar glauben nicht wenige CSU-Abgeordnete, dass Söder der Aufstieg an die Spitze wichtiger sei als die Inhalte. Aber Seehofers Vorgehen halten mehrere Mitglieder der Parteispitze für unangemessen: «Erstens denken viele, völlig unrecht hat der Söder nicht. Und zweitens kann man innerparteilich so nicht miteinander umgehen», sagt ein CSU-Landespolitiker. «Manche fahren mit einem unguten Gefühl zum Parteitag. Man spürt, das ist nicht gut für unsere Partei.» Ein prominenter Bundestagsabgeordneter spricht von «unnötigen Hahnenkämpfen».
Offene Kritik an Seehofer kommt vom Hofer Landtagsabgeordneten Alexander König: «Markus Söder spricht aus, was die ganz überwiegende Mehrheit der Bevölkerung und der CSU-Abgeordneten denkt», verteidigte der Vorsitzende des Labor-Untersuchungsausschusses im Landtag den Finanzminister. «Das muss niemanden nervös machen und zu unangemessener Kritik veranlassen.»
Stunde der Wahrheit
An diesem Samstag schlägt die Stunde der Wahrheit: Dann stellt sich Seehofer zur Wiederwahl. Manche CSU-Vorstandsmitglieder halten nun einen Dämpfer nicht für ausgeschlossen. Und auch Söders Ergebnis bei den Vorstandswahlen wird mit Spannung erwartet. Bisher lag Söder bei der Vergabe der Vorstandsplätze für die zehn CSU-Bezirksvorsitzenden nie in der Spitzengruppe. Sollte Söder dieses Mal vorne landen, wäre auch das ein Signal.
dpa