CSU setzt eigenen Bürgermeister vor Tür

Von Udo Fürst
Die CSU will ihren eigenen Bürgermeister Heinz Lorenz loswerden. Warum, ist noch nicht ganz klar. Foto: red Foto: red

Dieser Vorgang sucht seinesgleichen: Die CSU-Fraktion im Gemeinderat hat ihren eigenen Bürgermeister vor die Tür gesetzt. Wie die Christsozialen am Donnerstag mitteilten, sei mit Heinz Lorenz (42) keine vertrauensvolle Zusammenarbeit mehr möglich. Zugleich will man die Dienstaufsicht am Landratsamt einschalten. Warum? Diese Frage bleibt vorerst ungeklärt.

 
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Dennoch müssen es wohl gewichtige Gründe sein, die dem Vorgehen zugrunde liegen. In dem von allen sechs CSU-Räten - Josef Hecht (Sprecher), Maria Frauenholz, Matthias Melzner, Roman Melzner, Josef Prechtl und Bernhard Söllner - unterschriebenen Brief ist die Rede von „Vorkommnissen in jüngster Zeit, die keine andere Entscheidung möglich machen“.

"Vertrauensvolle Zusammenarbeit unmöglich"

Konkreter wird man in dem Schreiben nicht. Man verweist lediglich darauf, dass der Schritt nicht leicht gefallen, in der Konsequenz aber unvermeidlich gewesen sei. Die Fraktion habe bei in ihrer Sitzung am 5. Oktober lange und intensiv diskutiert.

Dabei seien sich die CSU-Räte seien einig gewesen, dass mit Bürgermeister Heinz Lorenz „keine vertrauensvolle Zusammenarbeit mehr möglich sein wird“. Über diese Entscheidung habe man habe Lorenz, den CSU-Ortsverband und die anderen Gemeinderatsfraktionen informiert. „Den Mitgliedern der CSU-Fraktion ist die Tragweite ihrer Entscheidung bewusst und wir scheuen uns nicht davor, die  Vorfälle transparent und konsequent aufzuarbeiten“, heißt es in dem Schreiben.

Die CSU stellt im Gemeinderat sechs Räte, SPD und Freie Wähler je drei. Mit dem Bürgermeister verfügte man so bisher über die absolute Mehrheit.

CSU will Sondersitzung einberufen

In der Erklärung betont die CSU-Fraktion zudem ihre Verantwortung gegenüber der Gemeinde, ihren Bürgern und den Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung. Letztere seien von den Vorwürfen ausdrücklich ausgenommen. Die Vorfälle sollen „transparent und konsequent“ aufgearbeitet werden.

„Die CSU-Fraktion wird in einer Sondersitzung des Gemeinderates dem gesamten Gremium empfehlen, die Vorfälle in Bezug auf Bürgermeister Heinz Lorenz zur Bewertung an die Rechtsaufsichtsbehörde am Landratsamt Tirschenreuth weiter zu geben“, heißt es in dem Schreiben weiter.

Kritik an Lorenz' Arbeitsweise

Fakt ist, dass sich in Immenreuth in den vergangenen Monaten die kritischen Stimmen über die Arbeitsweise von Lorenz gehäuft haben. Vorläufiger Höhepunkt war die Septembersitzung des Gemeinderats, in der Heinz Lorenz gefehlt hatte. Dort hatte man sich über diverse „Ungereimtheiten“ gewundert. So hatte der Bürgermeister vorher erklärt, dass alle Vorarbeiten bei der Erschließung des Baugebiets Steinäcker erledigt seien.

Zweiter Bürgermeister und CSU-Fraktionssprecher Josef Hecht hat das in der Zusammenkunft zurückgewiesen. „Das stimmt so nicht.“ Zu klären seien auch noch die Verzögerungen bei den Ausschreibungen zur Friedhofssanierung.

Bürgermeister einst ein Hoffnungsträger

Heinz Lorenz galt nach der Kommunalwahl 2014 als großer  Hoffnungsträger der CSU. Hatte der frühere Gemeindekämmerer doch Amtsinhaber Peter Merkl von der SPD mit über 70 Prozent der Stimmen geradezu deklassiert. Pikante Randnotiz: Einige Jahre zuvor wollten die Sozialdemokraten noch Heinz Lorenz als Nachfolger für Merkl aufbauen.

Beim Landratsamt Tirschenreuth war bis gestern keine Dienstaufsichtsbeschwerde oder ähnliches gegen Heinz Lorenz eingegangen. Pressesprecher Walter Brucker: „Offiziell wissen wir nichts.“ Bis zum Redaktionsschluss waren weder Heinz Lorenz noch CSU-Fraktionssprecher Josef Hecht zu erreichen.

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