Crystal: Ein Leben lang abhängig

Die Bayreuther Polizei dokumentiert einen Fund von einigen Gramm Crystal Meth. Foto: Alexander Czech / Polizei Bayreuth Foto: red

„Crystal Meth Region Bayreuth?“ Unter diesem Titel will die Junge Union am Freitag, 22. Juli, im Schützenhaus Hollfeld über die Auswirkungen der Droge aufklären. Los geht es um 19 Uhr. Wir haben vorab mit dem Referenten Peter Stenglein von der Drogenprävention bei der Polizei gesprochen. Er warnt vor dem Teufelszeug, das der Polizei mittlerweile so viel Arbeit macht wie keine andere Droge.

 
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Herr Stenglein, es gibt diese Vorher-Nachher-Fotos von Crystal-Abhängigen mit ihren schrecklich ausgemergelten Gesichtern. In Bayreuth auf der Straße sehe ich solche Leute nicht. Haben wir wirklich so ein massives Problem?

Peter Stenglein: Diese Bilder aus Amerika sind nicht auf unsere Verhältnisse übertragbar. In Amerika wird diese Droge geraucht, und die Gesundheitsvorsorge ist nicht so gut wie bei uns. Bei uns wird Crystal tendenziell geschnupft. Es ist trotzdem die Risikodroge Nummer eins. Die Hälfte unserer Arbeit hat mit Amphetaminen zu tun – meistens sind das Speed und Crystal.

Wo kommt dieses Teufelszeug her?

Stenglein: Wir haben eine große Nähe zu Tschechien. Dort sind die Bedingungen für die Erzeugung offenbar sehr gut. Die Drogenpolitik in Tschechien ist sehr liberal. Der Besitz geringer Mengen ist nicht strafbar. Und Crystal ist eine Droge, die sehr leicht herzustellen ist.

Wer nimmt Crystal-Meth?

Stenglein: Crystal ist keine Einstiegsdroge. Die Leute, die Crystal nehmen, sind in der Regel polytox. Das bedeutet, sie nehmen mindestens drei Substanzen. Fast immer fängt es mit dem Missbrauch von Alkohol und Tabak an. Dann geht es oft über den Missbrauch von Cannabis. Abhängige brauchen dann immer mehr, weil die Dosis dann irgendwann nicht mehr kickt. Dann kommen immer härtere Drogen. Crystal zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten. Es geht letztlich um Risikofamilien, wo Kinder und Jugendliche wenig Aufmerksamkeit von den Eltern bekommen. Das kann in sozial schwachen Familien sein, aber auch in Familien, wo Zuneigung mit Geld verwechselt wird. Der Freundeskreis spielt auch eine Rolle. Wenn man die falschen Freunde hat, rutscht man dann da rein.

Was kann ich tun, wenn ich der richtige Freund bin und einem Abhängigen helfen will?

Stenglein: Es ist sehr schwierig, weil die Leute die Distanz zur Droge verlieren. Sie relativieren alles und denken, sie hätten es unter Kontrolle. Abhängige verlieren den Blick dafür, was normal ist. Freunden rate ich immer, in der Ich-Botschaft zu sprechen und das Verhalten des Abhängigen zu spiegeln.  Aber wer sich nicht helfen lassen will, dem ist auch oft nicht zu helfen. Auch bei der Therapie ist es so, dass es ohne die Mitarbeit des Betroffenen nicht geht. Und abhängig bleibt man ein Leben lang. Man kann nur aufhören, Drogen zu nehmen.

(Das Gespräch führte Moritz Kircher)

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