Creußen: Nazi-Vergangenheit weiter präsent

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Im Zweiten Weltkrieg arbeiteten Zwangsarbeiter in der Rüstungsfabrik Tabel, der späteren Suspa. Eine Gedenktafel soll daran erinnern. Bürgermeister Martin Dannhäußer möchte die Geschichte umfassend beleuchtet haben, als Industriedenkmal. Foto: Archiv/Andreas Türk Foto: red

Eine Gedenktafel sollte es werden, um an die Nazi-Vergangenheit des ehemaligen Rüstungswerks Tabel, an die Geschichte der Zwangsarbeiter hier zu erinnern, so die Idee der SPD. Ein Industriedenkmal will Bürgermeister Martin Dannhäußer. Und dabei auch die spätere Suspa beleuchten. Er setzt sich mit seiner Idee im Stadtrat durch.

 
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"Wir wollen eine Grundsatzentscheidung", erklärt Hans-Rüdiger Bär, SPD, nach dem Besuch des tschechischen Generalkonsuls und einem Antrag, den Marianne Abel bereits vor einigen Jahren formuliert hatte.

Das 1912 gegründete Metallwerk des späteren Bürgermeisters und NSDAP-Ortsgruppenleiters Carl Tabel hatte sich während des Dritten Reichs zum Rüstungsbetrieb entwickelt. Ab 1942 wurden neben Gewehren und Flakgeschützen hier auch Teile für Kampfpanzer gefertigt. Im Februar 1945 waren im Werk 1360 Personen beschäftigt, darunter 1160 Zwangsarbeiter.   

"Die Stadt hat eine Verpflichtung, das Kapitel abzuschließen," sagt Bär. Peter Engelbrecht habe das in einem Buch eindrucksvoll belegt. "Und die Hallen stehen auch heute noch teilweise so wie damals." Von einem ungünstigen Zeitpunkt spricht dagegen Erwin Morba, ÜWG/FW. Nur eine Halle befinde sich noch im Besitz der Immo Gmbh, der von der Stadt gegründeten Gesellschaft, um das ehemalige Suspa-Gelände zu bewirtschaften. 

Zwei Probleme stellt er heraus: Der Verkehr auf der Theodor-Künneth-Straße fließt sehr dicht am Gebäude vorbei. Eine Gedenktafel könne man in diesem Bereich nicht in Ruhe lesen. Zum anderen stehen derzeit viele Sanierungsmaßnahmen an den Gebäuden an. Und man müsse die neuen Eigentümer fragen.

Die Zeit sei aber endlich gekommen, nach über 70 Jahren, ergänzt Raimund Nols den SPD-Antrag. "Wir wollen nicht noch einmal zehn Jahre warten." Auch Renate van de Gabel-Rüppel, Grüne/Unabhängige, sieht das so. "Am Bahnhof Bayreuth findet sich auch eine Hinweistafel, wo die Zwangsarbeiter damals überall hin kamen."

Georg Freiberger, CSU, hält dagegen: "Ich halte gar nichts von einer Tafel. Auch in der Nachkriegszeit haben hier viele gearbeitet und es gab auch Blütezeiten in dem Betrieb. Die müsste man dann auch mit aufnehmen."

Dannhäußer greift das auf und formuliert den Antrag, ein Industriedenkmal in Auftrag zu geben, in dem die Geschichte des großen Firmenareals im Herzen der Stadt Creußen beleuchtet wird. Gegen den unterschwelligen Vorwurf, die Nazi-Vergangenheit tot zu schweigen wehrt er sich: "Die Stadt hat eine Chronik erstellt. Es ist schon etwas geschehen."

Der ursprüngliche SPD-Antrag, eine Erinnerungstafel anzubringen, wird mit zehn zu vier Stimmen abgelehnt. Der umfassendere Bürgermeisterantrag auf Industriedenkmal wird mit neun Stimmen befürwortet.

   

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