Computerprogramm fällt durch

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Daten über Daten werden in Schulen verwaltet. Das Programm ASV sollte jetzt auch in der Oberstufe die Arbeit einfacher machen. Das Kultusministerium allerdings hat jetzt die Reißleine gezogen. Das Programm ist noch nicht ausgereift - fünf Jahre nach der Einführung. Foto: Archiv/Daniel Reinhardt, dpa Foto: red

Überraschendes Aus für das Oberstufenmodul der Schulsoftware ASV: Das Kultusministerium hat die Reißleine gezogen und die Einführung des Moduls ausgesetzt. Zum Ärger derer, die in den vergangenen Monaten mit der Software gearbeitet haben - und teilweise an ihr verzweifelt sind. Wie beispielsweise am Gymnasium Christian-Ernestinum (GCE). Einer der Pilotschulen für die Software.

 
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Das Programm ASV, die Amtliche Schulverwaltung, soll flächendeckend für mehr als 4200 Schulen in allen Schularten in Bayern eingeführt werden. Die ersten Schularten, die das Programm seit dem Schuljahr 2013/14 nutzen, waren die Realschulen und die Gymnasien. Nach und nach kamen weitere Schularten dazu. Im Sommer hatte das Programm schon einmal Schlagzeilen gemacht, weil es - wohl nicht nur - an den Bayreuther Mittelschulen die Noten gefressen hat. Weil es Noten zur schlechteren Note abgerundet, statt sie - wie vorgesehen - aufzurunden.

"Alle Maschinen stopp"

Jetzt die nächste Bauchlandung: Von neuen Problemen berichtet Franz Eisentraut, der Direktor des GCE, im Gespräch mit dem Kurier. Eisentraut ist "für Oberfranken der Multiplikator für ASV", wie er sagt. War von Anfang an in die Einführung eingebunden. Er sagt, die Koordinatoren an seiner Schule, die sich seit einigen Monaten im Parallelbetrieb zu den alten Schulprogrammen für die Oberstufe mit der ASV befasst hätten, seien jetzt wie vor den Kopf gestoßen: "Das war sehr arbeitsintensiv. Und diese Arbeit ist jetzt offenbar für die Katz'. Die Kollegen, die sich da reingekniet haben, haben das ja alles zusätzlich zu ihrer normalen Arbeit gemacht." Eine Arbeit, die damit mehr oder weniger umsonst gewesen sei: Daten, die die Lehrer "drei, vier Stunden lang eingegeben haben", seien "am nächsten Tag wieder weg gewesen. Keiner kann sagen, warum. Das ist das Schlimme".

Bislang, sagt Eisentraut, laufen bis zu vier Hauptprogramme in den Schulen parallel: Verwaltung der Lehrer, Verwaltung der Schüler, andere Planungen, die für den Schulbetrieb wichtig sind. "Mit ASV hätten wir ein geschlossenes System in einem Rutsch." Deshalb sei es "bei Tag betrachtet schon notwendig", ein solches System einzuführen. Aber: "Ein so kompliziertes Programm für die Oberstufe anzuwenden, bedeutet auch: Das muss 100.000-prozentig funktionieren, weil es um die Abiturzeugnisse geht." Möglicherweise, sagt Eisentraut, habe man das Programm "zu bald für alle verpflichtend eingeführt". Dass das Programm jetzt gestoppt wurde in der Oberstufe, "gibt landauf, landab einen Aufschrei an den Gymnasien". Obwohl es aus Sicht Eisentrauts letztlich "die einzig vernünftige Lösung war: Alle Maschinen stopp."

Oberstufenmodul bedarf Ergänzungen

Auf der Internetseite des Kultusministeriums heißt es: "Beim regelmäßigen Monitoring war erkennbar geworden, dass das Oberstufenmodul für einen produktiven Einsatz im Schulalltag noch weiterer Ergänzungen bedarf." Man habe festgestellt, "dass das Programm noch nicht auf dem Entwicklungsstand ist, den man bräuchte", sagt Ludwig Unger, Pressesprecher des Ministeriums, am Donnerstag auf Anfrage unserer Zeitung. "Damit keine Probleme auftauchen, fordern wir die Schulen auf, das Modul nicht zu nutzen." Man werde jetzt "unter Hochdruck" an dem Programm weiterarbeiten.

Wenn das Programm laufe, solle es helfen, dass sich an allen mehr als 4200 Schulen im Freistaat "Schulverwaltungsdaten in gleicher Form behandeln lassen", sagt Unger. Mit ASV soll das Erstellen von Stundenplänen genauso funktionieren wie die Verwaltung von Lehrern, Schülern, "das Steuern und den Einsatz von Lehrern, was gerade an den großen Schulen wichtig ist". Außerdem sollen die Schulen über ASV mit den Ministerien vernetzt sein. Nicht zuletzt zum Erstellen "landesweiter Schulstatistiken". Dass ASV aber durchaus gut laufe, zeige die aktuelle Daten-Übermittlung der Grund- und Mittelschulen: "Mehr als 95 Prozent der Schulen haben binnen zehn Tagen ihre Daten übermittelt. Mit einer verschwindend geringen Fehlerquote. Obwohl sie erst seit 2016 mit dem Programm arbeiten." Entscheidend sei, sagt Unger, "dass auf Fehler reagiert wird".

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