Bürgerversammlung der Stadt wieder besser besucht Comeback für die Bürgerversammlung

Von Katharina Wojczenko
Fast volles Feuerwehrhaus in St. Johannis: Etwa 70 Bürger kamen, um den Verwaltungsmitarbeitern Fragen zu stellen. Im Vorjahr waren es nur etwa 20 gewesen. Im Hintergrund Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Da hat sich Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe gefreut: Dieses Jahr sind endlich wieder mehr Bürger als Verwaltungsmitarbeiter zur Bürgerversammlung gekommen, nämlich 70. Im Vorjahr waren es nur 20 gewesen. Es ging im Feuerwehrhaus St. Johannis um mysteriöse Erdhaufen, handfeste Skandale und die Tücken des Alltags. Die Bayreuther hatten unter anderem folgende Wünsche und Kritik:

 
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Barrierefreiheit: Gudrun Bessel vom Elternbeirat der FOS/BOS muss weiter warten. Derzeit besuchen drei Rollstuhlfahrer die Schule. 2013 hat die Schule einen Aufzug beantragt. Der Ferienausschuss hatte das für sinnvoll gehalten. „Der Aufzug ist noch in Planung“, sagte Stadtbaureferent Hans-Dieter Striedl. Weil dazu das Treppenhaus umgebaut werden müsse. „Ich hoffe, dass wir das im Laufe des nächsten Jahres anpacken“, sagte Striedl. Sie werde nachfragen, versprach Bessel. „Drei Jahre für einen Aufzug sind ganz schön lang.“

Buchhalterpanne: Ein Frager nahm Finanzreferent Michael Rubenbauer in die Zange. Weil ein Mitarbeiter des Kämmereiamts bei der Umstellung der Haushaltsführung Fantasiezahlen in der Eröffnungsbilanz geschrieben hatte, steht die korrekte bis heute aus. Geschätzte Kosten laut Kurier-Information: 1,5 Millionen Euro. Zusätzliche Arbeitsstunden sind nötig, um den Fehler auszubügeln. „Ist der Schaden dadurch schon beziffert?“, lautete die Frage. Man liege immer noch im Budget, betonte Rubenbauer. Daher sei noch kein Schaden entstanden. Auch weil Mitarbeiter, die dafür nötig seien, gleichzeitig im Finanzreferat eingespart würden. Die Aufgabe teilten Beratungsgesellschaft KPMG und Stadtmitarbeiter. Da bisher kein Schaden entstanden sei, könne auch niemand dafür haften. „Wird der Mitarbeiter in Regress genommen? Da muss doch jemand seinen Kopf hinhalten“, hakte der Bürger ungläubig nach. Rubenbauer: „Zu personalrechtlichen Auskünften bin ich nicht befugt.“

Radwege: An dem geplanten Stück Radweg von der Lainecker Straße zum Rand der Eremitage scheiden sich die Geister. Rudolf Böker appellierte an die Stadt, das Projekt fallenzulassen - und an die Eigentümer, ihren Grund wie bisher nicht dafür herzugeben. „Der Radweg würde das romantische Maintal zerstören.“ Das sah eine Bürgerin anders, die aus Seulbitz mit dem Rad in die Stadt will. „Für uns wäre das optimal“. Die Stadt bleibt dran, sagte Stadtbaureferent Hans-Dieter Striedl.

Lindig-West: Im November hatte der Bauausschuss die Verwaltung gegen ihren Willen beauftragt, die Bebauungsplanänderung voranzutreiben. Trotz Einwänden von Anwohnern und Fachbehörden, die eine Bebauung von zwei Obstgärten mit drei Häusern verhindern wollten. Simone Schamel, die gegen Neubauten ist, erkundigte sich, wie es weitergeht. Baureferent Striedl erklärte das Verfahren im Detail. „Warten Sie mal ab“, sagte er in beruhigendem Ton. „Die Bebauungsplanänderung steht noch vollkommen in den Sternen. Da haben wir bestimmt noch einige Überraschungen.“ Was die einst geplante Oldtimer-Garage betrifft, gegen die sich Anwohner ebenfalls wehrten, stellte Rechtsreferent Ulrich Pfeifer auf Nachfrage klar: Nein, eine Oldtimergarage könne definitiv nicht „auf dem Verwaltungsweg“ genehmigt werden. Und: „Der damalige Interessent hat seinen Bauantrag zurückgenommen.“ Die Fragestellerin sagte dazu: „Glauben tu ich’s nicht.“

Landesgartenschau: Wie wird die Eremitage an die Landesgartenschau angebunden?, wollte eine Bürgerin wissen. Ein Bus ist nicht geplant, sagte Striedl. Die Idee, ein Bähnchen wie beim Baustellenfest dorthin fahren zu lassen, fanden viele im Feuerwehrhaus gut. Aber OB Merk-Erbe verwies auch hier auf die klammen Kassen.

Kontrolle, Kontrolle: Mehr Verkehrsüberwachung forderten einige Bürger. So parken laut einer Anwohnerin in der Festspielzeit immer noch im Bereich Wotanstraße/Tristanstraße viele Autos im Halteverbot. Das blockiere Einfahrten und sei für Kinder gefährlich. Lob gab es für den Geschwindigkeitsanzeiger. Den könne das Straßenbauamt ruhig öfter aufstellen – und die Polizei sich gleich daneben. Die Stadt hat aber nur sechs solche Anlagen.

Kreisel: An der Kreuzung Eremitagestraße/Ochsenhut/Eremitenhofstraße hat auch Striedl Muffensausen als Radler. Aber ein Kreisverkehr an der Stelle, was mehrere Bürger befürworten, sei zu teuer.

Jugendsport: Der Rasen am Schulsportplatz muss öfter gemäht werden, forderte Jürgen Ficht, Jugendleiter vom TSV St. Johannis. Sportamtsleiter Christian Möckel entgegnete: Der Rasen müsste öfter gesprengt werden, allerdings sei der Wasserdruck zu niedrig. Die Feuerwehr sei um Rat gefragt worden. „Der Verein wollte sich Gedanken machen.“ Passiert sei nichts. Der Mäh-Rhythmus richte sich nach den Vorschriften für den Schulbetrieb, sagte Robert Pfeifer vom Stadtgartenamt.

Kurioses: Ein ordnungsbewusster Landwirt aus Colmdorf monierte einen unschönen Erdhügel in Autobahnnähe. Auch auf Nachfragen konnte die besagte Stelle nicht eindeutig identifiziert werden. Striedls Vermutung: „Sie meinen vielleicht unsere sogenannte Dirtbike-Anlage auf der Landesgartenschau.“ Ein Ortstermin soll’s klären.

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