Christian Höreth: Der Einpeitscher

Von Martina Bay
Foto: Uwe Renners Foto: red

Er moderiert vor 50.000 Menschen die Show von Sängerin Helene Fischer oder er gibt den Einpeitscher bei Medi Bayreuth und der Spielvereinigung. Moderator und Stadionsprecher Christian Höreth ist Bayreuths "Rampensau". Über einen Mann, der früher total schüchtern war und schon einmal von einem Magazin zum "Verlierer des Monats" gekürt wurde.

 
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Elina, fünf Jahre alt, ist für die nächsten paar Minuten der wichtigste Mensch in Christian Höreths Leben. Das Gefühl zumindest gibt der Moderator ihr, der auf dem Winterdorf für gute Stimmung sorgen soll. Elina darf sich ein Lied wünschen. Elina strahlt, ihre Eltern strahlen und Höreth auch. Denn das ist sein Job: Leute zum Lachen zu bringen, sie zu unterhalten, gute Stimmung zu verbreiten.

Einstudiert war das Interview mit Elina nicht. „Da muss man improvisieren“, sagt er. Und das scheint dem 46-Jährigen zu liegen, wenn er spontan reagieren muss. „Je mehr schiefgeht, umso besser.“ Wenn zum Beispiel plötzlich bei einer Veranstaltung das Licht ausgeht oder er sich verspricht. „Dann reite ich auf meinem Versprecher rum.“ Die höchste Improvisationskunst muss er bei der Wahl zur Miss Volksfest hinlegen. „Man weiß dort nie, was als Nächstes passiert. Das ist Spontanität pur.“

Als Wald-und-Wiesen-Moderator bezeichnet er sich

Nur improvisieren geht aber auch nicht, schließlich erwarten die Kunden etwas. „Ein guter Einstieg ist die halbe Miete“, sagt Höreth. Man müsse sich klarmachen, was das Ziel der Veranstaltung sei. Einmal war er mit dem Unternehmen Medi auf Mallorca, wo 50 Verkäuferinnen Kompressionsstrümpfe anboten. Und die 50 Namen muss er draufhaben.

Als Wald- und-Wiesen-Moderator bezeichnet er sich. Man glaubt ihm das, aber ein bisschen Koketterie ist auch dabei. Denn der selbsternannte Wald- und-Wiesen-Moderator hat schon für Helene Fischer vor 50.000 Menschen moderiert, er hat viele Jahre die Schaukämpfe von Boris Becker begleitet, er kommentierte die Fußballspiele des FC Bayern auf deren Homepage oder die Fußballspiele während der Weltmeisterschaft in Deutschland. Und wer vor so vielen Menschen gute Laune verbreiten muss, muss selber gut drauf sein. Aber das gelingt auch Höreth nicht immer.

"Sie kamen mit meiner saloppen Art nicht klar"

Im Jahr 2003 gab es so einen Moment. Seine damalige Freundin hatte mit ihm Schluss gemacht, er wurde vom „Tennismagazin“ für seine Moderation beim Tennisturnier im Hamburger Rothenbaum zum „Verlierer des Monats“ gewählt. Komiker Otto Walkes hatte er damals Huckepack genommen, vor der argentinischen Tennisspielerin Gabriela Sabatini fiel er auf die Knie. Im feinen Hamburger Rothenbaum hat das nicht jeder gern gesehen. „Sie kamen mit meiner saloppen Art nicht klar“, sagt Höreth.

Doch war nicht immer so. „Ich war in meiner Kindheit total schüchtern“, sagt er. Da komme er sehr nach seiner Berliner Mutter. Vor jedem Schultheater sei er unfassbar aufgeregt gewesen. „Das war ganz schlimm, ich wäre am liebsten geflüchtet.“ Geflüchtet ist er nicht, die Bühne suchte er damals schon. Theaterschauspieler wollte er werden. Schiller und Goethe hat er geliebt, für ihre Theaterstücke ist er extra nach Wunsiedel gefahren. Die Aufregung und die Nervosität bei seinen Auftritten hat er mit der Zeit abgelegt. „Das hat ein bis zwei Jahre gedauert.“

Unfassbar viel moderiert

Höreth ist herumgekommen. Es gab aber auch eine Zeit, in der er alles mitgenommen hat. Als Moderator muss man sich bekanntmachen und die Angebote nehmen, solange sie kommen. Da kam es schon einmal vor, dass er an einem Tag in Berlin ein Fußballspiel kommentierte, danach eine weitere Veranstaltung moderierte, aber am nächsten Tag wieder in aller Früh in Bayreuth eine Radioshow zu moderieren hatte. Für die Familie war das nicht einfach. „Ich habe unfassbar viel moderiert, meine Süße hat sehr gelitten.“

Diesen September hat er seine Freundin geheiratet, mit der er seit zehn Jahren zusammen ist. Sie haben einen neun Jahre alten Sohn. Deren Lebensrhythmus ist ein anderer. Wer aber wie Höreth den „Einheizer“ für die Basketballmannschaft Medi Bayreuth oder die Fußballmannschaft der Spielvereinigung macht, der muss danach erst einmal runterkommen. „Man ist einfach aufgeputscht“, sagt er. Und danach gehe er nicht gleich ins Bett, sondern vielleicht noch auf einen Absacker mit den Sportlern in eine Kneipe. „Man ist dann noch versumpft“ nennt er das. Und dann sei er am nächsten Morgen auf der Couch eingeschlafen. „Da hat es dann zu Hause ordentlich geknallt.“

Nicht immer im Mittelpunkt stehen

Wie viel er pro Auftritt verdient, will er nicht sagen. Aber er könne seiner Familie ein gutes Leben bieten. Mittlerweile lässt Höreth es ruhiger angehen, nimmt nicht mehr jeden Job an. Dafür ist ihm die Familie zu wichtig, bei ihr kommt er runter. Das gemeinsame Frühstück ist ihm heilig. Er sieht sich nicht als Prominenter. Er wisse auch, dass ihn nicht jeder mag. Und er sei auch mal froh, wenn er nicht im Mittelpunkt stehe: Am letzten Tag der Landesgartenschau ist er mit seinem 90-Jährigen Vater, einem ehemaligen Lehrer, über das Gelände spaziert. Da war der Vater der Star, weil er dort viele seiner ehemaligen Schüler getroffen hat. Und Höreth war einfach nur der Sohn.

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