Chinesen übernehmen Ebu Umformtechnik

Von
Ebu-Geschäftsführer Jörg Berger sieht die Übernahme durch Jiangsu Xuzhou Machineforming positiv. Archivfoto: Andreas Harbach Foto: red

Der Bayreuther Pressenhersteller Ebu Umformtechnik hat einen neuen Mehrheitsgesellschafter – und der kommt aus China. Geschäftsführer und Mitgesellschafter Jörg Berger sieht die Übernahme ähnlich wie die meisten Mitarbeiter positiv – auch weil im Übernahmevertrag wichtige Bedingungen festgeschrieben sind.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Rückblick: Im Oktober 2011 rutschte die traditionsreiche Burkhardt GmbH in die Insolvenz. Drei Monate später übernahm der Finanzinvestor Nimbus mehrheitlich das Teilgeschäft mit den Pressen und Stanzautomaten und entwickelte es unter dem Namen Ebu Umformtechnik weiter. Jetzt, wo das neue Unternehmen wieder ordentlich dasteht, verkauften die Niederländer ihre Anteile an die Jiangsu Xuzhou Metalforming Machine Group. Der Deal wurde vor wenigen Tagen wirksam.

Grundstimmung positiv

„Dass Nimbus seine Anteile irgendwann wieder verkaufen würde, war von vornherein klar.“ Ein Satz, den Geschäftsführer Berger und Betriebsratsvorsitzende Birgit Bärnreuther-Hoch fast wortgleich sagen – unabhängig voneinander. Eine Überraschung war es für die 120 Beschäftigten also nicht, als sie vor wenigen Tagen davon unterrichtet wurden. Dass es da beim einen oder anderen Kollegen auch eine kleine Unsicherheit gebe, sei klar. „Aber kein Vergleich zu 2011. Die Grundstimmung ist jetzt positiv“, sagt Bärnreuther-Hoch. Schließlich wirke die Tatsache, dass Jörg Berger Gesellschafter und Geschäftsführer bleibe, „auch ein bisschen wie ein Stabilitätsanker“. Vor allem aber seien ihr die vertraglich festgelegten Vereinbarungen wichtig.

Standort bleibt komplett erhalten

Die formuliert Berger so: „1. Der Standort Bayreuth bleibt komplett erhalten. 2. Die Belegschaft bleibt komplett erhalten. 3. Die Marke bleibt erhalten.“ Diese Punkte seien für ihn nicht verhandelbar gewesen. Es habe auch schon vorher Anfragen wegen Kooperationen oder einer Übernahme gegeben, aber nie hätten diese Interessenten alle drei Punkte erfüllen wollen. "Es ist wohl eher so, dass uns der eine oder andere Konkurrent gerne vom Markt gehabt hätte." Deshalb hätten Nimbus und er auch immer abgelehnt. "Das zeigt, dass wir mit Nimbus wirklich nicht schlecht gefahren sind. Sie haben uns in schwieriger Zeit gestützt und gut entwickelt. Also ein guter Finanzinvestor", sagte Berger.

Sprung auf den asiatischen Markt

Und jetzt also vom Finanz- zum strategischen Investor. Berger erwartet, dass in Zusammenarbeit mit dem neuen Eigner der entscheidende Sprung auf den asiatischen Markt gelingt, sich aber auch ein mögliches Sprungbrett nach Nord- und Südamerika und nach Afrika auftut, wo die Chinesen bereits aktiv sind. Bereits jetzt werde ein erstes Projekt in China verhandelt, das der neue Eigner eingefädelt habe.

Heimatgeschäft stärken

Zugleich aber werde das Deutschland- und Europageschäft gestärkt, betont Berger, denn: "Unsere Kunden vor allem in der Autoindustrie zeigen selber vermehrt Präsenz in den wichtigen Überseemärkten wie China oder den USA." Denen zu folgen, sei als kleines mittelständisches Unternehmen allein kaum möglich. Was die Gefahr berge, auch hiesige Aufträge zu verlieren. "Diese Unternehmen wollen natürlich weltweit die gleiche Technologie aus einer Hand, egal ob in China oder in Deutschland", sagt Berger.

Sieben Stunden Zeitunterschied

Für Ebu und seine Mitarbeiter gelte es nun, die Zusammenarbeit mit Jiangsu Xuzhou auf eine gute Basis zu stellen. "Das ist eine große Chance für Ebu, sich weiterzuentwickeln. Wir müssen es halt richtig machen", sagt Berger, und: "Das wäre aber auch so, wenn wir mit einem Unternehmen in Coburg zusammengangen wären." Es gebe auf Führungsebene einen täglichen Austausch, wegen der Zeitverschiebung von sieben Stunden in einem festen Tageszeitkorridor.

Unternehmen ergänzen sich

Zwar hätten beide Unternehmen auch Schnittmengen, es gebe aber auch gute Ergänzungen. Ebu sei zum Beispiel besonders stark bei der Materialzuführung an die Pressen. Dieser Bereich fehle beim neuen Eigner völlig. Es könnten also bei Pressen für den asiatischen Markt Komponenten aus Bayreuth kommen, die Pressen aber vor Ort gebaut und dann von Jiangsu-Kollegen gewartet werden - schon aus Kostengründen.

Investitionen in Bayreuth

Was auch Betriebsratschefin Bärnreuther-Hoch freut, ist die Tatsache, dass Berger nach dem Deal auch Investitionen in den Standort an der Rathenaustraße angekündigt hat. Ein Entwicklungszentrum für etwa zehn Mitarbeiter schwebt ihm vor. "Außerdem brauchen wir mehr Platz, weil unsere Pressen immer größer werden." Innerhalb von drei Jahren will er den Umsatz von jetzt rund 25 Millionen Euro um 30 Prozent steigern und zugleich die Exportquote von derzeit 40 Prozent ausbauen. Was auch mehr Mitarbeiter bedeuten würde.

Banken sollen an Bord bleiben

Nicht zuletzt ist Berger wichtig, dass die regionalen Banken, mit denen Ebu zusammenarbeitet, an Bord bleiben. "Wir wollen uns da nicht umorientieren, haben da aber auch keine Sorge", sagt Berger. Die Kreditinstitute seien einbezogen.

Das ist der neue Eigner

Der neue Mehrheitsgesellschafter der Bayreuther Ebu Umformtechnik heißt Jiangsu Xuzhou Metalforming Machine Group und hat seinen Sitz in der ostchinesischen Stadt Xuzhou. Inklusive Außenbezirken hat sie rund 8,5 Millionen Einwohner und liegt etwa 600 Kilometer nordwestlich von Shanghai in der Boomprovinz Jiangsu. Das Unternehmen, wie Ebu ein Pressenhersteller, hat rund 360 Mitarbeiter. Es gehört wiederum zur Furen Group, einer Holding, deren Unternehmen etwa 3000 Menschen beschäftigen. Ebu Umformtechnik hat 120 Mitarbeiter.

Lesen Sie auch: Ebu Umformtechnik hat die Kurve gekriegt

Autor

Bilder