Angenommen, die Verschwörungstheoretiker hätten Recht: Weltweit würden Piloten oder Bordpersonal heimlich Zusätze in den Treibstoff oder andere Flüssigkeiten einbringen, ohne dass davon ein anderer erfahren würde? Held: „Was die Sache mit der Geheimhaltung angeht, da appelliere ich einfach an den gesunden Menschenverstand.“
Pilot: "Das ist lächerlich"
Johannes Bühler äußert sich dazu direkter: „Das ist hochgradig lächerlich.“ 42 Jahre lang steuerte der 61-jährige Bayreuther für die Lufthansa als Pilot Boeings und Airbus-Maschinen. „Es gibt keinen Geheimknopf, mit dem wir irgendeinen Zusatzstoff steuern würden.“ Johannes Bühler ist der Vorsitzende der Bayreuther Luftsportgemeinschaft. Was ihn am meisten ärgert, ist der Verschwörungsvorwurf, dass Piloten, Bodenpersonal, Wartungsmitarbeiter und Ingenieure alle unter einer Decke stecken sollen – weltweit. „Das ist vollkommen absurd.“ Dass mehr Kondensstreifen am Himmel zu sehen sind, liege nur an der enormen Zunahme des Luftverkehrs.
Joachim Bublath - unfreiwilliger Held aller Chemtrail-Anhänger
Chemtrail-Anhänger scheinen in einer faktenfreien Welt zu leben. Ein gutes Beispiel dafür ist das, was Joachim Bublath passiert ist. Wer das Stichwort Chemtrails googelt, stößt unweigerlich auf den Namen des renommierten Journalisten. Der Physiker und Fernsehmoderator ist vielen noch aus der „Großen Knoff-Hoff-Show“ bekannt. „Aus Forschung und Technik“ und „Abenteuer Forschung“ waren weitere Sendungen, die er moderierte: Er machte Wissen begreifbar.
In Chemtrail-Diskussionen, auf Verschwörungs-Plattformen und in Chats auf sozialen Netzwerken wird ihm oft gehuldigt, sei er doch der erste gewesen, der offiziell von Chemtrails gesprochen habe. Nur: Das hat er gar nicht.
In der betreffenden Sendung vor etwa zehn Jahren fragte Bublath in seiner ZDF-Sendung „Joachim Bublath“ ob es „Rettung für das Klima?“ gebe. Er gab viele Antworten. Er berichtete von „Vorschlägen“ von Forschern, die die Klimaerwärmung stoppen sollen. Eine der Theorien: Flugzeuge sollen Schwefel in die Atmosphäre bringe, auf dass durch die Verbrennung Schwefeldioxid entsteht. „Entlang der weltweiten Flugrouten soll das Gas global verteilt werden und die Erderwärmung bremsen oder sogar stoppen.“ Doch aufgrund der Giftigkeit des Schwefelgases warnte Bublath vor derartigen Versuchen. „Man sollte sich vor solch massiven Eingriffen hüten.“
Bublath sprach von Vorschlägen, von Gedanken und Theorien einiger Forscher. Dennoch wird er deshalb seit Jahren als Überbringer der Beweise für eine Existenz von Chemtrails gesehen. Und Joachim Bublath wusste das nicht, bis der Kurier ihn dazu anrief. Bublath reagierte vollkommen überrascht: „Das wusste ich nicht. Da hat man mich wohl gründlich missverstanden.“ Das Problem sei, dass sich die Menschen auf einfache Verschwörungstheorien zurückzögen, weshalb Scharlatane gerade im Vorteil sein. „Die Leute hören, was sie hören wollen. Es muss doch möglich sein, solche Theorien vorzuführen. Was die Leute am Himmel sehen, sind Kondensstreifen. Das war es auch schon.“