Auch ungewöhnlich: Bei jeder Untersuchung an Frauen sei immer eine weibliche „Zeugin“ dabei gewesen, eine Pflegerin oder Arzthelferin. Das sei „eine ärztliche Grundregel“, sagte ein Mediziner. Aber keiner hatte vorher von Vorwürfen gegenüber W. gehört: „Er war für mich in dieser Beziehung völlig unauffällig“, sagte Joachim K. Er habe nichts mitgekriegt, ihm sei nichts zugetragen worden. „Das kann ich ausschließen.“
Die Nerven liegen blank
Inzwischen ist der 13. Prozesstag vorbei – und noch immer sind die angeblichen Opfer nicht zu Wort gekommen, stattdessen gab es lange medizinische Vorträge und eine Flut von Anträgen. Darüber, ob W. aus der Haft zu entlassen sei, hat das Gericht immer noch nicht entschieden.. Die Nerven liegen langsam blank, auch bei W., der seit fast einem Jahr in Untersuchungshaft sitzt.
Im Streit darum, ob die – rein medizinischen – Ultraschallbilder von Romana S. gezeigt werden, flogen die Fetzen. Der Verteidiger von S. nannte den Streit ein „Affentheater“ – und stand im Nachhinein auch dazu. W. giftete zurück: „Der Affe sind Sie.“ Der Leitende Oberstaatsanwalt, auch er oft wegen angeblich falscher Ermittlungen im Visier von W., forderte ein Ordnungsgeld wegen Beleidung zu verhängen – und eine Ordnungshaft. W. selbst geht gegen den Anwalt eines angeblichen Opfers vor. Denn er fühlte sich in einer dessen Bemerkungen in seinem Persönlichkeitsrecht verletzt. Es ging um eine sexuelle Praktik von W., die er in einer der Bemerkungen des Anwalts diffamiert sah. Neue Anträge, wenig Klarheit.
Die medizinischen Fotos von Ultraschallfotos hingegen, um die sich der Streit entzündete, bei der die Hauptzeugin den Saal verließ, waren ganz gewöhnlich. Die seien in Ordnung. „Wie üblich“, sagen die Mediziner.
Der Prozess wird nächste Woche fortgesetzt. Wann die Frauen aussagen werden, steht noch nicht fest.
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