Cabriosol: Mängel vom ersten Tag an

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Das würde es sicher tun, wenn es denn könnte – sich seine Wunden lecken. Im 2010 errichteten und 2011 eingeweihten Ganzjahresbad Cabriosol sind noch Jahre nach der Eröffnung gleich mehrere Baustellen zu finden. Diese beschäftigen längst auch Gutachter und die Gerichte. Seit Montag läuft eine Revision, bei der, neben den dabei üblichen Wartungsarbeiten, auch diese Baustellen eine zentrale Rolle spielen. Der Kurier sah sich an Ort und Stelle um.

 
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So außergewöhnlich sei die fast schon unendlich anmutende Mängelgeschichte gar nicht, sagt Walter Pflaum, Vorstand des Kommunalunternehmens Freizeitpark Pegnitz, das hinter dem Bad und dem Eisstadion steht. Das Cabriosol stehe nicht schlechter da als andere und zum Teil jüngere Bäder, verweist er etwa auf das Königsbad in Forchheim, das Bambados in Bamberg oder die Lohengrintherme in Bayreuth – „die haben die gleichen und oft noch größere Probleme“.

Das war schon vieles locker

Die Fliesen: Sie bereiten den Verantwortlichen immer und immer wieder Sorgen. „2015/16 haben wir selbst nachgebessert, als wir bei Kontrollen auf lockere Stellen stießen“, sagt Pflaum. Heuer lösten sich jedoch am Boden des 25-Meter-Beckens Fliesen bei laufendem Betrieb, also sogar unter dem enormen Wasserdruck des gefüllten Beckens.

Alles noch mal abgeklopft

Am Dienstag, den 28. November klopften Cabriosol-Mitarbeiter das gesamte Becken nach weiteren Hohlstellen ab, heute kommt die zuständige Firma und schaut sich das Dilemma an. Walter Pflaum: „Die müssen dann sagen, ob sie den Schaden beheben oder ob wir uns das vor Gericht erstreiten müssen.“

Die Sache mit den Gerichtsterminen

Einen ersten Termin am Landgericht gab es schon, da sagte das Unternehmen laut Pflaum, es wolle das Ganze begutachten und „dann hochrechnen, was das kostet“. Die Gewährleistungsfrist von vier Jahren stehe dem aus Sicht der Stadt nicht entgegen, weil ein Schriftverkehr existiert, der schon die ersten Schäden dokumentiert – „und damit beginnt die Frist von Neuem“. Weniger strittig seien die Fliesenschäden am Solebecken, die werden von der Firma definitiv auf eigene Kosten behoben, so Pflaum. Hier mache sich eine fehlerhafte Verfugung durch das aggressiv wirkende Salz noch schneller bemerkbar, „da ist der Nachweis leichter“.

Von Beginn an undicht

Die Saunaterrasse: Wasser in einem Bad ist normal – in diesem Fall gehört es aber dort nicht hin. Die größte Baustelle für Pflaum und seine Kollegen ist die undichte Anbindung der auf den alten Bestand des früheren Freibades angelegten Saunaterrasse an das Hauptgebäude. Nach Regenfällen dringt hier Wasser ein, niemand weiß bisher, wo genau.

Das Problem ist nicht neu, „das beschäftigt uns seit 2011“. Eine dekorative Wandverkleidung aus dünnen Bambusstäben verbirgt in der Kantine die Wasserschäden im Mauerwerk. Und Probebohrungen im Innenbereich der Sauna zeigten, „dass der Estrich dort schon großflächig durchnässt ist“. 

In der Kritik stehen hier gleich mehrere Firmen: der Metallbauer, der für die Abdichtung zuständige Dachdeckerbetrieb – und der Architekt. Und hier geht es um richtig viel Geld, „wir dürften uns da schon im sechsstelligen Bereich bewegen“, so Pflaum.

Auch hier war schon eine Gerichtsverhandlung anberaumt, der Richter hielt das Erstellen eines Gutachtens für sinnvoll. Nach mehreren Ortsterminen mit allen Beteiligten hätte es im Oktober vorliegen sollen. „Hm, jetzt haben wir Ende November“, ist Walter Pflaum nicht gerade glücklich über die Verzögerung.

Schon immer undicht

Und noch mehr Mängel und noch mehr Gutachten: Von Anfang an ein Aufreger war der Beckenumlauf. Im Schwimmer- wie im Lehrschwimmbecken. Der war schlichtweg undicht. Behoben ist der Schaden, unklar ist noch, wer die erheblichen Kosten von immerhin 65.000 Euro trägt. Die Firma sage, sie habe nur die Vorgaben des Architekten umgesetzt. Die Stadt sage, „das war vom ersten Moment an nicht mängelfrei“. Hier stehe noch eine gerichtliche Entscheidung aus.

Da bestand Brandgefahr

Einen weiteren Mangel hat die Stadt in Eigenregie aus dem Weg geräumt: Bei der Beleuchtung wurden Halogenstrahler eingebaut, die eine enorme Hitze entwickelten. So stark, dass im schlimmsten Fall Brandgefahr bestand. „Wir haben das gegen LED-Leuchten getauscht, jetzt geht es darum, wer diese Kosten trägt, auch das ist noch unsicher“, sagt Pflaum.

Immerhin schon zweimal ein Vergleich

Es dürfte also noch einige Gerichtstermine geben, bis alles endgültig abgeschlossen ist. Immerhin ist in zwei Fällen das Finale schon gespielt – bei den Gewerken Stahlbetonbau und Trockenbau endeten Auseinandersetzungen mit einem Vergleich. Aber darauf könne sich die Stadt nicht bei jedem Mangel einlassen, betont Walter Pflaum.

Jede Menge zu putzen

Was sonst noch läuft: Zwei Wochen dauert die Revision, in die das gesamte Personal eingespannt ist. Da wird geputzt – „und zwar sehr intensiv“ –, was das Zeug hält. Von den Umkleidekabinen über die Kantine bis hin zu den Sitzecken in der Saunalandschaft.

Malerarbeiten stehen ebenso an wie das Erneuern von Dehnungsfugen. Pflaum: „Vor allem die in den Erlebnisduschen sind sensible Stellen, da setzt sich schnell Schimmel an, die werden komplett ausgetauscht.“ Überhaupt steht das Thema Hygiene ganz oben auf der Liste, „da haben wir ja nicht ohne Grund einen sehr guten Ruf“.

Da ist viel Schlamm drin

Ausgepumpt, gereinigt und dann desinfiziert werden auch die Schwallwasserbehälter unter den Becken und unter der Rutsche. Dort sammelt sich „überraschend viel Schlamm an“. Bestehend aus Haaren, Überresten von Sonnencreme, aber auch Spielzeug, Laub und „auch sonst alles mögliche“. Das übernimmt eine Spezialfirma, denn in den Behältern muss mit Sauerstoffmasken gearbeitet werden, „von uns ginge da keiner für längere Zeit hinein, da bekommst du rasch Platzangst“. Alles in allem gibt es noch viel zu tun bis zur Wiedereröffnung, so Pflaum.

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