Klagen der Gewerkschaft seien „nahezu banal" – Fahrer sehen „Stasi-Methoden" am Werk Busverband sieht sich als Opfer einer Hexenjagd

Von Thorsten Gütling
 Foto: red

Der Landesverband der Bayerischen Omnibusunternehmen (LBO) wehrt sich gegen Vorwürfe, Mitglieder würden sich nicht an geltende Tarifverträge halten. In einer schriftliche Stellungnahme setzt sich der Verband nun zur Wehr und spricht von einer „Diffamierungskampagne" und einer „Hexenjagd". Es handle sich bei den Vorwürfen der Gewerkschaft um „nahezu banale" Zuschlagsfragen. Gemeinsam mit Verdi habe man „nahezu die höchsten Sozialstandards" für die Arbeitnehmer geschaffen.

 
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Zum Hintergrund: Busfahrer bei privaten Unternehmen, die im Landkreis aber auch auf Bayreuther Stadtlinien fahren, hatten berichtet, nicht nach Tarif bezahlt zu werden. Die Fahrer erzählten von 13,5-Stunden-Schichten, unbezahlten Stehzeiten und Nettoeinkommen von rund 1300 Euro.

Drohungen

Im Schreiben des LBO ist dagegen von „zuverlässigen Arbeitgebern" die Rede, die die Existenz Tausender Familien in Bayern sicherten. Weitere Recherchen des Kuriers zeichnen ein anderes Bild. So erzählt Peter: „In Pausenzeiten werden wir sogar noch mit zusätzlichen Fahrten beauftragt." Peter saß bereits für drei Busunternehmen im Kreis am Steuer (die Namen aller Fahrer sind anonymisiert, jedoch der Redaktion bekannt). Andere Fahrer bezeichnen ihre Arbeitsverhältnisse als „moderne Sklaverei". So soll Roberts Chef gedroht haben: „Ich verklage dich, wenn du wechselst, weil du dann meine Existenz gefährdest." Und: „Du bleibst bei mir, ich habe dich ausgebildet." Ein anderer Fahrer berichtet von Kollegen, die im Krankheitsfall von Nachbarn fotografiert wurden, weil der Arbeitgeber sie dafür bezahlt habe. „Wie bei der Stasi", sagt der Fahrer. Die Beispiele zeigen nur die Spitze des Eisberges. Geht man tiefer, hat nahezu jeder Busfahrer in privaten Unternehmen seine Geschichte zu erzählen.

Brief an Merk-Erbe

Und immer wieder fragen die Busfahrer, wieso die öffentlichen Verkehrsbetriebe, die die Linien an Private vergeben, das zulassen? Ein Grund könnte ein Brief sein, den der Weidenberger Busunternehmer Angelo Hammon im vergangenen Jahr an die Bayreuther Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe geschrieben hat. Darin fordert er Merk-Erbe auf, die BVB sollten sich bei Neueinstellungen nicht mehr aus dem heimischen Markt bedienen.


Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Samstagsausgabe (26. Januar) des Nordbayerischen Kuriers

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