Für Jahrzehnte stand es einfach nur da. Auffällig nur durch seine plumpe Zweckmäßigkeit. 8,5 Tonnen gegossener Beton. Das einzig Schmückende daran ist ein grünes H auf gelben Grund. Heißt: Hier hält der Bus. Doch jetzt kam Bewegung in den Beton und ein bisschen Aufregung drum herum. Ein bisschen nur freilich, in Bindlach hält man sich zurück.

Frank Freitag und seine Männer vom Bautrupp haben ins Heisensteiner Buswartehäuschen vier kreisrunde Löcher gebohrt, eine Kette hindurch gezogen, sie an eine Baggerschaufel gehängt und den tonnenschweren Betonklotz rückwärts eine Böschung hochgewuchtet.

„Runterrollen geht ja schlecht"

Jetzt steht das Häuschen dort oben. Und wartet in der Wiese. Bis Freitag und seine Männer die Straße von Heisenstein nach Pferch komplett saniert und frisch asphaltiert, den Hang begradigt, den Kanal neu verlegt, eine Trockenmauer gebaut und einen Vorplatz gepflastert haben. Dann werden sie wohl einen Kran aufbauen und das alte Häuschen von der Böschung hinunter auf den neuen Platz setzen. „Runterrollen geht ja schlecht“, sagt Polier Frank Freitag. Obwohl, wenn es kaputt ginge, so ganz unrecht wäre das manchem nicht.

Wenn es am neuen Platz steht, verkleidet eine Schreinerei aus Bindlach den Beton mit Holz. Dann hat es innen Beton und außen dunkelbraune Latten. Das gefällt nicht jedem. Vor allem Berthold „Jeder-Sandstein-muss-überleben“ Just (CSU) nicht. Er hätte es lieber neu, kleiner und feiner. „Haben wir schon woanders gemacht, das hat 7000 Euro gekostet“, sagt er.

Die Gemeinde kalkuliert mit über 800.000 Euro für das Heisenstein-Projekt – Straßen bauen ist teuer. Weil Heisenstein in ein Dorferneuerungsprogramm fällt, zahlt das Amt für ländliche Entwicklung die Hälfte – und die Wanderung des Wartehäuschens samt Sanierung für 8600 Euro gleich mit. Warum? Weil es ohne Straßenbau nicht weg müsste, erklärt Robert Büdel. Und die Maßnahme sei bewilligt. Also auch, dass das Amt die Hälfte für das Häuschen übernimmt. Zum Sinn der Aktion will der Mitarbeiter für Dorferneuerung lieber nichts sagen. „Die Gemeinde wird schon wissen, was sie tut.“

„Das ist doch nicht normal“

Das bezweifelt Hans Schirmer (CSU), der sich im Gemeinderat dann zu Wort meldet, wenn Vernunft und Verwaltung nicht zusammenpassen oder wenn es um das Gemeindegebiet geht, in dem er selbst wohnt. Beides trifft im Fall Heisenstein zu. „Das ist doch nicht normal“, sagt Schirmer. „Erst abbauen, dann wieder hinstellen, dann sanieren. Das macht doch keinen Sinn.“ Findet auch Stefanie Raps (CSU). „Dass so etwas mit Steuergeld gefördert wird, ist völliger Quatsch.“

Tja, heißt es dazu im Rathaus: „Das ist halt so.“ Kämmerer Heinz Küfner hält dem Ästheten Just entgegen, dass es vor vier Jahren 7000 Euro gekostet hätte und die Preise heute höher seien. Überhaupt: „Wenn wir es nicht verrutscht hätten, hätten wir gar nichts bekommen“, sagt Bürgermeister Gerald Kolb (WG). Aber auch er murmelt: „Vernünftig ist anders.“

In drei Wochen ist das Häuschen fertig. Dann kann der einzige Bub aus Heisenstein wieder im Trockenen auf seinen Schulbus warten.