Überschaubare Problemfelder
Die Probleme, die die Bürger ansprechen, sind vergleichsweise überschaubar: Sie reichen von Eisflächenbildung am Gehsteig im Margarethenweg - wird behoben sein, wenn die neue Stromleitung verlegt ist, signalisiert Bernd Romanus, der Leiter des Bauhofs - über das aufgeregte Warten eines Teilnehmers an der Zukunftswerkstatt des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (Isek), wann es denn endlich losgehe mit der Umsetzung, zum Beispiel mit dem gewünschten Bürgerbus. Darauf sagt Kolb: "Wir haben das Konzept am 18. Dezember beschlossen. Es wird Zeit brauchen, das alles abzuarbeiten."
Der gleiche Bürger mahnt weitere Punkte an: Um die öffentlichen Toiletten in Bindlach sei es schlecht bestellt. Das belegt auch die kurze Bestandsaufnahme Kolbs: "Die WC-Anlage in der Pfitschn ist zu, die im Rathaus am Wochenende auch." Das Problem des nicht können Könnens, wenn man muss, müsse man sich mal genauer ansehen. Ebenso wie die Park-Probleme in der Bahnhofstraße, die eine Bürgerin ausgemacht hat. "Da müssen wir ran", sagt Kolb.
Bürger schießen sich auf die Bahn ein
Der Isek-Teilnehmer und ein weiterer Bürger aus Stöckig schießen sich auf die Bahn ein: Unter anderem sei der Fahrkartenautomat am Bahnhof im Sommer nicht ablesbar und im Winter bei schlechtem Wetter ebenso kaum nutzbar, weil er nicht überdacht sei, sagt der Bindlacher. Außerdem sei die Verbindung nach Bindlach von Bayreuth kommend mit dem Zug miserabel, vor allem abends. "Man braucht 45 Minuten, weil man bis Trebgast durchfährt, dort 20 Minuten im Regen steht und wieder zurück fahren muss."
Der Anwohner aus Stöckig und rund 60 weitere Bürger fordern mehr Lärm- und Geruchsschutz. Seine Forderung, analog zu Harsdorf: "Die Bahn soll die Haltegleise wechseln." Kolb verspricht, leicht konsterniert: Man werde die Probleme weiterleiten. "Wir nehmen das mit." Auch wenn Kolb einräumt: "Bindlach interessiert die Bahn nicht. Wir haben ja allein vier Jahre gebraucht, dass in Ramsenthal der Schülerzug wieder hält. Einen Stundentakt für Bindlach melde ich jedes Jahr an."
Wintersatzung: Nicht bürgerfreundlich?
Zu viel Verantwortung bürde die gerade eben - gegen den Widerstand der CSU-Gemeinderaäte Berthold Just und Christian Brunner - beschlossene Straßenreinhaltesatzung den Bürgern auf, sagt ein Bürger aus Euben. "Wenn vor meinem Grundstück ein Radler in ein Schlagloch fährt und hinnfällt, bin wohl ich verantwortlich?", frag der Bürger, vermutet aber selbst: "Es wird wohl alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird."
Das bestätigt Verwaltungsleiter Karl-Heinz Maisel: Die Satzung beinhalte auch wenig anderes als die, die seit 50 Jahren gelte. Bindlach habe die bayerische Mustersatzung beschlossen. "Wenn die Gemeinde den Bürger nicht auf seine Pflichten hinweisen würde, würde alles der Gemeinde obliegen", sagt Maisel.
Bindlach in Zahlen
So viel Arbeit wie in diesem Jahr habe die Vorbereitung einer Bürgerversammlung noch nie gemacht, sagt Gerald Kolb, der Bindlacher Bürgermeister, im Gespräch mit dem Kurier. Seinen Vortrag über die Entwicklung der Gemeinde hinterlegt Kolb mit Fotos der verschiedenen Baumaßnahmen im Gesamtwert von 1,7 Millionen Euro, die die Gemeinde im vergangenen Jahr angepackt hat: Dorferneuerung Ramsenthal, Aufzug im Rathaus, Straßensanierungen.
Breiten Raum nimmt unter anderem neben dem Bau des Feuerwehrhauses das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept ein, inklusive des wichtigen Projekts der Entwicklung der Dorfmitte: "Nach jahrelanger Suche haben wir endlich jemanden gefunden, der mit uns hier auf dem alten Brauereigelände etwas entwickeln möchte", sagt Kolb. Ein Seniorenwohnheim soll dort entstehen.
Sabs: Weg damit am liebsten
Keinen Zweifel lässt Kolb auch in der Bürgerversammlung daran, was er von der Straßenausbaubeitragssatzung (Sabs) hält, zu der Bindlach vom Landratsamt gezwungen worden sei, wie Kolb sagt, obwohl Bindlach "noch nie Stabilisierungshilfen vom Freistaat beantragen musste". Kolb: "Sobald im Landtag juristisch alles abgeklärt ist, werden wir uns diesem Thema sicherlich in ihrem Sinne erneut widmen."
Deutliches Plus bei der Gewerbesteuer
Bindlach habe 2017 mit 3,2 Millionen Euro rund 800.000 Euro mehr Gewerbesteuer eingenommen als veranschlagt waren, ebenso sei der Einkommensteueranteil mit 4,2 Millionen Euro rund 365.000 Euro höher ausgefallen als im Jahr 2016. Für das neue Haushaltsjahr erwartet Kolb eine Schlüsselzuweisung von einer knappen Million Euro, rund 500.000 Euro mehr als 2017. Gesunken ist die Kreisumlage, die Bindlach zu bezahlen hat, bereits im vergangenen Jahr; auch für 2018 geht Kolb davon aus, dass Bindlach wieder weniger zahlen muss. Für die 7200 Menschen, die in der großen Gemeinde ihren Hauptwohnsitz haben (336 haben hier ihre Zweitwohnung angemeldet) - insgesamt hat Bindlach Ende 2017 14 Einwohner weniger als Ende 2016 - bedeutet das solide Wirtschaften ohne Neuverschuldung: Die Verschuldung der Gemeinde von knapp 5,4 Millionen Euro verteilt sich auf jeden Einwohner mit 742,32 Euro. Der Landkreis-Schnitt liegt laut Kolb bei 1481 Euro, der bayerische Landesschnitt bei 731 Euro.
Bindlach wird alt
Aufpassen muss Bindlach allerdings bei der Bevölkerungsentwicklung: Während die Zahl der Einwohner wohl stabil bleibe, werde die Zahl der alten Menschen in Bindlach deutlich zunehmen, sagt Kolb.