Bürger raus: Die SPD verrät ihre Werte

Von Thorsten Gütling
In Heinersreuth stimmt die SPD-Fraktion geschlossen dafür, künftig hinter verschlossenen Türen zu beraten. Das ist der Tiefpunkt der einstigen Volkspartei, findet Reporter Thorsten Gütling. Foto: Sven Hoppe/dpa Foto: red

Es war einmal eine Volkspartei. Die setzte sich für die Rechte der kleinen Leute ein und bot selbst den Nationalsozialisten in Hitler-Deutschland die Stirn. In Heinersreuth ist sie jetzt auf ihrem Tiefpunkt angelangt. Geschlossen haben die Genossen dafür gestimmt, die Öffentlichkeit bei Beratungen künftig auszuschließen. Die Gründe dafür lassen tief blicken.

 
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Der Kurier soll schuld sein. Manches stehe heute schließlich schneller in der Zeitung, als man es den Fraktionskollegen erklären könne. Das sei früher anders gewesen und man sei daher gezwungen, so zu handeln. Noch dazu, wo es doch erlaubt sei.

Und schon stand es in der Zeitung

Und was da geschrieben stehe. Zum Beispiel, dass sich der frühere Bauamtsleiter Tomasz Lach bis zur nächsten Sanierung der B 85 für eine „Ersatzzufahrt“ nach Altenplos aussprach. Und dass diese Verbindung ausgerechnet entlang des Dorfparks verlaufen könnte. Was hätte dieser Vorschlag, der nur in öffentlicher Sitzung daher gesagt gewesen sei, für Aufregung verursacht. Er sei noch nicht einmal richtig diskutiert worden, geschweige denn beschlossen – und stand schon in der Zeitung.

Und dann noch diese vielen Fehler im Kurier. Nachweisen kann man nur wenige, aber Fraktionssprecher Reiner Böhner hat schon einmal korrigiert: Dass der Jugendraum ein „Loch“ sei, habe er nie gesagt. Und der stellvertretende Bürgermeister Jürgen Weigel wollte dem Investor des Baugebiets Straßäcker auch niemals „Gangstermethoden“ unterstellt haben.

"Mehr Stammtischniveau gewünscht"

Was den Schluss nahelegt, den ein CSU-Mann nicht treffender hätte formulieren können. Jens Kronefeld sagt: „Das kommt so rüber, als wäre hier etwas mehr Stammtischniveau gewünscht.“ Und: „Wenn die Presse nicht dabei ist, dann kann ich wohl mal einen vom Stapel lassen.“

Ein Bild davon, wie in Heinersreuth Entscheidungen zustande kommen, werden sich die Bürger künftig nur noch schwer machen können. Von einer möglichen Umleitung durch den Dorfpark werden sie, so es der Gemeinderat nicht will, nichts mehr hören. Und damit werden sie der Möglichkeit beraubt, einen solchen Gedanken zu diskutieren, ihre Anregungen in den Gemeinderat hinein zu tragen und an der Gestaltung ihres Ortes mitzuwirken.

Ein Antrag von den Freien Wählern

Von den beiden Freien Wählern, die den Antrag auf Beratung hinter verschlossenen Türen gestellt haben, konnte man vielleicht nicht mehr erwarten. Inhaltlich kam von den beiden, die wegen der Sitzverteilung bei jeder Abstimmung das Zünglein an der Waage sind, bisher wenig. Von der SPD hingegen, mit Altbürgermeister Hans Dötsch und dem Bezirksbeamten Reiner Böhner in ihren Reihen, ist es nicht weniger als ein Verrat an den eigenen Grundwerten.

thorsten.guetling@nordbayerischer-kurier.de