Gemeindratssitzung zum Thema Ferienstätte vermittelt den Eindruck: Alles wird gut – Nicht alle glauben daran Bürger bleiben beim Thema Asyl skeptisch

Von Sarah Bernhard

Jetzt ist sicher: In die Ferienstätte werden maximal 75 Asylbewerber einziehen. Das gab Bürgermeister Heinz Lorenz bei einer Gemeinderatssitzung bekannt, an der auch Vertreter des Landratsamts, der Polizei und von Wohlfahrtsverbänden teilnahmen. Alles blieb friedlich. Doch viele Bürger sind weiterhin skeptisch.

 
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Die Ausgangssituation

Die Gesellschafter der Kolping-Familienferienstätte, Peter Merkl und Alfred Schuster, wollen dort seit mehr als drei Jahren Asylbewerber unterbringen. Pläne für 220, später 150 Plätze scheitern an der fehlenden Zustimmung des Gemeinderats. Dieser besteht darauf, dass Immenreuth höchstens 80 Personen integrieren kann.

Der Plan

Ab 1. April wird das Landratsamt im Gebäude zunächst rund 50 Personen in zehn Appartements unterbringen. Später kommen 25 weitere dazu. „Ich gebe Ihnen die Garantie, dass es nicht mehr als 75 werden“, sagt Landrat Wolfgang Lippert. Aber meist seien es wohl etwas weniger, da zum Beispiel Fünferzimmer, in denen eine vierköpfige Familie wohnt, nicht mit einer fünften Person belegt werden. Ein Hausmeister werde sich um die Bewohner kümmern. Der Mietvertrag läuft zunächst über drei Jahre. Ein Teil der Ferienstätte wird weiterhin als ebensolche genutzt.

Bis April sind im Asyl-Trakt noch einige Umbauten nötig, „wir brauchen zum Beispiel einen Kühlschrank für jedes Zimmer“, sagt Schuster. Zunächst werden wohl Asylbewerber aus der Notunterkunft nach Immenreuth kommen, „wir haben also eine gewisse Auswahlmöglichkeit“, sagt Sozialamtsleiter Wolfgang Jäger. Lorenz will nun so schnell wie möglich das Thema Integration angehen: „Wir müssen einen Helferkreis bilden und uns zusammen Gedanken machen, wie wir die Flüchtlinge integrieren können.“ Drei Bürger hätten bereits im Vorfeld angekündigt, mitmachen zu wollen.

Die Sitzung

Heinz Lorenz hat eine Gemeinderatssitzung einberufen, keine Bürgerversammlung. Das heißt, die knapp 100 Zuhörer haben kein Rederecht. „Weil manche Bürger dazu neigen, endlose Diskussionen anzufangen“, sagt er. Zudem sei es in der jetzigen Situation vor allem darum gegangen, die Menschen zu informieren.

Und das passiert ausführlich: Landrat und Sozialamtsleiter erklären die Unterbringungspläne, Angelika Würner von der AWO und Maria Staufer von der Caritas erläutern Hilfsangebote und Polizeihauptkommissar Bernhard Gleißner spricht über die Sicherheit. Merkl und Schuster sind nicht eingeladen. „Ich kann Ihnen Brief und Siegel geben, wenn einer von denen im Raum gewesen wäre, hätte es Tumulte gegeben“, sagt Bürgermeister Lorenz. Und nur zum Zuhören zu kommen, findet Schuster sinnlos. „Kann sein, dass ich da stur bin, aber das mache ich nicht.“

Die Sicherheit

„Viele Gemeinden haben mittlerweile Asylbewerber aufgenommen und durch die Bank klappt es sehr gut“, sagt Hauptkommissar Gleißner. In Immenreuth habe es im vergangenen Jahr 130 Einsätze gegeben, davon 14 im Zusammenhang mit den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. Meist sei es um Gefahrenabwehr oder Unterstützung fürs Jugendamt gegangen, in drei Fällen um Körperverletzungsdelikte.

Gleißner sagt: „Mit der Zahl, die diskutiert wurde, sehe ich aus polizeilicher Sicht kein Problem.“ Trotzdem fahre die Polizei in diesem Bereich vermehrt Streife. Es gehe darum, Sicherheit zu vermitteln. „Anwohner und Asylbewerber sollen sich wohlfühlen.“

Die Reaktionen der Parteien

Josef Hecht sagt, dass die CSU „voll und ganz“ hinter den Plänen stehe. „Jetzt können wir mit ruhigem und ehrlichem Gewissen sagen: Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“ Für die SPD sagt Erich Hader, dass immer im Vordergrund gestanden habe, „dass Beschlüsse und Meinungen gemeinsam gefasst werden“ und die Bevölkerung eingebunden wird. Reiner Ullmann (FWG) hofft, „dass wir viele Vereine und Personen finden, die aktiv mithelfen“.

Die Reaktionen der Bürger

Die Meinungen sind geteilt. Helga Schweizer etwa freut sich, dass die Redner einen positiven Eindruck vermittelt hätten. Sie ist eine der drei Immenreuther, die sich schon für den Helferkreis gemeldet haben und sagt: „Ich weiß aus Erzählungen meiner Eltern, wie es ist, nicht wohlgelitten zu sein, und will niemandem dieses Gefühl geben.“ Man müsse das Ganze nicht großartig finden, aber aus der Situation das Beste machen.

Viele Besucher bleiben aber skeptisch. Sie halten die vorgetragenen Sichtweisen für beschönigend. Weil ein Hausmeister für 75 Personen zu wenig sei und keiner klar gesagt habe, wer sich ansonsten kümmere. Angelika Würner von der AWO beruhigt: „Wir sind 24 Stunden erreichbar und können helfen.“ Und sie sagt: „Diese Leute wollen alles richtig machen. Gebt ihnen eine Chance, ich weiß, ihr könnt das.“