Bundestrainer wird Spieler

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Vor zwei Jahren genoss Timo Hoffmann die Stimmung bei der Weltmeisterschaft in Speichersdorf, nun hofft der Neudrossenfelder auf eine ähnliche Fan-Unterstützung in Dettenheim. Foto: Peter Kolb Foto: red

Mit 47 Jahren gehört Timo Hoffmann immer noch zu den besten Keglern Deutschlands. Der gebürtige Bayreuther ist sogar so gut, dass er sein Amt als Herren-Nationaltrainer während der am Wochenende beginnenden Weltmeisterschaft ruhen lassen muss. Er wird in Dettenheim (Baden-Württemberg) als Spieler gebraucht.

 
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„Eigentlich wollten wir nach dem Silbermedaillengewinn vor zwei Jahren in Speichersdorf unseren Kader etwas verjüngen“, sagt Hoffmann. „Doch dann haben einige Jüngere geschwächelt und ich war anscheinend zu gut. Auch die Lehrgänge der Nationalmannschaft liefen für mich super.“

Überheblich wirkt er bei dieser Aussage nicht, vielmehr ist er selbst etwas überrascht von seiner starken Form. Bei seinem Verein SKV Rot-Weiß Zerbst hat er zu Saisonbeginn nur sporadisch gespielt, erst im Januar häuften sich die Einsätze – und Hoffmann kegelte sofort auf konstant hohem Niveau.

Deutscher Serienmeister

Mit seiner Erfahrung trug er dazu bei, dass die Sachsen-Anhaltiner den elften Deutschen Meistertitel in Folge sowie die Champions-League holten und die Saison mit dem Gewinn des Weltpokals krönten. Logisch, dass das beste Vereinsteam der Welt mit fünf Keglern auch das Gros der deutschen Nationalmannschaft stellt. Auch hier wird wieder auf die Erfahrung Hoffmanns gesetzt: „Ich spiele meist auf der letzten Position und dafür haben wir nicht so viele Alternativen.“ Zudem sei eine Heim-WM für ihn nochmals eine große Motivation gewesen.

Der Wechsel vom Trainer zum Spieler fällt ihm dabei nicht sonderlich schwer. Das Umfeld habe damit mehr Probleme. Deswegen legt der gebürtige Bayreuther und mittlerweile in Neudrossenfeld wohnende Hoffmann viel Wert darauf, wie ein Spieler behandelt zu werden.

Das Sagen haben während der WM seine sonstigen Co-Trainer Wolfgang Lutz und Martin Herold. „Mal kurz über Taktik oder eine Aufstellung reden wir schon“, sagt Hoffmann. „Aber ansonsten muss ich mich voll auf mein Spiel konzentrieren.“ Denn der Druck bei einer Heim-WM sei schon groß, zumal die Deutschen die letzten Welttitelkämpfe als Zweite beendeten.

Hoffmann hofft auf Unterstützung der Fans

Hoffmann hofft, dass das Publikum in Dettenheim ähnlich begeistert mitgeht wie vor zwei Jahren das in Speichersdorf. „2015 war in Sachen Stimmung eine WM der Superlative“, erinnert sich Hoffmann. „Diese Atmosphäre kann es nur wieder geben, wenn wir von Beginn an starke Leistungen abrufen und so die Zuschauer mitnehmen.“

Der WM-Auftakt scheint machbar: Erster Gegner in der Gruppenphase ist am Sonntag Außenseiter Estland. Deutschland wird wohl mit Slowenien und Rumänien, um einen der ersten beiden Plätze und damit die Qualifikation fürs Viertelfinale kämpfen.

Minimalziel ist das Halbfinale

Hoffmanns Minimalziel ist das Halbfinale, dann sei alles möglich. Auch, wenn gerade Ungarn und Titelverteidiger Serbien „mit sehr, sehr starken Einzelspielern“ antreten und favorisiert sind. Die Deutschen wollen mit mannschaftlicher Geschlossenheit dagegen halten.

„Unter den weltweit fünf besten Keglern findet sich aktuell kein Deutscher“, sagt Hoffmann. „Aber dafür sind wir zahlreich zwischen den Plätzen sechs und 25 vertreten. Unsere Stärke ist das Team. Wenn wir an unsere Leistungsgrenze gehen, können wir jeden schlagen.“ Und wenn es dann wirklich zum Titel reicht? „Dann beende ich wohl meine Karriere als Spieler“, sagt Hoffmann.

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