Bundestagswahl: Die Kulmbacher Kandidaten

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CSU, SPD, Grüne und AfD haben schon vorgelegt: Ihre Bewerber für Berlin stehen fest. Die FDP und die Linken wissen immerhin, auf wen die Kandidatur hinauslaufen soll. Nur die Freien Wähler sind noch zurückhaltend.

 
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CSU: Emmi Zeulner

Die Christlich Soziale Union setzt bei der Bundestagswahl 2017 erneut auf die Lichtenfelserin Emmi Zeulner. Mit 98,7 Prozent der Stimmen sprachen ihr die Delegierten bei der Nominierungsversammlung das Vertrauen aus. Die 29-Jährige war vor vier Jahren als Nachfolgerin des aus der Politik ausgeschiedenen Karl-Theodor zu Guttenberg ins Parlament eingezogen. Damals erhielt sie 68.903 der Erststimmen (56,91 Prozent). In dem traditionell „schwarzen“ Wahlkreis gelang ihr als einziger Direktkandidatin der Sprung in den Berliner Bundestag. Dennoch ist sie häufig im Wahlkreis unterwegs. Als Bundestagsabgeordnete bringt sich die ausgebildete Krankenschwester im Gesundheitsausschuss ein und engagiert sich auf dem Gebiet der Verkehrspolitik. Seit 2008 ist Zeulner, die Ende 2016 Mutter wurde, auch Stadt- und Kreisrätin in ihrer Heimatstadt Lichtenfels.

SPD: Thomas Bauske

Die Sozialdemokratische Partei schickt den Gymnasiallehrer und Bayreuther Stadtrat Thomas Bauske, 44, Jahre ins Rennen um einen Sitz im Bundestag. Aus den Reihen der Kreisverbände im Wahlkreis hatte sich keine geeigneter Bewerber gefunden. Als Fraktionsvorsitzender im Stadtrat ist Bauske für seine direkte Art bekannt. Der Bayreuther Awo-Kreisvorsitzende sagt von sich, er kenne sich mit sozialen Fragen und kommunaler Politik aus. „Sozialdemokrat sein heißt für mich, den Menschen Gehör verschaffen, die dies nicht selbst vermögen“. Die soziale Spaltung der Gesellschaft führe dazu, dass die Nationalisten in Europa wieder Zulauf fänden. Bauske wünscht sich, dass die SPD kein Bündnis mehr mit der Union eingeht. Statt eines Kindergeldes setzt er sich für eine Kindergrundsicherung ein, er wendet sich gegen Rüstungsexporte in Staaten außerhalb der EU und sagt zur Pkw-Maut: „Sollten die Verwaltungskosten der Maut höher sein als die Einnahmen, muss die CSU den Rest aus der Parteikasse bezahlen.“

2013 war der SPD-Unterbezirksvorsitzenden, Kulmbacher Stadt- und Kreisrat Simon Moritz als Bundestagskandidat im Wahlkreis angetreten. Er erzielte mit 27.587 Erststimmen (22,78 Prozent) das zweitbeste Ergebnis. Seit Günter Verheugen, bis 1998 SPD-Bundestagsabgeordneter, schaffte es keiner aus dem Wahlkreis mehr nach Berlin.

Grüne: Markus Tutsch

Der 48 Jahre alte Textil-Unternehmer wohnt seit 2014 in Kirchleus, ist verheiratet und hat fünf Kinder. Politisch engagiert hat er sich zunächst im Grünen-Kreisverband Hof. Auf den ersten Blick wirkt er nicht wie ein typischer Grünen-Politiker. Zwar zählt er zu seinen politischen Schwerpunkten auch die Energiewende. Aber die Themen Wirtschaft und Steuergerechtigkeit sind mindestens genauso wichtig. Tutsch will sich für ein bürgerfreundliches Europa einsetzen.

Er stehe für eine verantwortungsvolle Politik, die sich an den Bedürfnissen der nachfolgenden Generationen orientiert. „Weder die Menschenrechte noch der Zugang zu sauberem Wasser oder Luft sind verhandelbar. Eine vorrausschauende Wirtschaftspolitik stärkt die Innovationskraft einer Volkswirtschaft und macht diese fit für die Zukunft.“ Sein Vorgänger als Bewerber für den Bundestag war der Student Valentin Motschmann und könnte gegensätzlicher nicht sein. Der Bad Staffelsteiner kam auf vier Prozent der Erststimmen.

FDP: Stefan Wolf

„Selbstverständlich wird die FDP für den Stimmkreis einen Bundestagskandidaten nominieren“, teilt Bezirksvorsitzender Thomas Nagel mit. „Gerade mit Blick auf den Wiedereinzug in den Deutschen Bundestag ist es unerlässlich, dass in jedem Stimmkreis engagierte Liberale sich zur Verfügung stellen.“ Die FDP Kulmbach werde voraussichtlich am Dienstag, 31. Januar, den Kandidaten in Kulmbach nominieren. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird dann Stefan Wolf, der aus dem Landkreis Bamberg stammt, gewählt werden. „Er ist noch relativ jung und in Gesundheitsthemen stark“, sagt Nagel, der selbst 2013 für den Landtag kandidiert hat. Für den Bundestag sollen nun „andere ran“, so Nagel zur Frage, warum er es nicht selbst versuche. „Ich bin gut ausgelastet und es kommen auch noch andere Wahlen.“ Nagel ist auch Kulmbacher Stadtrat und Kreisrat.

AfD: Georg Hock

Der AfD-Kreisverband Kulmbach-Lichtenfels lässt Kreisvorsitzenden Georg Hock für die Bundestagswahl antreten. Der 66-Jährige ist in einer nichtöffentlichen Versammlung in Altenkunstadt nominiert worden. Der Unternehmensberater war bereits 2013 der Kandidat für die Alternative für Deutschland. Auch bei der Europawahl war er angetreten. Beides Mal gelang ihm nicht, ein Mandat zu erringen.

Bei der letzten Bundestagswahl bekam Hock 3,16 Prozent der Stimmen. Rechtspopulist Hock ist auch im AfD-Bezirksvorstand und auf Landesebene aktiv. Dabei hatte es nach einem Bericht der „Mainpost“ Querelen mit dem Landesvorstand gegeben, der Hock parteischädigendes Verhalten vorgeworfen habe. Im Kreisverband hatte es ebenfalls Streitigkeiten wegen Hocks Stellvertreter Hübner gegeben.

Hock ist unter anderem gegen die derzeitige Asylpolitik, will stärkere Grenzkontrollen und Aufnahmelager an den deutschen Grenzen.

Linke: Marko Müller

Im Kreisverband Oberfranken Ost der Linken ist die Frage der Bundestagskandidatur noch nicht hundertprozentig geklärt. Vorsitzende Ulrike Dirkes-Morsey erklärte, Marko Müller, der Bewerber von 2013, habe sich erneut für eine Kandidatur bereit erklärt. Die Delegiertenversammlung werde jedoch erst Ende Januar stattfinden. „Jemand kann sich dann immer noch spontan zur Kandidatur bereiterklären.“ Vor vier Jahren bekam Müller knapp drei Prozent der Stimmen. Der Sozialpädagoge ist seit der Agenda 2010-Politik der SPD Mitglied bei den Linken. Arbeit und soziale Gerechtigkeit sind seine Schwerpunkte.

FW: ?

Der Kandidat oder die Kandidatin der Freien Wähler für den Bundestag steht noch nicht fest. „Wir haben im letzten halben Jahr viele Gespräche geführt“, sagt Klaus Förster, stellvertretender Kreisvorsitzender. Dabei habe sich „eine Persönlichkeit aus dem Landkreis Kulmbach gefunden“, die für eine Kandidatur bereit wäre. Allerdings müssten noch die Freien Wähler in Lichtenfels und Bamberg zustimmen. Erst danach könne die Nominierungsveranstaltung stattfinden. 2013 war Philipp Simon Goletz, als "Frankensima" bekannter Musiker aus Untersteinach, der Bewerber und bekam 2,92 Prozent der Erststimmen.

Der Wahlkreis: Der Bundeswahlkreis Kulmbach umfasst 22 Gemeinden im Landkreis Kulmbach, elf Gemeinden im Landkreis Lichtenfels und 19 Gemeinden im Landkreis Bamberg. Rund 215.000 Einwohner leben auf einer Fläche von 1733 Quadratkilometern. Die Wahlbeteiligung lag bei 70,92 Prozent. Von 172.449 Stimmberechtigten gingen 122.307 zur Wahl.

95326 Kulmbach

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