250 Quadratmeter Leinwand werden zu einem Schloss
Rund 250 Quadratmeter Leinwand bemalen die Mitarbeiter des Bühnenservice Berlin in einer riesigen Halle, geben Teilen des Bühnenbilds mit Sperrholz Standkraft, um plastische Wirkung zu erzeugen. Gemalt wurde im Stehen, mit Malstäben - wie die Mitarbeiter Galli Bibienas auch gemalt haben müssen. "Es war eine extreme Herausforderung, die Farbigkeit des Logenhauses und den Duktus der Malerei hinzubekommen. Aber mit der ersten Gasse beginnend, sind die Bühnenmaler immer und immer besser geworden. Am Schluss, so schien es, als würden sie es einfach aus dem Handgelenk malen, so leicht und schnell ging es."
Eineinhalb Jahre wird gemalt
Wobei schnell relativ ist: Von Frühjahr 2016 bis Herbst 2017 wird an dem Bühnenbild gearbeitet, bevor es nach Bayreuth transportiert und dort zum ersten Mal aufgebaut werden kann. "Ein halber Tag", sagt Rainer, ist dafür jedes Mal nötig. Auch hier: ausgeklügelte Technik. Das Bühnenbild ist ja keine Dauerkonstruktion, es muss auch abgebaut und verstaut werden können, wenn Aufführungen anstehen, für die das Bühnenbild nach Bibienas Vorbild nicht gebraucht wird. Wenn es abgebaut werden muss, verschwindet das komplette Bühnenbild, bis auf die von oben herab hängenden Sofitten, in einem schmalen, schwarz gestrichenen Depot am rechten Rand des Bühnenhauses. Als es jedoch zum ersten Mal stand, war die Wirkung überwältigend. "Ein Sicherheitsmann, der schon während des Aufbaus auf der Bühne war, hat es sich von hinten, aus dem Zuschauerraum, angesehen und dann ganz begeistert gesagt: ,Das ist Zauberei'", sagt Rainer. Zauberei, in die rund 300.000 Euro investiert wurden, um das barocke Bild zu komplettieren, wie Rainer auf Nachfrage sagt.
Das Bühnenbild braucht nur ein schmales Depot
In den kommenden Wochen wohnt das Bühnenbild in seinem schmalen Depot, während im Opernhaus die Restarbeiten erledigt werden, bevor am 12. April die große Eröffnung gefeiert werden kann. "Die meiste Zeit im Museumsbetrieb soll das Bühnenbild aufgebaut sein", sagt Rainer. Am 17. April wird die erste Besuchergruppe sich auf der neuen Bestuhlung im Parkett niederlassen können. Wird die erste multimediale Einführung miterleben, bei der auch das Bühnenbild eine Hauptrolle spielen wird. Auf einer speziellen Leinwand in Vorhanggestalt wird ein Film zu sehen sein, in dem Wilhelmine ihr Projekt, ihr Welterbe, vorstellt. Ein Film, wunderschön gemacht, zu verstehen für alle Generationen. "Das Bühnenbild ist derweil nicht beleuchtet. Erst wenn der Vorhang hoch geht, geht das Licht an. Und die Musik - eine Arie aus ,Ezio' - beginnt zu spielen." Das "Wow!", das zu hören sein dürfte, gilt aber wahrscheinlich nicht allein der Musik...