Nach öffentlicher Kritik von Altbürgermeister Hans Dötsch äußert sich Simone Kirschner nur schriftlich Heinersreuth: Bürgermeisterin nicht zum Interview bereit

Von Heike Hampl
Auf einige Aussagen ihres Vorgängers Hans Dötsch wolle sie zu gegebener Zeit reagieren, so Kirschner. Die Fragen des "Nordbayerischen Kuriers" wollte sie nicht beantworten. Foto: Archiv Foto: red

Mehr als eine kurze schriftliche Stellungnahme gibt es nicht: Bürgermeisterin Simone Kirschner (CSU) verzichtet darauf, sich zu den Vorwürfen zu äußern, die ihr Vorgänger gegen sie erhebt. Der Kurier veröffentlicht die Interview-Fragen, die unbeantwortet bleiben und die Stellungnahme der Bürgermeisterin.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Altbürgermeister Hans Dötsch (SPD) hat in der Freitagsausgabe des „Nordbayerischen Kuriers“ die Arbeit seiner Nachfolgerin kritisiert.

Kirschner habe das Rathaus nicht im Griff, hätte keine klaren Ziele für die Gemeinde und das führe dazu, dass die Stimmung im Gemeinderat unharmonisch sei.

Kirschner wollte sich ursprünglich bereits am Freitagmittag zu dem Interview äußern, verschob den Gesprächstermin aber auf Montagnachmittag. Nach Rücksprache mit ihren Beratern am Wochenende teilt Kirschner nun mit, dass außer eines Schreibens von ihr keine Stellungnahme zu erwarten sei.

Der Kurier hat sich dazu entschieden, die Fragen, auf die Kirschner nicht antworten will, abzudrucken. Dazu lesen Sie die schriftliche Stellungnahme, die die Bürgermeisterin aufgesetzt hat.

In Ihrem Brief schreibt Kirschner, sie werde sich nicht in der Presse über andere Personen äußern. Sie nimmt Stellung zu Ihrem Führungsstil und bezeichnet diesen als „kooperativ“ statt „autoritär“. Sie macht darüber hinaus darauf aufmerksam, dass sie eine ruhige Gesprächskultur pflege und schreibt: „Wer schreit, hat Unrecht.“

Am Wochenende hat sich im Internet Unterstützung für die Bürgermeisterin abgezeichnet. Auch ihr persönlich sei viel Wertschätzung entgegengebracht worden, so Kirschner. „Auch von solchen Menschen, von denen ich das nicht vermutet hätte.“

Am Freitagabend um 18 Uhr will Simone Kirschner die Situation mit den Gemeinderäten im Rathaus klären. Allerdings im nichtöffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung. Unklar ist allerdings, ob Gründe für die Nichtöffentlichkeit vorliegen. Nichtöffentlich darf laut Gemeindeordnung nur verhandelt werden, wenn es das Wohl der Allgemeinheit oder berechtigte Interessen einzelner erfordern.

Die Fragen

Frau Kirschner,

Sie haben bestimmt ein turbulentes Wochenende hinter sich. Wie geht es Ihnen?

Nehmen Sie es Ihrem Vorgänger Hans Dötsch übel, dass er seine Kritik so deutlich geäußert hat?

Dötsch sagt, Sie hätten sich das Amt der Bürgermeisterin vielleicht anders vorgestellt. Hat er Recht?

Angeblich hat es vor dem Amtswechsel nur eine kurze Führung durch das Rathaus gegeben. Hätten Sie vom Altbürgermeister erwartet, dass er Sie besser einarbeitet?

Wie schätzen Sie es ein: Haben Sie die Mitarbeiter im Rathaus im Griff?

Der Gemeinderat muss die Sitzungsvorlagen während der Sitzungen oft nachbessern. Lässt Sie die Verwaltung bei der Vorbereitung der Unterlagen im Stich?

Behandeln die Gemeinderäte Sie immer fair?

Fühlen Sich sich von den CSU-Gemeinderäten ausreichend unterstützt?

Welche Reaktionen haben Sie von den Räten nach dem Dötsch-Interview bekommen?

Wie bewerten Sie Hans Dötschs Verhalten im Gemeinderat?

Sie haben Ihren Vorgänger für das Jahr 2012 nicht entlastet, billigen also seinen Umgang mit den Finanzen nicht. Das geschah in einer öffentlichen Sitzung, trotzdem wollen Sie sich zu den Gründen nicht äußern. Warum?

Dötsch wirft Ihnen vor, in leeren Worthülsen zu sprechen und keine klaren Ziele zu haben. Was sind denn nun Ihre konkreten Ziele für Heinersreuth, zumindest für das Jahr 2015?

Wie werden Sie dem Altbürgermeister am Freitag in der Sitzung begegnen?

Sie wollen sich im nichtöffentlichen Teil mit den Gemeinderäten aussprechen, dabei ist es fraglich, ob es Gründe für die Nichtöffentlichkeit gibt. Warum also diese Entscheidung?

Die Stellungnahme

Sehr geehrte Frau Hampl, 
sehr geehrte Damen und Herren des Nordbayerischen Kuriers, 
liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

auf einige Aussagen und Anschuldigungen im Interview meines Amtsvorgängers Altbürgermeister und Gemeinderat Hans Dötsch werde ich zu gegebener Zeit reagieren.

Für eine derartige Form der Auseinandersetzung über Interviews stehe ich nicht zur Verfügung. Ich nehme aber gerne mit diesem Schreiben zu bestimmten Punkten Stellung. Weiteres wird im nächsten Mitteilungsblatt folgen.

Anhand der Aussagen von Hans Dötsch wird die Situation deutlich, in der er sich nach dem Wahlausgang befindet. Ich werde mich aber über Personen nicht mittels Presse äußern. Ich stehe ihm für ein persönliches Gespräch gerne zur Verfügung und werde ihn bei unserem nächsten Kontakt auch dazu einladen.

Zu personellen Angelegenheiten kann ich aufgrund meiner Verschwiegenheitspflicht keine konkreten Aussagen machen. Dies gilt ebenso für meine verweigerte Entlastung zum Jahresabschluss 2012.

Aus dem gleichen Grund halte ich mich zurück, was die Wirtschaftlichkeit von eigenmächtigen Auftragsvergaben betrifft, auch wenn es mir nach diesen Angriffen schwer fällt.

In meinem Umfeld ist bekannt, dass ich nicht in Befehls- und Gehorsamsmanier agiere, sondern meine Mitmenschen auf dem Weg der Entscheidungsfindung einbinde. Ich kann mit Widerspruch umgehen und bin bereit zu reflektieren. Entsprechend pflege ich keinen autoritären, sondern einen kooperativen Führungsstil.

Dass sich meine Präsenz im Rathaus nicht auf mein Amtszimmer beschränkt, sondern ich regelmäßig unsere Bediensteten in ihren Räumen besuche, mag für manche eine neue Erfahrung sein. Dies gibt mir Gelegenheit, Abläufe und Aufgaben kennenzulernen, besser einzuschätzen und ggf. auch gemeinsam zu verändern und hat mit Kontrolle nichts zu tun. Im Übrigen ist Dienstaufsicht auch Amtspflicht, weshalb ich auch des Öfteren zum Bauhof fahre.

Wer schreit, hat Unrecht! An diesem Sprichwort orientiere ich mich beruflich, wie privat und bevorzuge eine eher ruhige Diskussionskultur.

Dass Beschlussvorlagen, die aufgrund der Ausschussberatungen entstehen, verändert werden können, ergibt sich aus Fraktionsarbeit und den Gemeinderatsdebatten, wo oft weitere Überlegungen angestellt werden, die nicht berücksichtigt waren. Dies ist in der Vergangenheit ebenso geschehen.

Was die Situation B 85 anbelangt, so habe ich bereits vor Monaten über Frau Staatssekretärin Dorothee Bär mit dem Bundesverkehrsministerium Kontakt aufgenommen. Darüber werde ich im kommenden Mitteilungsblatt im Zusammenhang mit der Lärmsanierung der B85 in Heinersreuth informieren. Natürlich nutze ich auch den Kontakt zum zuständigen bayrischen Minister, Joachim Herrmann, der in Kürze in Altenplos weilen wird.

Gemeindeentwicklungskonzept – für einige vielleicht ein Reizthema.

Jedoch sehe ich Chancen für die Entwicklung unserer Gemeinde. Deshalb plane ich unter Einbindung eines externen Moderators eine Klausur des Gemeinderates, sowie eine öffentliche Veranstaltung mit einem Vortrag durch einen Experten, in der sich die Bevölkerung mit Impulsen und Anregungen einbringen kann.

Die Bürgergesellschaft ist eine wichtige Säule unserer Demokratie. Ziel ist das Verwirklichen von Ideen und Visionen Aller und ein sachgerechtes Miteinander.

Das Zusammenleben und Zusammenwirken lässt sich nicht durch Vorschriften und Verwaltungsmaßnahmen allein organisieren oder gar optimieren. Aufeinander zugehen, statt sich voneinander abzugrenzen, ist meine Devise.

Ein derart befremdliches Interview wie das meines Amtsvorgängers trägt dazu nicht bei.

Wie bisher stehe ich unserer Bürgerschaft und unseren Bediensteten immer für Gespräche zur Verfügung.

PS: Im Übrigen bringen mir seit Erscheinen des Interviews zahlreiche Menschen ihre Wertschätzung entgegen. Auch solche, von denen ich das nicht vermutet hätte. Danke!

Mit freundlichen Grüßen,

Simone Kirschner,

1. Bürgermeisterin