Das offene Festspielhaus

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Tausende Besucher beim Tag der offenen Tür im Festspielhaus - Erkunden, Schminken lassen, Requisite gewinnenEs war fast wie bei der richtigen Auffahrt. Auto an Auto rollte den Grünen Hügel hinauf. Mit dem Unterschied zum 25. Juli, dass die Besucher selbst die Stars und Sternchen waren, für die sich die Türen des Bayreuther Festspielhauses öffneten. Mehrere tausend Besucher waren es auch in diesem Jahr, beim dritten Tag der offenen Tür, die das weltweit bekannte Festspielhaus besuchten und auf eigene Faust erkundeten.

 
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"Ach wie schön! Schau hin, es schneit!" Die Techniker des Festspielhauses ziehen alle Register. Alle halbe Stunde schneit es auf der Bühne. Grollt Donner durch das Haus. Brennt das Feuer. Auf der Bühne treiben die Ratten aus dem "Lohengrin" ihre Scherze mit den Besuchern, die dicht an dicht auf der Bühne unterwegs sind. Die Mobiltelefone werden gezückt, viele haben ihre Kameras dabei, fotografieren jedes Detail der Kulissen, die auf der Bühne aufgestellt sind. Den weißen Schwan, die Isetta, den Imbiss-Wagen. Plaudern mit den beiden Isolden-Doubles. Oder rätseln, wer der Typ neben Lenin ist in der Kulisse, die dem Mount Rushmore nachempfunden ist. Oder gewinnen Stücke aus der Requisite bei der Tombola.

Ein offenes Haus für einen Tag

Das Festspielhaus präsentiert sich als offenes Haus. Bewusst ohne Vorträge. Ohne Führung. Mitarbeiter und Statisten stehen bereit, wenn man eine Information braucht. Wenn man spezielle Fragen zum Haus, zu den einzelnen Werken hat. Viele setzen sich einfach in den Zuschauerraum und lassen das Spektakel auf sich wirken. So wie Ingrid Baude und ihr Mann. "Wir haben gedacht, wir schauen nach dem Essen mal rauf", sagt Ingrid Baude im Gespräch mit unserer Zeitung. Rauf zum Hügel. Sie kennen beide das Haus von früher. Aber beim Tag der offenen Tür sind die Baudes zum ersten Mal. "Es ist einfach klasse", sagt Ingrid Baude. "Diese Technik. Und die Akustik. Überwältigend." Auf der Bühne läuft ein Video in Dauerschleife, das den Auf- und Abbau der Kulissen zeigt. "Wir werden auf jeden Fall den Nachmittag hier verbringen. Wenn man schon mal die Chance hat", sagt Ingrid Baude.

Kommen und Gehen

Es komme nicht darauf an, wie viele Besucher kommen, sagt Petter Emmerich, der Pressesprecher der Bayreuther Festspiele. Man zähle auch nicht, wie viele kommen. "Es ist ohnehin den ganzen Nachmittag über ein Kommen und Gehen. Und ist wichtig, dass wir das Haus öffnen, dass wir zeigen, dass die Leute keine Hemmschwelle zu haben brauchen." Überall im Haus sei etwas geboten: "Auf der Bühne. Oder im Orchestergraben, wo Instrumente zu sehen sind, die man sonst nur hört. Die Holztrompeten aus dem ,Tristan', die Beckmesser-Harfe, die Königstrompeten aus dem ,Lohengrin'", sagt Emmerich. In diesem Jahr sind auch die Werkstätten offen, können die Besucher sehen, welche Teile in der Schlosserei und der Tischlerei für die Bühne gefertigt werden. Für die Kinder gibt es Spiel- und Schminkangebote, es läuft die Kinderoper.

Viele schlüpfen in Kostüme

Viele Festspielhaus-Fans nehmen sich auch besonders viel Zeit und schlüpfen in die verschiedenen Kostüme, lassen sich von den Maskenbildnern schminken und in Figuren aus Wagners Opernwelt verwandeln - und dann natürlich professionell fotografieren. Ja, sagt Emmerich, die Leute sollen das Haus für sich erobern. Sollen entdecken, was das Haus bietet. Aus dem Grund habe man sich auch aus der Museumsnacht verabschiedet, "weil da die Leute nur in großen Gruppen durchdrängen". Beim Tag der offenen Tür sei mehr Zeit fürs Erkunden. 

Fassade schlechter als gedacht

Allerdings ist nicht sicher, ob es auch in den kommenden Jahren einen Tag der offenen Tür geben wird im Festspielhaus, sagt Heinz-Dieter Sense, der kaufmännische Geschäftsführer der Festspiele, im Gespräch mit unserer Zeitung. "Wir müssen abwarten, wie die Sanierung des Hauses voranschreitet", sagt Sense. Denn aktuell wird die Fassade des Königsbaus saniert. Wenn das Haus außen saniert ist, wird mit der umfangreichen Sanierung auch innen begonnen. Nachdem das Festspielhaus für kurze Zeit ohne Gerüst zu sehen war, steht jetzt das Baugerüst. Und ein schwarzer Sichtschutzzaun schützt vor allzu neugierigen Blicken. Sense: "Als das Gerüst stand, haben wir erst gesehen, wie notwendig die Sanierung der Fassade tatsächlich ist. Es ist noch schlechter als gedacht. Das hat man mit bloßem Auge von unten so nicht erkennen können." Aber: "Alles liegt im Rahmen des Terminplans, den wir gemacht haben."      

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