Kaum denkbar
Ostwind-Sprecher Christoph Markl-Meider hält einen massiven Eisabwurf in Kilogramm-Größe auch auf erneute Nachfrage nicht für denkbar. Alle Windkraftanlagen seien so konzipiert, dass sie sich bei Eisbildung sofort abschalten. Schon allein deshalb, weil da eine Unwucht entstehe. Und: Die Anlagen des Herstellers Vestas, von dem die Windräder bei Büchenbach stammen, verfügen sogar über noch ein Sicherheitselement mehr – „weil sie auch an den Rotorblättern Sensoren besitzen, die auf Eis gleich reagieren“.
Die Deutschland-Sprecherin des Herstellers war auf wiederholte Anfrage nicht zu erreichen, um zum Büchenbacher Vorfall Stellung zu nehmen.
Erich Wust, Inhaber einer Firma für Windparks in Mittelfranken, erklärt: „Es ist möglich, dass Eisplatten mit einer Dicke von bis zu einem halben Zentimeter und einer Größe wie DIN-A 4, aus der Anlage fallen. Allerdings erst, wenn die Anlagen stehen – also die Rotoren sich nicht mehr drehen.“ Wust meint, eine solche Eisplatte könne durch die Wetterlage zum Beispiel auch in einem Umkreis von 50 oder 60 Metern landen. Außerdem müssen an jedem Windpark Warnhinweise auf Eiswurf angebracht seien – das ist Pflicht.
„Aufgrund der aktuellen Wetterlage mit Temperaturen um den Nullpunkt und einer hohen Luftfeuchtigkeit kann es wegen Eiswurfgefahr vor allem bei Standorten in der Oberpfalz und des nördlichen Mittelfrankens zu Abschaltungen kommen“, heißt es aktuell auf Wusts Internetseite. Jede Anlage habe Sensoren, so genannte Eisdetektoren, „die so feinfühlig sind, dass die Anlage steht und Sie das Eis nur mit der Lupe entdecken können“. Die Sensoren stellen fest, dass sich die Rotoren unrund und langsamer drehen, in der Leitstelle geht ein Störungssignal an, das erst weicht, wenn das Eis verschwunden ist. Wust: „Man darf niemanden den Vorwurf machen, dass er sein Windrand auch bei Eisluft zu Lasten der Sicherheit anderer betreibe.“ Nur im Windrad selbst könne der Monteur den Betrieb aufnehmen.
Nur Stillstand hilft
Andere Kontrollen oder vorbeugende Maßnahmen gebe es nicht: „Für beheizte Rotorenblätter ist es in unseren Gefilden zu warm, und eine vorbeugende Beschichtung kommt zu teuer und ist zu kurzlebig.“ Also kann nur der Stillstand Abhilfe gegen das Eis schaffen.
Die Landesverbände Windenergie schicken in diesen ersten Wintertagen ihre Monteure bundesweit auf die Anlagen. Auf die Suche nach dem zerbrechlich feinen Eis, dass beim Absturz in die Tiefe zum Katapult oder Fallbeil werden könnte.
„Es gilt bei Vereisung eben große Vorsicht“, warnt auch Ingenieur Claudio Balzani von der Leibniz Universität Hannover und Experte für Windkraftanlagen und Rotorblatt-Entwickler. „Stellen Sie sich vor: Ein Rotorblatt hat Spitzen von 80 oder 90 Stundenkilometern. Da entwickeln sich Geschwindigkeiten.“