Buchtipp zum über den Tellerrand kochen

Von Marie-Christine Fischer

In "Rezepte für ein besseres Wir" serviert Aishe Mazedonischen Schokoladenkuchen. Amani aus Lybien zeigt, wie man Kichererbsenbällchen mit Aubergingenpaste zubereitet. Und Abdoulaye aus Guinea stellt das Lieblingsessen seiner Mutter vor: Palat, ein Rindfleischeintropf mit Kidneybohnen und Kochbananen. Es ist in Kochbuch von Einwanderern für alle - und viel mehr, denn selten gab es in einem Kochbuch so viel zu lesen.

 
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Fast 30 Autoren hat das über 200 Seiten starke Buch. Gemeinsam haben sie, dass sie nicht aus Deutschland stammen, aber hier eine neues Zuhause suchen oder auch schon gefunden haben. Jeder von ihnen verrät nicht nur Rezepte aus seiner Heimat. Sondern erzählt auch seine Geschichte.

Geschichten als Beilage

Da ist Reza aus Afghanistan, 28 Jahre alt und seit sieben Jahren auf der Flucht. Türkei, Griechenland, Niederlande, abgeschoben, Iran, Türkei, Griechenland, Deutschland. Seit einem Jahr ist er hier, spricht fliesend. Sein Traum: eine Ausbildung zum Altenpfleger zu machen. Oder die Syrerin Souzan, die jetzt im unterfränkischen Ebenhausen lebt und dort so schnell wie möglich wieder Karat trainieren will. Schließlich war sie sieben Jahre in Folge syrische Meisterin in ihrer Gewichtsklasse. Oder Mouhamed aus Niger, der sagt: "Kochen ist in Afrika eine sehr wichtige Fähigkeit. Wenn du nicht kochen kannst, kannst du nicht verheiratet werden."

Entstanden ist dieses Koch- und Lesebuch unter der Regie des Berliner Vereins "Über den Tellerrand kochen". Er hatte im Sommer 2014 Menschen in ganz Deutschland dazu aufgerufen, Flüchtlinge zum gemeinsamen Kochen zu animieren, um sie dabei kennen zu lernen. Auch vermittelte der Verein Interessierten Kontakt zu Flüchtlingen. Das Buch ist Rezept- und Erfahrungssammlung dieser Kochpartnerschaften.

Zwischenzeitlich gibt es ein weiteres Buch: "Eine Prise Heimat." Die 45 darin zusammengeführten Rezepte entstanden beim gemeinsamen Kochen von Geflüchteten und Spitzenköchen, darunter Ralf Zacherl und Michael Kempf.

Manche Zutaten sind schwer zu finden

Der Verein bietet auch Kochkurse mit Flüchtlingen an und hat dazu in Berlin eigens einen Raum angemietet und ausgestattet. Der Erlös der Bücher kommt den Projekten des Vereins zu Gute.

"Rezepte für ein besseres Wir" ist spannend zu lesen, schön anzuschauen und lecker nachzukochen. Einziger Haken: die für europäische Gaumen oft ausergewöhnlichen Zutaten sind nicht immer leicht zu bekommen. Immerhin: Am Ende des Buches gibt es ein Verzeichnis, in dem Yufka, Okra, Pul Biber, Ghee, Ogbono und vieles mehr erklärt sind - Tipps, in welcher Art von Lebensmittelgeschäft man sie in Deutschland kaufen kann, inklusive.

Info: Die Bücher kosten jeweils 29,95 Euro. Zu bestellen sind sie über die Internetseite des Vereins.

 

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