Büchertausch in der Telefonzelle

Von Norbert Heimbeck
Thomas Appel am öffentlichen Bücherschrank in Hollfeld. Foto: Norbert Heimbeck Foto: red

Eine Telefonzelle als Treffpunkt, als Ort des Gedankenaustausches und des Lernens? Thomas Appel unternimmt ein Experiment. Er installiert auf dem Marienplatz in dem ehemals gelben Häuschen einen offenen Bücherschrank, „um das Lesen in Hollfeld aktiv zu fördern“. Am heutigen Montag wird der Bücherschrank offiziell eingeweiht.

 
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Trotz der knallroten Farbe erkennt man noch, dass es ein Telefonhäuschen war, das schräg gegenüber dem Rathaus steht. Statt eines Fernsprechapparates findet man jetzt Bücher darin – Kinderbücher, Regionalliteratur, Romane, Sachbücher, sauber sortiert in einem halben Dutzend Regalfächer. Thomas Appel hat das Telefonhäuschen gerade noch einmal gestrichen, als es zu regnen anfängt. Doch die Farbe hält. Ein gutes Omen für den Bücherschrank? „Es gibt bereits öffentliche Schränke in Creußen und in Pegnitz, in Thurnau steht ein Bücherhäuschen“, sagt Appel. Er hofft, dass die Hollfelder seine Idee unterstützen, Bücher frei zugänglich anzubieten und zu tauschen.

Interesse am Lesen

Hinter dem offenen Schrank steht die Aktionsgemeinschaft Lebendiges Hollfeld, die wiederum aus der Interessengemeinschaft Innenstadt und der Initiative Hollfeld grünt und blüht hervorgegangen ist, sagt Appel. Er selbst hat ein berufliches Interesse am Lesen, ist Geschäftsführer des Bange Verlages – der in Sichtweite des neuen Bücherschranks liegt. „Ich stelle fest, dass immer noch viel gelesen wird. Oft wünschen sich Kinder ein neues Buch, aber die Eltern sind zurückhaltend“, sagt Appel. Mit dem offenen Bücherschrank will er den Menschen die Hürde des Kaufens nehmen: „Am Standort des Telefonhäuschens gehen häufig Schüler vorbei. Auch viele Touristen sind hier oben unterwegs.“ Das Angebot versteht Appel als Ergänzung zum Sortiment der Hollfelder Stadtbibliothek und seines Geschäfts.

Bücherspende mitbringen

Die Idee hat sich in anderen Orten bereits bewährt: Wer will, stellt ein Buch in den offenen Schrank und nimmt sich ein neues Buch heraus. Kostenlos und ohne Verpflichtung. Thomas Appel hat ein Auge auf den Inhalt des Telefonhäuschens: „Da wir auch Kinder ansprechen wollen, sind erotische Themen wohl nicht so passend.“ Zur Eröffnung am Montagabend wünscht sich der Initiator, dass Gäste eine Bücherspende mitbringen.

Warum Appel ausgerechnet eine Telefonzelle als Bücherhort ausgewählt hat? „Das funktioniert in anderen Orten schon ganz gut.“ Appels Bekannte Susanne Bauer hatte zufällig in ihrem Garten in Pegnitz noch eine Telefonzelle herumstehen, die sie zur Verfügung stellte. Die Männer des städtischen Bauhofes sorgten für den Transport – an den Hollfeldern liegt es nun, ob der Büchertausch ein Erfolg wird.

Info: Der offene Bücherschrank am Marienplatz wird am heutigen Montag um 19 Uhr eingeweiht. Jan Burdinski, Intendant des Fränkischen Theatersommers, serviert seine persönlichen Leckerbissen.

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