Karl-Heinz Herzing züchtet Forellen, Elsässer und Bachsaiblinge Büchenbach: Der Vater der Fische

Von Luisa Degenhardt
Karl-Heinz Herzing aus Büchenbach kümmert sich sorgfältig um seine Fische. Foto: Luisa Degenhardt Foto: red

Der "Tag der Fische" ruft zum Erhalt und Schutz der Fische auf. Karl-Heinz Herzing aus Büchenbach hat sich dieser Aufgabe verschrieben. Früher hat er Atomkraftwerke in Betrieb genommen. Nuklearenergie und ökologische Fischzucht – das muss kein Widerspruch sein, findet er.

 
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Silbrig glänzende Bäuche durchstoßen die Oberfläche. Jeder will sich den besten Happen sichern. Es mögen ein paar hundert Saiblinge sein, die sich um das Futter balgen. Herzing schaut zufrieden aus, während er schaufelweise Futter in den Teich wirft. Herzing ist so etwas wie der Vater der Fische. Er kennt sie, seitdem sie ihn aus einem Auge anstarrten, aus dem dann irgendwann zwei wurden. Auch deshalb sorgt er sich um sie: Damit die Fische keinen Sonnenbrand kriegen, sind Matten über die Teiche gespannt. Um die Becken weiden Kamerunschafe.

Saiblingseier aus dem Staatsbetrieb

Der 60-Jährige züchtet Bach- und Regenbogenforellen sowie Elsässer und Bachsaiblinge. Bereits befruchtete Saiblingseier holt er aus einem Staatsbetrieb in Aufseß, die Forelleneier bekommt er aus Baden-Württemberg. Den Laich legt er in die Brutrinne im Bruthaus, das neben den Teichen steht. Fremde haben da keinen Zutritt, der Hygiene wegen. Zwischen November und Februar entwickeln sich dort aus den Eiern kleine Fische. Er könnte auch afrikanische Eier kaufen. „Aber ich möchte die Gene einheimischer Fische beibehalten“, sagt er. „Wir machen nicht Masse, wir machen Qualität.“

Außerdem will er vermeiden, dass fremde Parasiten in seine Teiche gelangen. Irgendwann will er selbst mehr Muttertiere halten, um eigene Eier zu produzieren. Seit 40 Jahren gibt es die Anlage mit 13 Teichen, kurz hinter Kaltenthal in Richtung Büchenbach. Herzings Eltern haben sie angelegt. Das Wissen hat Herzing von ihnen. Aber auch von der Fischereifachberatung. Die heimischen Fische verkauft er als Setzlinge weiter. An Kommunen, Angelvereine, Fischzüchter, Teichbesitzer oder Privatleute. Anfangs haben die kleinen nur drei Gramm, Saiblinge wachsen langsamer als Forellen. Nach und nach werden sie größer, vom Brütling zum Vorstrecker zum Satzfisch.

Nuklearenergie und ökologische Fischzucht

Früher hat Herzing Atomkraftwerke in Betrieb genommen. Nuklearenergie und ökologische Fischzucht. Was auf den ersten Blick so gar nicht zusammenpasst, macht für Herzing durchaus Sinn. Denn eigentlich sei Kernkraft eine saubere Energie. „Deshalb bin ich kein Freund von Kernkraftwerken“, sagt er. Man habe verpasst, in den 80er Jahren weiterzuforschen, was die Endlagerung angeht. „Der große Mist sind die langen Abklingzeiten, aber das hätte man beherrscht, wenn man weitergeforscht hätte.“ Als er raus war aus der Nukleartechnik, hat er den Jagdschein gemacht. Es zog ihn raus in die Natur. Das Leben als Fischzüchter ist anstrengend. Die Tiere wollen schließlich jeden Tag versorgt werden. Herzings Familie packt mit an. „Die Natur gibt viel, aber sie nimmt auch viel“, sagt Herzing. Manchmal haben sich die Herzings schon gefragt, ob es besser wäre, aufzuhören. Doch die Kinder haben Interesse an dem Beruf. Während Herzing von seinen Tieren erzählt, blickt er zum Himmel, wo ein Reiher entlangsaust. Gegen die Vögel hat Herzing Netze über seine Teiche gespannt. Was aber auch nicht viel bringt: Einmal hat er beobachtet, wie vier Reiher auf einer der Schnüre saßen, welche die Netze halten. Ein fünfter Vogel kam hinzu. Das Netz senkte sich durch das Gewicht und die Vögel schnappten sich die Fische durch die Maschen. Irgendwann müsse die Politik etwas tun, um die Fische vor den gierigen Tieren zu schützen. „Sonst werden irgendwann nur noch Fische in der Halle produziert.“

Wasserqualität wird immer schlechter

Sorgen macht ihm auch die Wasserqualität. Die wird immer schlechter, zum Beispiel wegen der Überdüngung der Felder. Auf der Anlage gibt es einen Quellbach, das Wasser muss gefiltert werden, die Kohlensäure raus. Denn von der Kohlensäure können kleine Fische Hautausschlag oder Kiemenschwellungen kriegen. Früher, da sei die Natur noch intakt gewesen. Mit seiner Arbeit will Herzing es auch nachfolgenden Generationen ermöglichen, Saiblinge und Forellen in freier Wildbahn zu sehen. Die Hygiene sei das A und O, um dieses Ziel zu erreichen. Zweimal pro Jahr werden die Teiche abgelassen, die Fische umgesetzt, die Becken desinfiziert und sauber gemacht.

Auf die Qualitätder Tiere achten

Seine Fische sind Herzing sehr wichtig. „Der Fisch ist für mich ein wertvolles Gut“, sagt er. Doch sie haben einen großen Nachteil: „Sie können nicht sprechen.“ Egal, in welchen Bedingungen sie leben, sie müssen es akzeptieren. Herzing dagegen kann durchaus auf die Qualität der Teiche achten, in die seine Fische gesetzt werden sollen. Und so nimmt er seine Tiere auch mal wieder mit, wenn die Anlage eines Kunden nicht in Ordnung ist.

Fischzuchtbetriebe werden in fünf Kategorien eingeteilt. In Kategorie eins einstufen lassen können sich die, in deren Anlagen über mehrere Jahre hinweg keine Seuchen festgestellt wurden. Kategorie fünf sind Seuchenbetriebe. Die Fische aus diesen Betrieben landen auf unseren Tellern. Weil Fischseuchen nicht auf Menschen übertragbar sind. Herzings Ziel ist es, es in die Kategorie eins zu schaffen, gerade ist er in drei eingestuft – so wie alle anderen Fischzüchter am Anfang automatisch auch.

Er ist mit Herzblut dabei

Herzing selbst isst leidenschaftlich gern Fisch. „Früh, mittags und abends“, sagt er und lacht. Saibling ist sein Lieblingsfisch. Die eigenen kommen aber nur im Ausnahmefall auf den Teller. „Man hängt schon dran. Es ist halt Herzblut dabei“, so Herzing. Es ist ihm lieber, dass seine Fische nicht als Speisefische enden, sondern weiterleben dürfen. Das will er auch für seine Schafe. Den Nachwuchs verkauft er lebend. „Sonst tut mir das Herz so weh.“