Das Stöbern in den Urkunden fördert Spannendes zutage: Bei den Übergabeurkunden aus den Jahren 1797 und 1825 beispielsweise fehlen die Unterschriften der Frauen. „Sie konnten nicht schreiben und mussten drei Kreuze machen.“ Eine besondere Art von Sozialversicherung schlossen die Bäcker Valentin und Christiana Bauer ab, als sie dem Werben von Carl Wolf um die Hand ihrer Tochter Margaretha nachgaben und Wolf auch die Bäckerei verkauften. Sie durften nicht nur in dem Haus wohnen bleiben. „Wolf musste das Vermögen seines Vaters – 2200 Gulden – mitbringen. Auch das seiner Mutter, das ist aber nicht näher beziffert. Und die Bauers schrieben in die Urkunde, dass Wolf 4000 Gulden zahlen müsse, wenn die Ehe kinderlos bliebe.“ Wolf musste übrigens nicht zahlen.
Zimmer sagt, er fühle sich wie ein Zahnrad in der Geschichte des Hauses: „Es macht dich klein, wenn du siehst, da sind 13 Bäckerfamilien in dem Haus gewesen. Was dich stark macht: Die alle hatten ihre Probleme und haben sie gemeistert.“ Früher hießen die Probleme Krieg und Krankheiten, „heute sind es die Supermärkte, mit denen wir kämpfen. Früher haben die Bäcker den Hunger gestillt, heute muss man die Kunden erst einmal hungrig machen“. Man müsse brennen für sein Brot, sagt Zimmer. Das sei heute die Herausforderung. Auch nicht anders als vor 250 Jahren.
Info: Am 2. November feiert die Bäckerei das Jubiläum mit einem Tag der offenen Backstube.