Brooks-Verletzung trübt 88:75 gegen Ulm

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Schrecksekunde: Als De'Mon Brooks mit offensichtlichen Schmerzen im Knie zu Boden ging, waren sofort alle Teamkollegen auf dem Feld besorgt. Immerhin musste er nicht sofort ins Krankenhaus gebracht werden. Foto: Peter Kolb Foto: red

Überzeugend hat Medi Bayreuth die erste von zwei Hausaufgaben innerhalb von drei Tagen gelöst: Mit 88:75 (48:37) gegen Ratiopharm Ulm wurde am Freitagabend vor 3025 Zuschauern in der Oberfrankenhalle der Playoff-Platz weiter gefestigt und der Anspruch auf den Heimvorteil in der ersten Runde unterstrichen. In dieser Form sollten sich die Bayreuther auch am Sonntag um 20.15 Uhr gegen die Eisbären Bremerhaven durchsetzen können.

 
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Dabei lief keineswegs von der ersten bis zur letzten Minute alles rund für die Gastgeber. Ein 4:12-Fehlstart nach nur gut drei Minuten war zwar schon am Ende des ersten Viertels fast wieder wettgemacht (22:23), weil die Bayreuther Verteidigung den anfänglich sehenswerten Ulmer Spielfluss mit sicherem Abschluss durch Katin Reinhardt aus der Distanz oder Isaac Fotu unter dem Korb bald zu unterbinden wusste, doch viel mehr Sorgen bereitete 18 Sekunden vor der ersten Pause eine Verletzung von De’Mon Brooks.

Der Power Forward war beim Zug zum Korb von David Krämer hart gefoult worden (aber nicht unsportlich), ging mit offensichtlich starken Schmerzen im Knie zu Boden und musste humpelnd vom Feld geführt werden. Bei Halbzeit ließ Mannschaftsarzt Holger Eggers immerhin teilweise Entwarnung ausrichten, insofern als eine sofortige Einweisung ins Krankenhaus nicht nötig erschien, aber ein weiterer Einsatz war für Brooks nicht mehr möglich. Genaueres werden erst nähere Untersuchungen klären müssen.

Lösungen für alle Probleme

Obwohl die Bayreuther dadurch mit Steve Wachalski und später auch Robin Amaize nur noch andere Spielertypen auf dieser Position zur Verfügung hatten, setzten sie sich aufgrund der viel besseren mannschaftlichen Problemlösungen ausgerechnet unter diesen neuen Umständen im zweiten Viertel ab. Die Brooks-Stellvertreter brachten ihre unterschiedlichen Qualitäten so effektiv ein, dass der Ausfall des Leistungsträgers nicht entscheidend ins Gewicht fiel.

7:0 Punkte in den ersten 80 Sekunden des zweiten Abschnitts zum 29:23 sorgten zudem anscheinend für Verunsicherung bei den Ulmern. Der Tabellenerste der letztjährigen Hauptrunde zeigte nun jene Schwächen, die ihn in dieser Saison wahrscheinlich nicht einmal in die Playoffs kommen lassen: erzwungene Einzelaktionen in der Offensive und grobe Fehler in der Defensive. Das 34:25 durch Wachalski (14.) markierte bereits den dritten Fastbreak, den das Medi-Team völlig ungestört abschließen konnte.

Dominanz der Center

Außerdem brachten die Bayreuther den Ball nun konsequent unter den Korb, wo Andreas Seiferth und Assem Marei vor allem den sehr schwachen Jerrelle Benimon schlecht aussehen ließen. Auf der Gegenseite kamen die Ulmer erst in der 27. Minute auf die Idee, den starken Isaac Fotu gegen den körperlich unterlegenen Wachalski in Szene zu setzen, was prompt vier Punkte des Neuseeländers einbrachte (42:33).

Beim 56:42 (23.) schien sich fast ein lockerer Medi-Sieg abzuzeichnen. Dann folgte aber eine 0:12-Serie, weil die Ulmer wieder einen Höhepunkt ihrer schwankenden Trefferquote von außen erreichten und das Medi-Team einen Höhepunkt in der ansonsten geringen Fehlerquote (0/2 Freiwürfe von Assem Marei, Fehlpass von Gabe York zum Konter des Gegners). Doch auch diese Krise überstanden die Bayreuther souverän mit einer mannschaftlichen Steigerung in der Defensive und guten Entscheidungen im Angriff, nicht zuletzt durch den ansonsten nicht sehr auffälligen Nate Linhart. Mit dem Wachalski-Dreier drei Sekunden vor der letzten Pause zum 69:58 war die solide Führung zurückerobert. Ulms Trainer Thorsten Leibenath sprach am Ende von „zwei verschenkten Minuten am Ende des dritten Viertels“.

Danach wurde es nur noch einmal spannend, als Seiferth nach dem vierten Foul auf die Bank musste (33.) und nach genau 35 Minuten der Vorsprung auf 76:70 schmolz. Diesmal kümmerte sich vor allem James Robinson erfolgreich um die Problemlösung mit zwei selbst kreierten Treffern aus der Halbdistanz zum 82:72 und 84:72.

Einzelkritik (von Florian Kirchner)

JAMES ROBINSON (10 Punkte / 22:45 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: 2): Lieferte sich anfangs hitzige Duelle mit Per Günther und Ismet Akpinar. Am Ende klarer Sieger im Aufbau-Duell. „Er hat heute in vielen Situationen vieles richtig gemacht“, lobte Raoul Korner.

John Cox (6 / 14:55 /16): Der Routinier leistete vor der Pause nahezu fehlerfreie sieben Minuten mit 2/2 Würfen, drei Rebounds und einem Assist und war auch in der Ulmer Drangphase ein wichtiger Faktor.

NATE LINHART (4 / 31:05 / 3): Er neutralisierte sich vor der Pause mit dem lange fast unsichtbaren Ryan Thompson. War nach der Pause da, als er gebraucht wurde und überzeugte mit Übersicht und Abgeklärtheit.

Bastian Doreth (5 / 17:15 /11): Bekam Applaus auf offener Szene, als er in bester „Manuel-Neuer-Manier“ einen Fastbreak der Ulmer ins Aus lenkte. Gewohnt kampfstark, aber mit einigen „Stockfehlern“ im Aufbau und einmal mehr ohne Vertrauen in seinen Wurf. Lob gab es vom Head Coach für seine „gute Spiel-Organisation“.

ANDREAS SEIFERTH (16 / 16:41 / -1): War mehrfach Ziel schöner Anspiele, die er sicher verwertete, „vernaschte“ den bulligen Benimon immer wieder sehenswert am Brett und sammelte seine 16 Punkte mit 8/8 Würfen. „Das war eine gute Partie von Andi, wie so oft“, lobte Raoul Korner.

Steve Wachalski (11 / 18:59 / 11): War nach dem Ausfall von Brooks besonders gefordert. Überzeugte mit Übersicht, guten Entscheidungen und Punkten in kritischen Phasen. Robin Amaize (5 / 18:18 /17): Eroberte zu Beginn des zweiten Viertels die Führung für Medi an der Dreierlinie zurück (25:23). Solider Auftritt.

DE’MON BROOKS (5 / 9:43 / -2): Nach starken Szenen setzte ihn eine Verletzung kurz vor der ersten Viertelpause außer Gefecht. Das sah nicht gut aus – Daumen drücken, dass das nicht das Saison-Aus für ihn war!

GABE YORK (10 / 27:00 / -6): Nach zehn Punkten im ersten Viertel zweiter Sieger im Duell der Scharfschützen mit Katin Reinhardt (19). „Jetzt ist es an der Mannschaft, ihm wieder Würfe zu kreieren und ihm damit Selbstvertrauen zu geben“, sagte Raoul Korner.

Assem Marei (16 / 23:19 / 14): Knüpfte an seine Gala in Erfurt an, war der Anker in der Defensive und hielt die Ulmer Center weg vom Brett.

Statistik

Medi Bayreuth: Feldwurfquote: 33/53 (62 Prozent), davon 4/16 Dreier (25 Prozent): Wachalski (2/2), Brooks (1/1), Amaize (1/2); Freiwürfe: 18/21 (86 Prozent); Rebounds: 27 defensiv, 0 offensiv (Marei 6/0); Ballgewinne: 6; Ballverluste: 13; Assists: 19 (Robinson 5); Effektivität: 104 (Seiferth 19, Marei 18, Robinson 14, Wachalski 11, York 11).

Rat. Ulm: REINHARDT (19 Punkte / 29:57 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: -9), Ohlbrecht (2 / 3:30 / -7), THOMPSON (4 / 29:06 / 1), GÜNTHER (0 / 22:25 / -7), Ferner, Akpinar (9 / 22:01 / -9), Pape (4 / 3:47 / -5), BENIMON (4 / 20:32 / 2), Babic (5 / 9:02 / -7), Harangody (8 / 23:59 / -14), FOTU (18 / 28:12 / -2), Krämer (2 / 7:29 / -8); Feldwurfquote: 27/64 (42 Prozent), davon 9/27 Dreier (33 Prozent): Reinhardt (4/10), Harangody (2/4), Babic (1/1), Fotu (1/3), Akpinar (1/5); Freiwürfe: 12/13 (92 Prozent); Rebounds: 21 defensiv, 10 offensiv (Fotu 5/4); Ballgewinne: 8; Ballverluste: 11 (Thompson 5); Assists: 19 (Günther 6); Effektivität: 84 (Fotu 22, Reinhardt 17).

SR: Anne Panther, Straube, Krüper; Zuschauer: 3025.

Stationen: 4:12 (4.), 12:15 (6.), 22:23 (1. Viertel), 29:23 (12.), 40:29 (16.), 48:35 (19.), 48:37 (Halbzeit), 56:42 (23.), 56:54 (26.), 69:58 (3. Viertel), 76:70 (36.), 88:72 (40.), 88:75 (Ende).

Trainerstimmen

Thorsten Leibenath (Ulm): „Glückwunsch an Raoul und die Bayreuther Mannschaft zum verdienten Sieg. Insgesamt war es ein unterhaltsames Basketballspiel, zu dem wir mit einem konzentrierten Start beitragen konnten. Wir haben unsere defensive Balance Ende des ersten Viertels verloren, haben sie auch in der Halbzeit nicht mehr wiedergefunden. Wir haben auf erschreckende Art und Weise einfache Punkte verschenkt, sei es im Schnellangriff oder im Low Post. Dadurch haben wir uns selbst ein Loch gegraben. In der zweiten Halbzeit war es, mit Ausnahme von zwei, drei Minuten des dritten Viertels, eine ganz andere Leistung. Wir waren defensiv deutlich verbessert und haben uns mehrfach in die Position gebracht, die Wende schaffen zu können. Dies ist uns allerdings nicht geglückt, auch weil uns das Wurfglück verlassen hat. Aber auch, weil Bayreuth das sehr stark nach Hause gespielt hat.“

Raoul Korner (Bayreuth): „Danke für die Glückwünsche! Ich schließe mich meinem Kollegen an, dass es ein sehr unterhaltsames Spiel war. Ich möchte meiner Mannschaft gratulieren, dass wir über sehr weite Strecken das umgesetzt haben, was wir uns vorgenommen hatten. Wir hatten nur ein paar defensive Schwächephasen und waren in anderen Situationen ein wenig fahrig. Vor allem dann, wenn es uns nicht gelungen ist, auf den Ball aufzupassen. Es waren ein paar Turnover dabei, wo Ulm die Möglichkeit hatte, das Momentum an sich zu reißen. Im Großen und Ganzen können wir mit dem heute Gezeigten zufrieden sein. Unsere Gedanken sind im Moment bei De’Mon. Wir wünschen uns und hoffen, dass es nichts Schlimmeres ist. Näheres werden wir morgen wissen, wenn er seine Untersuchung hatte.“

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