BRK: Brandstifter wieder rückfällig?

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Ein vorbestrafter Feuerwehrmann, der bereits eine Serie von Brandanschläge verübte, könnte auch für die Brände beim BRK verantwortlich sein. Darüber verhandelt momentan die Strafkammer am Landgericht Bayreuth. Foto: Archiv Foto: red

Zündete ein angehender Lebensmitteltechniker und Feuerwehrmann ein Einsatzfahrzeug der Wasserwacht in der Flessastraße in Kulmbach an? Und ist er zudem für den Brand eines Autos in der Johann-Eckstraße verantwortlich? Diese Fragen versucht derzeit das Landgericht Bayreuth zu klären.

 
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In den Verdacht, in Kulmbach zwei Mal vorsätzlich Feuer gelegt zu haben, ist ein 35-Jähriger aus Naumburg geraten. Denn er wohnte beide Male nicht nur in der Nachbarschaft der Tatorte. Er ist weiterhin einschlägig wegen Brandstiftung vorbestraft. Im Jahr 2016 geschahen eine Reihe von Bränden und Anschlägen rund um Fahrzeuge und Grundstücke das Bayerische Rote Kreuzes.

Unauffällig und freundlich

Als in der Nacht zum 12. November 2016 gegen 1 Uhr ein Fahrzeug der Wasserwacht auf dem BRK-Gelände brannte, lebte der Angeklagte in dem benachbarten Schülerwohnheim. Zwischen dem 1. September und dem 31. Dezember hatte er dort ein Zimmer gemietet. Die Heimleiterin, eine Pädagogin, erinnert sich zwar an den Angeklagten. Auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters Michael Eckstein sagte sie, es habe keine Probleme mit ihm als Mieter gegeben. Er sei „freundlich und zuvorkommend“ gewesen. Auch nach dem Umzug in eine eigene Wohnung sei er immer wieder als Besucher in der Wohnanlage vorbeigekommen.

Ungeklärte Brände im Wohnheim

Jedoch hatte es dort ebenfalls zwei ungeklärte Brände gegeben: Beide Male habe der Rauchmelder Schlimmeres verhindert. Obwohl er keinen Schlüssel mehr besaß, glaubte die Leiterin ihn nach dem zweiten Band in einer Küche im Erdgeschoss gesehen zu haben.

Der zweite Fahrzeugbrand ereignete sich in der Nacht zum 2. Februar diesen Jahres. Abermals in Kulmbach und just in der Straße, in die der Angeklagte gezogen war. Dort erwischte es das Auto eines Lageristen, der in der Nacht vom Rufen seiner Lebensgefährtin aufgeschreckt worden war: „Schatz, Schatzi, dein Auto brennt“, berichtet der Zeuge. Per Notruf alarmierte er die Feuerwehr, die kurz nach 3.30 Uhr eintraf. Die Frau spricht von einem „dumpfen Knall“, der sie erschreckt habe.

Auf dem Reifen Feuer gelegt

Wie die Polizei feststellte, war auf dem rechten Vorderrad Papier entzündet worden. Das Feuer griff auf den Motorraum über und verursachte Totalschaden. Auf dem rechten Hinterreifen entdeckte die Polizei ein Knäuel aus Papiertüchern, das offenbar nicht gebrannt hatte. Auf dem Boden lagen Wachsteilchen.

Diese wiederum scheinen genau zu einer Kerze zu passen, die der Angeklagte in seiner Wohnung hatte. Die Polizei war aufgrund seiner Vergangenheit als Brandstifter auf ihn aufmerksam geworden und durchsuchte seine Wohnung. Der 35-Jährige sei leicht alkoholisiert und nackt im Bett gelegen, als sie ihn vorläuft festnehmen wollten. „Er hat alles über sich ergehen lassen und schien nicht überrascht zu sein“, schildert der Polizist im Landgerichtssaal. Man habe zudem Taschentücher und ein Feuerzeug bei ihm gefunden. Beim Verhör habe der Mann recht selbstsicher gewirkt, so der Polizist. „Ihr könnt das eh nicht nachweisen“, soll er noch gesagt haben. Bisher bestreitet er die Tatvorwürfe.

Vorstrafe wegen mehrfacher Brandstiftung

Alles nur Zufall? Wenn man den Lebenslauf des Angeklagten ansieht, mag man das kaum glauben. Im November 2008 verurteilte ihn das Landgericht Halle wegen mehrfacher Brandstiftung und Sachbeschädigung zu einer Bewährungsstrafe von drei Jahren und drei Monaten. Damals gestand er alles.

Rache, Hass und Eifersucht

Wegen der Trennung von seiner Freundin aus Rache, Hass und Eifersucht habe er die verschiedenen Brände gelegt. Der Vater der Freundin war der örtliche Feuerwehrchef, der Brandstifter selbst Feuerwehrmann. Er zündete Müllcontainer an, setzte Stroh in einem Kälberstall in Brand und versuchte, das Gartenhaus des Kommandanten abzufackeln. Außerdem besprühte er die Autos seiner Feuerwehrkollegen mit Farbe und schlug die Scheiben ein. Und durch das zerstörte Fenster einer Werkstatt in der Grundschule warf er brennendes Material. Teils setzte er die Notrufe selbst ab und half bei den Löscheinsätzen. „Er fühlte sich von allen verlassen und beleidigt“, heißt es in dem Urteil, das Eckstein verlas. „Dabei versetzte er ein ganzes Dorf in Angst und Schrecken und streute Misstrauen unter den Bürgern und Feuerwehrleuten.“

Dieses Mal unschuldig?

Während der Mann diese Taten alle einräumte, bleibt er nun aber dabei, unschuldig zu sein und mit den Bränden in Kulmbach nichts zu tun zu haben. Bleibt spannend, was Gutachter Klaus Leipziger über den psychischen Zustand des Angeklagten am Ende der Verhandlung sagen wird. Der Prozess fortgesetzt.

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