Brillant im Ton, leichtfüßig im Ausdruck

Von Gordian Beck
Der Solist Benedict Kloeckner und die Polnische Kammerphilharmonie Sopot. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Eine Mendelsohn-Sinfonia für Streicher, eine Schubert Ouvertüre, das Schumann-Konzert für Cello dazu mit Pehr Henrik Nordgrens Konzert für Violoncello und Streichorchester ein zeitgenössisches Werk – das Programm des vierten Abonnementkonzerts der Kulturfreunde Bayreuth wirkte auf den ersten Blick alles andere als spektakulär. Ein Konzertprogramm wie vom Reißbrett; mit Nordgrens Cello-Konzert als Amuse-Gueule für anregte Pausengespräche, der Rest ist Wohlgefallen. Soweit die Theorie.

 
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Zum Konzert der Kulturfreunde mit dem Cellisten Benedict Kloeckner und der Polnischen Kammerphilharmonie Sopot.

Glücklicherweise geht sich die nicht immer aus und es kommt anders als erwartet. Etwa, weil Nordgrens Cello-Konzert ein überaus spannendes und damit auch ein nachhaltiges Hörerlebnis ist; eine Musik, die sich vorzugsweise leise äußert, in der etwa Töne übereinander gelagert und bis in die Unhörbarkeit gehalten werden, eine Musik, die die Ausführenden in ihrer Technik, aber auch in ihrer Konzentrationsfähigkeit wahrlich fordert.

Die Intensität riss mit

Insofern alles andere als ein leichter Einstieg für den Solisten des Abends, Benedict Kloeckner. Doch die Intensität, mit der er zu Werke ging, riss mit. Vor allem auch die ihn begleitende Polnische Kammerphilharmonie Sopot unter der Leitung von Wojciech Rasjski. Denn deren Spiel wirkte auf einmal frappierend anders. Plätscherte Felix Mendelssohns Jugendwerk, die viersätzige Sinfonia für Streicher Nr. 7 in d-moll, noch ohne großen Ausdruck nur so vor sich hin, war das kleine Orchester nun voll da.

Ein gewisses Feuer

Das kam auch Franz Schuberts Ouvertüre in c-moll, D 8, zugute. Auch das ein Jugendwerk, auch das, ähnlich wie bei der Mendelssohn Sinfonia, eine kompositorische Fingerübung, wenngleich mit dramatischem Anspruch. Dieser wurde von Rasjski auch entsprechend bedient, im Ergebnis stand eine Interpretation, die bei aller Präzision auch ein gewisses Feuer hatte.

Kloeckner: ein Ohrenschmaus

Dieses hatte auch der letzte Programmpunkt des Konzertabends, Robert Schumanns berühmtes Cellokonzert op.129. Allerdings drückte diesem Meisterwerk hier weniger das Orchester, denn Kloeckner den Stempel auf. Sein Ton besitzt eine immer wieder aufs Neue verblüffende Variabilität in Ausdruck und Farbe, sein Spiel wirkt beeindruckend leicht und flüssig. Kurz, es ist ein Ohrenschmaus, ihm und seinem Cello zuzuhören. Wobei ihm auch zugutekam, dass in seinem Rücken kein großer Orchesterapparat saß, sondern ein eher übersichtlicher Klangkörper, der in seiner Transparenz den Solopart weit stärker in Szene setzte, als dies normalerweise der Fall wäre. Kloeckner wusste das zu nutzen, seine Stärke, sein Cello quasi Geschichten erzählen zu lassen, kam hier voll zum Tragen.

Tosender Applaus

Eine Fähigkeit, die die drei Zugaben, zwei Sätze aus Johann Sebastian Bachs Cellosuite Nr. 6 in D-Dur sowie Pablo Casals „Song of the Birds“ – Klöckner präsentierte dieses Stück offenkundig in einer eigenen Version -, zu jeweils höchst faszinierenden Klangerlebnissen machten. Tosender Applaus im voll besetzten Europasaal.