Negative Folgen
Auch der Bayreuther Porzellanhersteller Walküre hat Geschäftsbeziehungen mit Großbritannien und liefert Geschirrporzellan auf die Insel. Ob der Brexit dem Geschäft schadet, das werde davon abhängen, ob die Ausstiegsverhandlungen und die daraus resultierenden Ergebnisse eher sachlich oder emotional getrieben ablaufen, sagt Geschäftsführer Wolfgang Meyer unserer Zeitung. In enger Abstimmung mit den Partnern vor Ort will das Unternehmen seine Marktanteile sichern. Mögliche negative Folgen sollen durch Wachstum auf anderen Märkten kompensiert werden, sagt Meyer.
Bürokratie belastet
IHK-Vizepräsident Jörg Lichtenegger (Bayreuth) hatte vor negativen Brexit-Folgen gewarnt: „Der Brexit stellt natürlich vor allem die exportorientierte Industrie Oberfrankens vor Herausforderungen, aber auch Handel und Dienstleistungen werden durch neu entstehende Bürokratie belastet werden.“ Über 200 Unternehmen aus Oberfranken pflegen laut IHK Geschäftsbeziehungen mit Großbritannien. Zu den insgesamt exportstärksten Branchen in Oberfranken zählen der Maschinenbau, die Hersteller von elektronischen und optischen Erzeugnissen, sowie die Hersteller von Gummi- und Kunststoffwaren. Auch die IHK geht davon aus, dass mögliche Umsatzeinbußen auf dem britischen Markt „voraussichtlich durch positive Entwicklungen auf anderen Märkten“ weitgehend ausgeglichen werden können. Auswirkungen könnte es bei den oberfränkischen Automobilzulieferern geben, die zwar kaum direkt exportieren, aber alle deutschen Kfz-Hersteller beliefern. Zu deren wichtigsten Exportmärkten zählt Großbritannien. Jedes fünfte in Deutschland produzierte Auto werde nach Angaben des Branchenverbandes in Großbritannien verkauft.
„Wir gehen davon aus, dass Unternehmen Investitionen in Großbritannien in Zukunft sehr gründlich durchdenken und womöglich dort insgesamt weniger investieren werden. Deutschland verliert zudem mit Großbritannien in der EU einen wichtigen Fürsprecher für eine freie Marktwirtschaft“, so IHK-Hauptgeschäftsführerin Christi Degen.
Wichtiger Markt
Mit einer Exportquote von mehr als 50 Prozent ist die oberfränkische Wirtschaft international ausgerichtet. Großbritannien zählt zu den fünf wichtigsten Handelspartnern Bayerns und war 2015 nach den USA zweitwichtigster Exportpartner. „Großbritannien ist insgesamt ein wichtiger Markt für uns, einerseits weil viele in Deutschland produzierte Autos dorthin exportiert werden und wir hier Zulieferer sind, andererseits auch, weil wir britische Hersteller direkt mit unseren Produkten beliefern“, so Vertriebsleiter Alexander Kapsch von der Scherdel-Gruppe in Marktredwitz.